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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoffrey Ball
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bin fest davon überzeugt, dass ein langfristiges, ansehnliches, erstklassiges und ökonomisch gesundes Forschungsprogramm mit „interessanten“ Leuten anfängt. Sie benehmen sich anders als der Durchschnitt und schauen oft auch anders aus, aber sie sind der Schlüssel zur Innovation. „Interessante“ Typen brauchen Fördergelder, eine erschwingliche Unterkunft, Laborplätze und so wenig Aufsicht wie möglich. Was „interessante“ Typen vor allem hassen, ist Bürokratie, und ein zarter Hinweis, dass Pizza nun mal wirklich nicht ins Labor gehört, lässt sie beinah schon weglaufen. Sie stellen üblicherweise für jedes Management eine Herausforderung dar. Dafür sind sie aber brillante Denker, die mit ungewöhnlichen, bahnbrechenden Resultaten aufwarten können, wenn man sie nur lässt.
    Es ist oft schwierig, aus Laborratten schlau zu werden oder sie zu verstehen, aber man braucht sie. Für mich als Kind in Silicon Valley waren sie allgegenwärtig. Später in den Stanford Labs habe ich noch immer viele gesehen, wie sie ihren täglichen Weg in die Labors in verbeulten Toyotas oder alten Volkswagen zurücklegten. Je schwieriger es wurde, leistbare Unterkünfte im Valley und auf der oberen Halbinsel zu finden, desto weiter weg zogen sie, bis ein Pendeln kaum mehr möglich war: in die Hügel nahe La Honda oder nach Salinas, Santa Cruz, Berkeley und noch weiter. Den Rekord hielt ein Pendler aus Carmel Valley. Trotzdem kamen sie jeden Tag oder zumindest meistens zur Arbeit.
    Manchmal trieben es diese Leute aber doch etwas zu weit. Ich kann mich an einen Forscher erinnern, einen Mediziner aus Europa, der eines der Labs im Sommer besuchte. Irgendwie hatte er das Anatomielabor überredet, ihm einen kompletten menschlichen Kopf für Forschungszwecke zu überlassen. Er hatte überzeugend darlegen können, dass wir alle Formulare ausgefüllt hätten und sie irgendwie verlegt worden wären. Nachdem er meinen Namen verwendet hat, um die Probe zu erhalten, platzierte er den Kopf in einem Kübel, legte ein Handtuch darüber, trug ihn dann in das Büro der Spitalsverwaltung und scherzte mit der Sekretärin.
    Man kann sich meinen Schrecken vorstellen, als sie mich anrief: „Hi, Geoffrey. Hier ist Karen. Kennst du einen Dr. XXX ? Der ist gerade in unser Büro gekommen mit einem Kübel und macht Scherze darüber, dass darin ein menschlicher Kopf liegt!“
    Ich horchte auf.
    „Der veräppelt euch sicher nur. Niemand würde so etwas tun. Außerdem haben wir für solche Präparate im Augenblick gar keine Anforderungsformulare.“
    „Okay, aber er hatte einen Kübel, der wirklich schwer aussah. Mit dem stimmt irgendwas nicht. Der ist mir nicht geheuer. Sag ihm, er soll nicht mehr herkommen.“
    Ich legte auf und ging ins Labor. Dort stand Dr. XXX , noch dazu in meinem Labor, und nahm gerade einen menschlichen Kopf aus dem Kübel heraus.
    „Was zum Teufel machen Sie da? Waren sie mit dem da gerade in Karens Büro?“, fuhr ich ihn an.
    „Ich hab doch nur einen Spaß gemacht“, antwortete er.
    „Ich hab keine Ahnung, was sie damit machen, aber sie müssen sofort damit aufhören. Sofort!“, brüllte ich ihn an.
    Ich zitterte vor Wut und Bestürzung über diese Szene. Ich musste Dr. Goode informieren und den Kopf in die Anatomie zurückbringen. Ich war sicher, dass dafür keinerlei Papiere ausgestellt worden waren. Ich rannte hinunter zu Dr. Goodes Büro, unschlüssig, was ich tun sollte.
    Goode war wie üblich schwer beschäftigt, und ich wartete ungeduldig in der Schlange hinter einigen Turnusärzten. Als ich endlich in sein Büro kam, versuchte ich zu erklären, was passiert war. Noch bevor ich fertig war, erhielt Dr. Goode einen Anruf von einer OP -Schwester.
    „Dr. Goode! Sie haben einen Forscher, der gerade einen menschlichen Kopf ohne unsere Zustimmung in den OP gebracht hat. Kommen Sie sofort herauf!“
    Entsetzt stürmten Dr. Goode und ich die Stiegen hinauf in die Chirurgie. Im OP 3 fanden wir Dr. XXX , noch immer mit dem Kopf. Goode wurde wütender, als ich ihn je erlebte hatte.
    „Sehen Sie, Dr. Goode, ich hab es Ihnen ja gesagt“, rief ich.
    Dr. XXX sagte: „Ich mache eine Scheinoperation und habe einen Genehmigungsschein.“
    „Nein!“, brüllte Dr. Goode. „Nein, Sie machen nichts dergleichen. Wir handhaben das hier nicht so!“
    Ich brachte den Kopf auf die Anatomie zurück, und Dr. XXX wurde nach Europa zurückgeschickt. Es war der bescheuertste Vorfall in meiner gesamten Forschungszeit. Ich sprach dann mit

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