... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
mit digital kontrollierten Registern programmiert werden sollten. Sie arbeiteten an einem individuellen Gerät nach Maß, das auch nicht lineare Anpassung verwendete. Das war eine bahnbrechende Idee, die zu dem ersten digital programmierbaren Hörgerät führte.
Die ReSound Corporation war von Dr. Rodney Perkins und Dr. Goode gegründet worden und hatte ursprünglich das Ziel, Hörimplantate zu einem kommerziell verwertbaren Produkt zu entwickeln.
Die Firma war in einem Bürolabor auf dem gleichen Gang wie das California Ear Institute (die Privatpraxis von Dr. Perkins), auf der Page Mill Road neben dem Foothill Expressway. Zunächst arbeitete nur eine weitere Person bei ReSound, nämlich Jon Winstead. Jon war der leitende Techniker und arbeitete an der Grundlagenforschung, die man brauchte, um ein Konzept namens EarLens in ein Produkt überzuführen. Jon hatte Schwierigkeiten mit der Kalibrierung des sogenannten Laser-Doppler-Vibrometers. Dieses Gerät sollte eine äußerst nachhaltige Wirkung auf meine Arbeit haben.
Der Laser-Doppler war innerhalb des Labors in einem Reinraum untergebracht. Eine schalldichte Kammer umschloss das gesamte Laser-Doppler-System, das mit seinem rotleuchtenden Laserstrahl auf einem pneumatischen Isolationstisch aufgehängt war. Dieses Gerät war hochempfindlich, viel empfindlicher als das optische Abtastsystem, das wir in Dr. Goodes Labor verwendet hatten. Anstelle von fotografischer Darstellung und Mikroskopieren nützte dieses System Laserstrahlen, um mit Hilfe der Doppler-Verschiebung Mikrovibrationen zu entdecken. Ich half Jon mit dem Kalibrieren, und schon bald funktionierte alles. In den nächsten Monaten brachten wir unsere Testexemplare aus dem Labor hinüber zu ReSound, um mit nie gekannter Präzision die Normmaße für die Schwingungen im Ohr als Reaktion auf Schall festzulegen. Sobald wir diese Grundlagen hatten, konnten wir die Voraussetzungen verstehen, die ein Gehörimplantat, oder im Fall von ReSound eine Ohrlinse, mitbringen musste, um ein erfolgreiches Produkt zu werden.
Wir befassten uns viel mit der Ohrlinse, arbeiteten lang und oft bis spät in die Nacht daran. Damals hielten wir das für die Lösung eines direkt angetriebenen Hörgeräts. ReSound hatte einige Rechte auf geistiges Eigentum von AT &T (Bell Labs) erworben und auch sechs Spitzenleute von den Bell Labs übernommen. Jont Allen, Fred Waldhour und Ed Villchur hatten die Grundlagen der ReSound-Technologie untersucht und herausgefunden, dass eine aktive Kompression aller Laute in einen reduzierten Dynamikbereich mit einem aktiven elektronischen System Laute und Sprache für einen Hörgeschädigten wesentlich klarer und verständlicher machen würde. Hörgeschädigte hatten nicht nur einen Verlust an der untersten Schwelle, sondern litten auch unter einem reduzierten Dynamikbereich. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis konnte ReSound ein komprimiertes Signal in einer Bandbreite herstellen, die für den Hörgeschädigten wesentlich brauchbarer war. Für Patienten mit Hörverlust war das eine sehr wichtige Verbesserung.
Fast alle heute in Verwendung stehenden Hörgeräte setzen auf irgendeine Weise die von ReSound entwickelte Signalkompression ein. Doch obwohl das ein sehr großer technischer und klinischer Erfolg war, führte die Einführung von intelligenten Hörgeräten mit komprimierten Signalschaltungen nicht zu einer wesentlichen Änderung im Trageverhalten. Diese neuen Hörgeräte wiesen in der Tat eine signifikante Klangverbesserung auf, besonders bei geringer oder mittlerer Schwerhörigkeit, trotzdem lehnte die Mehrheit ein Hörgerät ab. Ich denke, wenn eine Person kein Hörgerät will und es nicht trägt, spielt weder die Qualität noch der Preis noch die erzielte Verbesserung eine Rolle. Wenn man ein Hörgerät grundsätzlich ablehnt, lehnt man auch ein sehr gutes ab.
Das grundlegende Konzept von ReSound basierte auf der Resthörigkeit von Hörgeschädigten. Das ReSound-Team verstand, dass bei Schwerhörigen die Kurve der Lautstärke ungewöhnlich war. Gehörgeschädigte haben eine niedrigere Schallpegelschwelle und können tiefe Töne schlecht oder gar nicht hören, obwohl sie sehr laute Töne (Presslufthammer oder Schuss) wie Normalhörige hören können. Daher ist es für sie sehr verwirrend und unangenehm laut, wenn alle Laute gleichmäßig verstärkt werden. Man muss daher nur die tiefen Töne verstärken, die lauten Töne gar nicht und die dazwischenliegenden ein wenig. Fred und Carlos Baez
Weitere Kostenlose Bücher