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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoffrey Ball
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entwickelten auf Basis dieser Technologie einen Chip, der individuell auf den Träger abgestimmt werden und später in ReSound-Hörgeräte eingesetzt werden konnte.
    Ich war der erste Patient, der mit diesen neuen, chipbetriebenen Hörgeräten von ReSound ausgestattet wurde. Es waren die besten Hörgeräte, die ich je hatte. Ich brannte darauf, die ReSound-Technologie mit einem direkt betriebenen Mittelohrimplantat zu verbinden. Ich wurde zum Starpatienten bei ReSound und arbeitete sogar an ihren Ausstellungsständen bei Messen. Einerseits wollte ich natürlich ReSound unterstützen, andererseits wurde so mein Gehörverlust in aller Öffentlichkeit bekannt. Dr. Perkins überzeugte mich mit dem Argument, das wäre es wert, wenn ich dadurch nur einer einzigen Person helfen könnte.
    Aus der Perspektive meines sicheren Postens bei den ReSound-Forschungslabors konnte ich das Wachstum des Betriebes von einer kleinen Firma mit nur einem Angestellten zu einem blühenden Unternehmen mit hunderten Angestellten verfolgen. ReSound entwickelte sich zu einer erfolgreichen Firma für Hörgeräte mit den besten Geräten am Markt, aber natürlich erfolgte dieses Wachstum nicht reibungslos. Als die ersten Chips in Produktion gingen, gab es erhebliche Ertragsprobleme, und die Firma erlebte eine schmerzhafte Periode von Umstrukturierungen und Entlassungen. Ich hatte einen kleinen Zusatzverdienst, indem ich die einzelnen Chips manuell testete, damit die Firma ihren Lieferverpflichtungen nachkommen konnte.
    Ironischerweise führte der Erfolg von ReSound mit Hörgeräten dazu, dass das Konzept eines Hörimplantats oder der Ohrlinse oder irgendeines anderen medizinischen Geräts immer weniger in ihr strategisches Geschäftsmodell passte. Während Hörgeräte durch die FDA reguliert wurden, galt die Ohrlinse als medizinisches Gerät und unterlag daher wesentlich strikteren Zulassungsbestimmungen. Wir kamen zwar weiter, aber es gab eigentlich nur zwei Leute, die an der Ohrlinse arbeiteten, und ich nur in Teilzeit.
    Eines Tages stellte ReSound einen neuen, jungen biomedizinischen Ingenieur an, nennen wir ihn Reuben, der das Ohrlinsen-Projekt übernehmen und leiten sollte. Zunächst freute ich mich sehr darüber und Reuben kam mit den besten Absichten. Als erste Aufgabe sollte ich eine Reihe von Kurven für unterschiedlich starke Magnete und Formen entwickeln, die er sich ausgedacht hatte.
    Ich hatte bereits hunderte Magnete getestet und die Kurven aufgrund der Laser-Doppler-Daten erstellt, aber jetzt verwendete ich sein Modell. Als ich ihm die Daten zeigte, regte er sich sehr auf. Die Kurven beschrieben die durchschnittliche Bewegung eines Magnets bei gegebenen Parametern der Distanz. In jedem Test gab es geringe Abweichungen in der aufgezeichneten Bewegung, je nachdem, wie gut ich den Test dem verwendeten Mikropositionssystem anpassen konnte.
    Ich versuchte ihm die Daten zu erklären: „Das sind die Kurven von verschiedenen Magneten entsprechend deinem Modell. Beachte, dass dieser Magnet bedeutend mehr Abweichung zeigt als die anderen Magneten. Der Mittelwert der Daten wird durch den Strich auf dem Ausdruck angezeigt. Also habe ich das Histogramm ausgedruckt und eine gute Form erhalten, bei der die Daten in einer guten Bell-Verteilung rund um das Mittel angeordnet sind.“
    Reuben verlor die Fassung und lief rot an: „Die Daten müssen bei jedem Test genau gleich sein! Welche Bell-Kurve? Ich will keine Kurven. Das kann ich nicht brauchen!“
    Ich wollte zurückschreien, dass er ein idiotisches Modell gewählt habe und dass die Daten perfekt seien, aber ich wusste, er würde das nicht akzeptieren.
    „Mach das noch einmal!“, befahl er mir.
    Also versuchte ich es noch einmal. Und noch einmal. Und wieder! Doch die Daten waren jedes Mal sehr ähnlich, und Reuben war nie zufrieden. Im Laufe ähnlicher Auseinandersetzungen in den nächsten Wochen verstand ich allmählich, dass Reuben nur eine Bestätigung seiner Vorstellungen wollte. Anders gesagt, er dachte, er hätte die Antwort bereits und wollte nur Daten akzeptieren, die seine Meinung bestätigten. So fragte ich ihn schließlich, was denn seiner Meinung nach die richtigen Zahlen sein sollten. Dann ging ich mit diesen Werten ins Labor, druckte eine Liste mit den Resultaten aus, die er haben wollte und überreichte sie ihm.
    Er war ganz aufgeregt: „Siehst du!“, schrie er. „Ich wusste, du würdest es schaffen! Das ist richtig. Großartige Arbeit!“
    Aber ich antwortete: „Das sind

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