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Und immer wieder Liebe Roman

Titel: Und immer wieder Liebe Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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vermischen: Jahrhunderte und Genres, Damen und Herren, Nadelstreifen, Jeanshemden, Rokokoblüschen, Miniröcke, Korseletts und Bügel-Bhs.
    Das multiethnische Schaufenster ist eine Herausforderung. Alice ist der Meinung, dass einige der Titel unverkäuflich sind. Ich gebe mir Mühe und erzähle ihr Geschichten, die sie nicht kennt, während sie mir von ihren neuen Heldinnen berichtet:
Carrie Bradshaw, Miranda Hobbes, Charlotte York und Samantha Jones, New Yorkerinnen ihrer Altersklasse, die eine Menge unerquicklicher Liebesgeschichten erleben und sich in unwahrscheinlichen Dialogen verbreiten, unterhaltsam zwar, aber viel zu sexlastig. Die vier reden von Kleidern, Schuhen, Männern und... Mösen. Ich habe nie mit Gabriella über meine »Möse« geredet, nicht einmal über mein Sexualleben, und es bereitet mir einige Mühe, mir vorzustellen, wie sich mein Finanzberater ungestüm über meine beste Freundin hermacht. Für die Dreißigjährigen ist das aber anscheinend normal. Sex and the City liegt in dem Korb mit den Plastikherzen. Neben den Preis hat Alice tiefsinnige Sprüche geschrieben wie: »Wenn du nie die Freundin von jemandem bist, kannst du auch nie die Exfreundin von jemandem sein« oder »Wenn sie nicht verheiratet sind, sind sie schwul oder Scheidungsopfer oder vom Planet der Kotzbrocken«, Letzteres ihre persönliche Rache an einem Kollegen von Cecilia, der vier Mal im Laden war, sie dann, ohne auch nur ein einziges Buch gekauft zu haben, sogar zum Essen eingeladen hat und sich schließlich nie wieder hat blicken lassen.
    Zwischen den Dosentomaten im Ikea-Regal steht der Vertreter für das achtzehnte Jahrhundert (Goethes Werther ) und der für das neunzehnte (Stendhals Rot und Schwarz ). Sibyl Vane wiederum, die die Liebe noch nicht kennt, lebt bei Oscar Wilde plötzlich Rollen aus, die sie eigentlich auf der Bühne spielen sollte – Das Bildnis des Dorian Gray ist zwar nicht gerade das, was man unter einem Liebesroman versteht, aber ich habe drei Exemplare davon und möchte sie noch vor den Ferien loswerden. In den Einkaufswagen kommt ein Hauch Spanien, Los Amantes de Teruel von Tirso de Molina, das mit den Romeos, Julias, Abelards und Héloïses durchaus mithalten kann.
    Im dreizehnten Jahrhundert lebten in Teruel zwei junge Menschen,
Diego de Marcilla und Isabel de Segura, die sich von Kindesbeinen an kannten. Sie verliebten sich ineinander, und Diego hielt bei Isabels Vater um ihre Hand an. Sie wurde ihm jedoch verwehrt, weil er der zweitgeborene Sohn war und nichts geerbt hatte. Sein Geld und Ansehen musste er sich selbst erwerben. Er entschied sich dafür, in den Krieg zu ziehen und kam mit Isabels Vater überein, dass er fünf Jahre habe, um reich zu werden. Nach Ablauf dieser fünf Jahre kam er tatsächlich als schwerreicher Mann zurück, aber ausgerechnet an diesem Tag hatte Isabel dem Drängen ihres Vaters nachgegeben, einen von Haus aus reichen Edelmann zu heiraten. Diego bat Isabel um einen Kuss und versprach, anschließend für immer fortzugehen. Als sie ihm den Kuss verweigerte, starb Diego an gebrochenem Herzen. Am nächsten Tag war alles für das Begräbnis vorbereitet, als man plötzlich eine verschleierte Dame sich dem Leichnam nähern sah. Bei seinem Anblick stürzte sie, die wunderschöne Isabel nämlich, zu Boden, zur großen Freude des Leichengräbers, der sich nun einen doppelten Lohn erhoffen durfte.
    Noch mehr wohlfeile Liebe: eine Anthologie von Guido Davico Bonino, Lust und Leidenschaft, das perfekte Urlaubsbuch; Lust and Other Stories von Susan Minot (köstlich, aber Kurzgeschichten verkaufen sich in Italien leider nicht); dann Liebesbriefe großer Frauen ; dann Four letters of love von meinem Iren Niall Williams. Alice hat sich für La conversation amoureuse von Alice Ferney entschieden, die Geschichte eines Ehebruchs. Sie streut Plastikerdbeeren darüber, und ich frage mich plötzlich, ob sie sich etwa in einen verheirateten Mann verliebt hat. Ein Quäntchen Sex kommt in den Paprikakorb: Henry Miller und Anaïs Nin. Die Seiten von Das Delta der Venus schiebe ich zwischen jene von Wendekreis des Krebses, eine Hommage an die Beziehung zwischen Anaïs und Henry (und seiner Frau), und lege noch zwei Exemplare
von Lady Chatterley’s Liebhaber dazu, das alle, ich eingeschlossen, gelesen haben wollen __ was aber glatt gelogen ist.
    Vor mir liegen zehn Tage Schlussverkauf, und dann geht’s los: Ferien in der Provence. Sonne, Essen, Bücher und Federicos Briefe. Ich war bei der Post

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