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Und immer wieder Liebe Roman

Titel: Und immer wieder Liebe Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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Schild »Lust&Liebe« – ein gänseschnabelgelber handgeschriebener Schriftzug auf nachtblauem Grund – hat mich neugierig gemacht. Im Schaufenster lagen, ausgebreitet wie Taschentücher und von Romanen flankiert, kostbare Fotobände von Hotels: Das Grand Hotel Quisisana auf Capri lag neben den Briefen von Simone de Beauvoir an Sartre, Der Mord im Orientexpress von Agatha Christie neben dem Pera Palas in Istanbul, eine Biographie des Hotel Danieli in Venedig neben einem blauen Band mit dem Briefwechsel von Georges Sand und Alfred de Musset. Als ich die Glastür aufschob, verkündete ein Glöckchen einem Paar Flamingobeinen, die aus einem Schottenrock hervorragten, meine Ankunft. In den beiden Räumen mit den weinroten Wänden und besonders in dem dritten, etwas kleineren und zart aprikotfarben gestrichenen Raum verbreitete sich der unvergleichliche Geruch von Büchern. Die gebeizten Holzregale reichten bis zur Kassettendecke hinauf und rahmten zwei große Schneidertische aus massivem Nussholz ein. Vor den Fenstern hingen schwere bodenlange Baumwollvorhänge. Aus Weidenkörben schauten Zeitschriften und Illustrierte hervor. An den Wänden hingen Schwarzweißfotos, Bildunterschriften informierten Ignoranten wie mich, um wen es sich bei all diesen Leuten handelt: eine Dame mit zerzaustem Haar und wildem Blick (eine gewisse Colette) streut für
die Tauben Reiskörner aus dem Fenster, daneben das vor Gesundheit strotzende Gesicht Hemingways, der dem schmalgesichtigen Harold Pinter zuzwinkert. Ein gemütlicher Ort – das war es, was mir besonders gefiel. Wie eine Wohnung wirkte er, für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr »Marie Claire«, ein wenig zu weiblich, aber anheimelnd. Glückwunsch, wer auch immer der Innenarchitekt gewesen sein mag. Ich bin in den ersten Stock hoch- und an den Regalen dort vorbeigegangen. Die »Liebe ohne Hoffnung« drängte sich zwischen »Von hier in alle Ewigkeit« und »Mission: Impossible«. Hinten standen drei Tischchen, zwei Sessel, beige und weinrot kariert, und eine alte Schlachtertheke, auf die eine gewissenhafte Seele Thermoskannen, Teebeutel und löslichen Kaffee gestellt hatte. So lief ich durch den Buchladen, als ich Dich plötzlich auf einem Hocker sitzen sah. In Deinen Händen ein schmales, in Leder gebundenes Buch, aus dem ein Lesebändchen hervorsah. Dein Gesicht, das sich in unendlicher Einsamkeit zwischen den Seiten verlor, hat mich sehr berührt. Eine absurde Mischung aus Panik und Angst ergriff von mir Besitz, ich lief die Treppe hinab und versuchte, mich unsichtbar zu machen, aber sofort rückte die eifrige schottische Garde näher: »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte sie. »Ich suche ein Geschenk. Vielleicht käme der Band infrage, der... im Schaufenster liegt. Es ist für einen Architekten, wissen Sie.« Märchen zu erzählen, um mich aus der Patsche zu ziehen, ist immer noch eine meiner Spezialitäten. Nicht von ungefähr gefallen mir Buchhandlungen, in denen man sich auf Stühle oder ein Sofa setzen und in Zeitschriften blättern kann, ohne dass jemand auch nur im Traum daran denken würde, sich nach deinen Kaufabsichten zu erkundigen. Geschweige denn nach deinen Wünschen. »Suchen Sie sich in Ruhe etwas aus, wir sind ja da«, antwortete sie. »Ich sehe mich mal um, danke.« Das da oben warst Du. Irrtum ausgeschlossen.
Hose mit hoher Taille, Schnürstiefel, weißes Hemd und Hosenträger, Ohrringe, der obligatorische schulterlange Pagenschnitt und diese Aura einer Person, die alles ernst nimmt. Die Haare verdeckten einen Teil Deines Gesichts, und hinter Deinem Kopf verkündete ein Schild in Times New Roman: »Der einzige Rat, den man einer Person in Sachen Literatur geben kann, ist, niemals einen Rat anzunehmen, sondern seinem Instinkt zu folgen, sein Gehirn zu benutzen und selbst zu einem Urteil zu gelangen.« Ich hätte dieser Mahnung folgen können, hätte ein Buch auswählen, zur Kasse gehen und mal schauen können, ob Du mich wiedererkennst, aber ich konnte mich gerade noch beherrschen. Ich habe gezögert, habe geschwankt, aber ja, tu’s doch, habe ich mir gesagt, im schlimmsten Fall schmeißt sie ihn weg, und das war’s dann. Ich habe meine Telefonnummer aufgeschrieben, und das war gut so. Den Rest kennst Du. Diesen Brief werde ich Dir zukommen lassen, bevor ich abreise. Er enthält einen Vorschlag. Per Internet (bitte nimm mir diesen Ausflug in die Welt der Technologie nicht übel) habe ich in New York ein Postfach eingerichtet. Ich würde mich

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