Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoffrey Ball
Vom Netzwerk:
reichen schon lange zurück. 1899 ließ Collins seine erste elektrische Hörhilfe patentieren. Sie hatte eine Batterie, einen Verstärker und einfache, signalverarbeitende Stromkreise, die eine Wiedergabeeinheit (d. h. einen Empfänger) im Ohrkanal antrieb. Dieses Gerät war sehr primitiv, aber es wies alle funktionalen Teile auf, die man auch in modernen Hörhilfen finden kann. Neben seiner erfolgreichen Arbeit an Mikrofonen, Elektronik, Verstärkern und Batterien schuf auch Thomas Edison, zweifelsohne der größte Erfinder aller Zeiten, eine elektronische Hörhilfe, die jedoch nie in den Handel kam. Edison war ja selbst schwerhörig, hielt das allerdings für einen Vorteil, da es ihm erlaubte, ungestört zu arbeiten und Unterbrechungen zu ignorieren.
    Zwischen 1900 und den 1980ern konzentrierte sich die Entwicklung von Hörgeräten vor allem darauf, ihre Größe zu reduzieren sowie das Gehäuse und die funktionale Leistung der Komponenten zu verbessern. Die ReSound Corporation verwendete 1988 erstmals die wegweisende Arbeit von Villchur und Waldhaur, die die Einführung von aktiven Kompressionsschaltungen ermöglichte und einen wesentlichen Durchbruch in der Entwicklung moderner Hörgeräte darstellte.
    Seit den 1970ern besitzen nur 21 bis 23 Prozent aller gehörgeschädigten Personen ein Hörgerät. Das heißt, 75 Prozent aller an Hörverlust Leidenden, denen eine Verstärkung helfen könnte und sollte, besitzen nicht einmal ein Gerät. Ein großer Teil derer, die ein Hörgerät besitzen, verwendet es nie. Die Anzahl der Personen, die ein Hörgerät besitzen und es auch vier oder mehr Stunden täglich aktiv verwenden, macht zehn Prozent oder weniger aller Hörgeschädigten aus.
    Die Ursachen dafür, warum eine offenkundige Mehrheit von Schwerhörigen Hörgeräte ablehnt, sind vielfältig. Zunächst ist da einmal das eigenartige und altmodische Stigma des Gehörverlustes und des Tragens eines Hörgerätes. Als Hauptgrund wird angeführt, dass Patienten keinen Vorteil in der Technologie erkennen. Viele Leute, die erlebt haben, wie ein Familienmitglied oder Freund sich mit einem Gerät abmühte und darüber beklagte, denken, „wenn es bei ihm nicht funktioniert, dann wird es bei mir auch nicht gehen“. Patienten, die bereits einmal ein Hörgerät besessen haben und es aus irgendeinem Grund nicht mochten, die keine gute Klangqualität erhielten, haben keine Lust, es noch einmal auszuprobieren. Leider gibt es auch skrupellose Firmen, die minderwertige Geräte und schlechten Service zu überhöhten Preisen anbieten. Viele Patienten, die zwar die entsprechende Technologie haben, können keine entsprechende Wirkung bemerken, weil das Gerät schlecht angepasst oder programmiert wurde. Ein typisches Beispiel: Die Hörgeräte von Patienten mit Verlust der hohen Frequenzen sollten eben nur dafür programmiert werden, und nicht für tiefe Frequenzen. Das richtige Gerät zu erhalten, ist die eine Sache, es so eingestellt zu bekommen, dass man den maximalen Nutzen daraus ziehen kann, eine andere.
    Mittelohrimplantate mit „Direct Drive“ hatten das Potential, die meisten, wenn nicht alle wesentlichen Probleme von akustischen Hörhilfen zu lösen. Durch ein chirurgisch implantiertes Gerät konnte der Wandler viel näher an der Zielstruktur, der Cochlea, platziert werden. Solch ein Gerät konnte theoretisch hervorragende Signale ohne Rückkoppelung liefern und war für den Patienten kosmetisch besser und angenehmer zu bedienen. Kritiker dieser Technik halten dagegen, dass eben ein chirurgischer Eingriff nötig sei, dass die Rückkoppelung durch Gegenkoppelungsschaltungen unterdrückt wird und dass die kleineren, neuen Open-Fit-Geräte die kosmetischen und die Bedienungsprobleme lösen würden.
    Leider haben die Kritiker nicht Recht. Die meisten Patienten sind noch immer nicht zufrieden mit ihren Hörgeräten, und die Beschwerden sind die gleichen wie vorher. Ich fand es immer interessant zu bemerken, dass die meisten Befürworter der akustischen Hörgeräte selbst keine trugen, wie sollten sie es also wissen? Zweifellos können und sollen viele Patienten Hörgeräte verwenden, und sie sind auch heute besser als jemals zuvor – aber für viele Patienten stellen sie eben keine zufriedenstellende Lösung dar. Wenn für Patienten aus medizinischen oder anatomischen Gründen akustische Hörgeräte nicht in Frage kommen, bieten Mittelohrimplantate die beste Möglichkeit, Schwerhörigkeit zu behandeln. Die konventionellen

Weitere Kostenlose Bücher