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Und immer wieder Liebe Roman

Titel: Und immer wieder Liebe Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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nach, und der Junge genoss die große Reise durch Großbritannien, Deutschland, Belgien und Frankreich, die sie mit ihm unternahmen. In seiner Begeisterung schrieb er alles auf: welche Leute er traf, welche Theaterstücke er sah, welche Museen er besuchte, was der Eintritt des Schlosses in Versailles und für Napoleons Grab kostete. Er schrieb über die Besuche in der Gobelin-Manufaktur, in der Ecole Nationale des Beaux Arts und im Louvre (Sarah macht sich nie Notizen, nicht einmal in der Schule: »Brauch ich nicht, man findet doch alles im Internet.«) Höchstwahrscheinlich wurde J.PM.s Kunstsammelleidenschaft
auf diesen Reisen geweckt, auch wenn es für die Milliardäre unter den Amerikanern des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts ein nicht unüblicher Zeitvertreib war, die Geschichte aufzukaufen. Morgan war sicher nicht der aufgeklärteste oder der gebildetste unter ihnen, aber er war der genialste. Dem biblischen »Klopfet an, so wird Euch aufgetan« setzte er entgegen: »Wenn ich erst fragen muss, bekomme ich es nie.« Tatsächlich fragte er nicht – er kaufte einfach, überzeugt davon, dass »kein Preis zu hoch ist für einen Gegenstand von herausragender Schönheit«. J.P.M. war ein Philanthrop, und Du bist meine Pygmalione, denke ich gerade: Wenn ich nicht der nettesten Buchhändlerin Mailands über den Weg gelaufen wäre, hätte ich heute Zeitung gelesen. Meine freie Stunde geht zu Ende, bis sehr bald, schreib mir,
    Federico
     
     
    Mailand, den 9. Juli 2001
Lust&Liebe
     
    Lieber Federico,
    ich kenne Barnes&Noble, auch wenn das für meinen Geschmack viel zu große Läden sind. An eine Filiale erinnere ich mich noch, sie liegt in der Gegend vom Astor Place, glaube ich. Mir gefällt eher der Strand Bookstore am Broadway, ein gehobenes Altersheim für gebrauchte, aber noch nicht ganz tote Bücher. Zum ersten Mal habe ich ihn gesehen, als ich mit Gabriella, Alberto und Michele einen unvergesslichen Urlaub in New York verbrachte (ein ganzes Erdzeitalter ist das mittlerweile her). Das Erste, was ich in einer neuen Stadt aufsuche, ist stets ein Buchladen. Das war immer so bei mir; schon als Kind habe ich mich mit den Verkäuferinnen unterhalten und sie, zumindest unterbewusst,
beneidet, denn ich war ja der Überzeugung, dass sie den ganzen Tag hinter der Theke stehen und umsonst Bücher lesen dürfen. Ehrlich gesagt weiß ich mittlerweile, dass es in einer Buchhandlung wenig tote Zeit gibt. Ich wische Staub und bestelle Bücher, ich räume Regale auf oder richte neue ein – ich komme nicht einen Moment zur Ruhe (geschweige denn zum Lesen).
    Erzähl mir in Deinem nächsten Brief von der Morgan Library. Obwohl ich mich für eine aufmerksame Reisende halte, bin ich nie dort gewesen, was mich wohl als dilettantische Buchhändlerin ausweist.
    Emma
     
    P.S. Ich erinnere mich nicht mehr an unseren ersten Kuss. Du?
     
    Jede Veränderung in der Buchhandlung wird bei uns heftig diskutiert, und es fühlt sich ein wenig an wie damals in den Siebzigern, als Krisensitzungen die verbreitetste Form der Auseinandersetzung waren: Alles wurde diskutiert – in der Schule, zu Hause, bei Freunden und Demonstrationen und sogar in den Garagen, wo unsere ersten Rockbands entstanden – ganz einfach deshalb, weil man gerne diskutierte. Vergleicht man aber die Krisensitzungen jener Jahre mit den Auseinandersetzungen, die sich seit einer Woche in meinen bescheidenen Räumlichkeiten abspielen, dann waren das damals gepflegte Salongespräche. Mailand erstickt unter der staubigen Hitze, und das senkt meine Fähigkeit, Konversation der rüderen Art ertragen zu können, beträchtlich. Der Unterschied zwischen einer Cola mit Eiswürfeln und einer Pfefferminz-Granita oder derjenige zwischen einem frisch gepressten Orangensaft und dem guten alten Glas Wasser sind Themen, über die ich mich bei solchen Temperaturen gerne verbreite. Alles andere
würde mich intellektuell überfordern. Das Thema, über das wir uns nicht einig werden, ist die Klimaanlage. Alice beharrt darauf, dass man wenigstens eine installieren sollte (für die Kunden), wälzt Broschüren, macht Listen von Sonderangeboten, vergleicht Kosten und Modelle und wiederholt immer wieder mit angsterfüllter Stimme, dass es zu Lieferengpässen kommen könnte, wenn wir uns nicht beeilen mit der Entscheidung. Der Treue Feind ist dagegen, und nach der soundsovielten flehentlichen Bitte meiner Assistentin erklärt er, dass wir kein Geld haben.
    »Ich kann höchstens Deckenventilatoren

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