... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
zwei freien Tage in Zürich mit meinem Chef gehören zu den schönsten Erinnerungen, die ich an Symphonix habe. Es war gewissermaßen die Ruhe vor dem Sturm. In den nächsten Jahren würden Harry und ich noch wilde Gewässer durchqueren, mit Harry als Kapitän der tüchtigen Symphonix-Fregatte und einer Mannschaft, die nicht recht wusste, wann oder wo wir jemals an Land gehen würden. Dank Harry sahen wir unserem Landgang aber mit Zuversicht entgegen.
Bob vollbrachte mittlerweile Wunder in der Entwicklung. Rückblickend ist er, nach Ingeborg Hochmair, der CEO von MED - EL , der zweitfleißigste Mensch, dem ich jemals begegnet bin. Wie erwartet, stellte sich der Bau der Wandler als größte Herausforderung dar. Die erste Aufgabe des Implantat-Teams war es, meine Prototypen nachzubauen. Unsere Ingenieure sahen sich alle meine Handgriffe und Unterlagen sorgfältig an und verfassten seitenweise Notizen. Dann bauten sie die FMT s nach und waren überrascht, wie gut sie funktionierten. Das größte technische Problem war, die Apparate so anzufertigen, dass sie zwar klein genug waren, aber trotzdem noch hermetisch versiegelt werden konnten.
Chris Julian arbeitete eng mit Dan Wallace und Tim Dietz zusammen, um die verschiedenen Probleme zu lösen. Unter anderem bewiesen sie unseren Lieferanten, dass es entgegen ihrer Warnungen sehr wohl möglich war, die Teile so klein zu fertigen, wie wir sie benötigten. Dan Wallace verwandelte meinen Laser-Doppler-Vibrometer-Test auch in ein kluges Versuchssystem für den FMT .
Eine zentrale Schwierigkeit war ein Phänomen, das wir „drop out“ nannten. Bei niedrigen Eingangssignalen kam die Leistung aus den Wandlern, die wir mit dem LDV maßen, vor allem in den Niedrigfrequenzbereichen nicht linear heraus. Wir lösten das Drop-out-Problem während einer Reihe von nächtlichen Versuchsserien, die Dan, Chris, Bob, Tim Dietz und ich durchführten. Danach stand den ersten akuten Tests nichts mehr im Wege.
Im Februar 1995 führten sintflutartige Regenfälle in Silicon Valley zu Straßensperren. Als ich eines Abends mit dem Auto von einer Sitzung in Sand Hill heimfuhr, hörte ich im Radio, dass der Guadalupe River, ganz in der Nähe unserer Anlage, über die Ufer getreten war. Um Gottes Willen , dachte ich mir, wir haben gerade erst das Computernetzwerk installiert. Wenn das jetzt überflutet wird, kostet uns das Monate!
Die Lage bei Symphonix war schlimmer, als ich befürchtet hatte. Ich musste den Wagen an der Autobahn stehenlassen und durch hüfthohes Wasser zu unseren Gebäuden waten. Die Parkplätze waren überflutet, und das Wasser, schon eine Handbreite vor unseren Eingangstüren, stieg immer noch. Ich war entgeistert. Ich rannte durch das Gebäude, steckte alle Computer ab und stellte sie auf jede hohe, freie Fläche, die verfügbar war. Danach versuchte ich die Server und die Netzwerkgeräte zu retten, und abschließend unsere Unterlagen und Protokolle. Ich wusste nicht, ob das als Schutz ausreichen würde, hörte aber im Radio, dass die Pumpen wieder anfingen, das Wasser in die San Francisco Bay zu leiten. Der Boden würde feucht werden, so viel stand fest, aber zumindest konnten wir weiterarbeiten oder sogar kurzfristig umziehen. Als ich das Gebäude verließ, hatte das Wasser die Lobby erreicht.
Ich rief Harry an. „Ich hab das Netzwerk so hoch wie möglich abgestellt“, teilte ich ihm mit. „Kennst du jemanden, der ein Boot hat? Wir werden nämlich eines brauchen.“
„Willst du mich verarschen?“, schrie Harry ins Telefon.
Ich verneinte, aber Harry klang wie von einer Tarantel gestochen.
„Beruhige dich, Harry“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. „Wenn die Pumpen wieder laufen, ist alles in Ordnung, und wenn nicht, tja, dann werden wir schon sehen.“ Ich legte auf, wissend, dass ich Harrys Abend ruiniert hatte.
Es dauerte Tage, bis die Pumpen wieder ihre Arbeit aufnahmen. Die Deiche am Guadalupe hielten aber stand, und der Regen ließ so weit nach, dass das Wasser etwas wich. Die Mitarbeiter bei Symphonix mussten zwar etwas weiter weg parken, aber wir kamen mit ein paar feuchten Teppichen davon.
Bei Symphonix begann die Zeit der langen Nächte und endlosen Sitzungen. Wir führten hunderte Tests durch, verfassten tausende Dokumente und noch mehr Zeichnungen. Wir waren durch das Qualitätssicherungssystem ziemlich gefordert. Alles musste verifiziert, geprüft und dokumentiert werden. Nicht selten endete das in hitzigen Debatten. Gleichzeitig arbeiteten
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