... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
unsere Forscher und Entwickler weiter. Sie bauten Modelle, stellten Versuche an und schliffen an den Einzelheiten herum. Unser Produktionsteam, angeführt von Pat Rimroth, versuchte inzwischen eine Anlage für die Massenfertigung von Implantaten und Audioprozessoren zu entwerfen.
Wie bei allen Firmengründungen gab es viel Pizza, meistens spät am Abend. Wir kamen häufig erst in der Nacht nach Hause, schliefen wenig und erschienen in der Früh wieder im Labor. Das klinische Personal beschäftigte sich mit den Protokollen und Anlagebewilligungen für die Versuchsreihen. Peter Hertzmann hatte die heroische Aufgabe, die Implantate dafür herzurichten. Wir empfingen auch viele VIP s, meistens unsere Investoren oder solche, die es noch werden wollten. Bob beeindruckte mich in dieser Phase am meisten. Er kam als Erster zur Arbeit und ging abends als Letzter wieder fort. Es waren endlose Tests durchzuführen. Samstage verwandelten sich allmählich in normale Arbeitstage. Bloß die Sonntage blieben frei, aber sogar dann fand man Jim Culp oder Eric Jaeger im Labor.
Ich hatte zur Forschung meine eigenen Räumlichkeiten in der Firma und verbrachte jede freie Minute dort beim Erfinden, wenn ich nicht schon wieder Laser-Doppler-Tests durchführte. Ich baute in der Zeit etwa die ersten implantierbaren Mikrofone, die auch wirklich funktionierten.
Am 6. November 1996, nur 18 Monate nach ihrer Erfindung, implantierte Dr. Ugo Fisch in der ORL -Klinik in Zürich zum ersten Mal eine Soundbridge in ein menschliches Ohr. Andere Kliniken folgten bald nach. Die Operationen verliefen allesamt erfolgreich und schenkten den Patienten ein deutlich verbessertes Gehör und bessere Tonqualität. Die Dinger funktionierten!
Trotzdes Erfolgs empfand ich Enttäuschung. Aufgrund unserer Elektronik schafften wir es nicht, das System voll auszuschöpfen und lauter zu machen. Wir wurden während der Entwicklungsphase immer wieder davor gewarnt, das Gerät zu laut zu machen und dadurch das Restgehör unserer Patienten noch weiter zu beschädigen. Natürlich hatten wir versucht, das zu vermeiden, und waren offensichtlich übervorsichtig gewesen. Obwohl die vielen Versuchsreihen eigentlich der Feineinstellung dienten, schreckten wir dann doch vor unseren eigenen Möglichkeiten zurück. Als wir schließlich ins Labor zurückkehrten, um den Audioprozessor zu verstärken, brach natürlich eine kleine Krise aus. Bob schaffte es jedoch mit seinem Team in kürzester Zeit, die Soundbridge doch noch lauter zu drehen. Harry war während der Versuchsphase ein Fels in der Brandung.
Bei der nächsten Versuchsrunde waren schon die stärkeren Prozessoren im Einsatz. Die Soundbridge wurde mittlerweile in ganz Europa eingesetzt. Die Ergebnisse waren hervorragend. Das Ziel war erreicht, die Soundbridge funktionierte so, wie sie es sollte.
In achtzehn Monaten von der Firmengründung bis zur Zulassung eines Klasse- III -Implantats: Das muss ein Rekord sein. Es ist auch deswegen besonders beachtenswert, weil aktive medizinische Implantate weltweit eines der am stärksten regulierten Produkte sind. Bei Symphonix haben wir das ganz ohne Abkürzungen bewältigt.
Nach unseren ersten Erfolgen flogen Harry und ich nach Japan, um dort beim Gesundheitsministerium um eine Zulassung anzusuchen. Zunächst brauchten wir eigene Spezialisten für die Koordination der Versuche und Amtswege. Wir waren uns sicher, dass meine Kontakte zu Dr. Suzukin und Dr. Yanigihara und der Ehime-Klinik hilfreich sein würden. Nun, fast fünfzehn Jahre später, muss ich zugeben, dass wir wohl etwas zu optimistisch waren. Mein Produkt ist in Japan immer noch nicht zugelassen, und die medizinischen Versuche laufen weiter. Man hatte uns zwar versichert, dass die FDA -Daten akzeptiert würden, wir mussten aber trotzdem völlig neue Versuchsreihen vor Ort starten.
Zumindest hatte Harry in Japan wie wild fotografiert, und nach unserer Rückkehr gab ich meiner Mutter ein paar Abzüge, die sie stolz ihren Kolleginnen im El-Camino-Krankenhaus zeigte. Eine der jüngeren Krankenschwestern fragte meine Mutter, ob ich vielleicht Interesse hätte, den Nussknacker in der Oper zu sehen, da sie wegen der Absage einer Freundin ein Ticket übrig hatte. Es war die Weihnachtszeit, ich war alleine, also ließ ich mich von meiner Mutter überreden, diese Schwester, Sabina, anzurufen. Ich konnte den Nussknacker nicht ausstehen, hatte ihn schon unzählige Male gesehen und fand ihn immer einschläfernd.
Ich rief Sabina an und
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