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Und immer wieder Liebe Roman

Titel: Und immer wieder Liebe Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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und mein Projekt ausgebrütet, ohne jemandem etwas davon zu erzählen, eine schmerzhafte Angelegenheit für eine wie mich, die __ wenn es nicht gerade um Federico geht __ ihren Mund nicht halten kann. Mailand tut nichts für Kaffeehausleser, und da möchte ich gegensteuern. Die
Länder Nordeuropas haben Cafés mit Glasfronten, wo man Bücher und Zeitungen lesen kann, während die Länder Südeuropas Höfe und Plätze mit Korbstühlen und Tischchen haben, wo junge Leute bei einem Bier Fotokopien studieren und Manager auf Laptops ihre Businesspläne überarbeiten.
    Jetzt lebe ich in Angst. Während der Traum langsam Gestalt annimmt, überfällt mich in manchen Momenten die Erkenntnis, dass womöglich schon irgendwo jemand lauert, um ihn mir im lästigen Lichte der Logik wieder madig zu machen.Träume leben immer nur so lange, bis jemand kommt und sie zerstört. Aber es hat keinen Sinn, den Raum leerstehen zu lassen. Es ist halb vier, draußen bricht die winterliche Dunkelheit herein __ hier ist er also, mein Plan: Ich werde Emilys Pförtnerloge mieten. Und dann die Mauer einreißen, die unsere Reiche, aber nicht unsere Herzen getrennt hat, und einen echten Teesalon einrichten, mit einem Erker zum ruhigen Innenhof hinaus. Meine persönliche Morgan Library steckt schon in den Neuronen meines Buchhändlerinnengehirns und ist bereit für ihren Eintritt in die Gesellschaft. Ich kann einen Bedarf befriedigen, denke ich (eine Marktlücke schließen, würde Alberto sagen). Genau er ist aber die Klippe, die es zu umschiffen gilt: der Treue Feind. Ich habe auch Gabriella mit ins Restaurant eingeladen, denn als Korrektiv zu ihrem Mann ist sie unschlagbar.
    Plötzlich platzt Camillo in den Laden herein, lässt sich vor der Kasse nieder und setzt das Gesicht eines Schauspielers auf, der sich innerlich auf eine Pointe vorbereitet.
    »Guten Tag, Camillo, was machst du denn hier schon so früh am Tag?«
    »Ich habe frei und muss mit dir sprechen. Kommst du mit auf einen Kaffee?«
    »Lass uns hochgehen. Ich habe vier Arten von Kaffee, sogar
entkoffeinierten. Etwas Besseres bekommst du im ganzen Viertel nicht, und er ist gratis. Was ist los? Ist es die Kälte, oder täusche ich mich? Deine Haut glänzt so. Bist du etwa bei einer Kosmetikerin gewesen?«
    »Von wegen Kosmetikerin, ich bin doch keine Schwuchtel. Es ist eher...«
    »Na ja,viele Männer gehen zur Kosmetikerin. Heteros. Und sag nicht ›Schwuchtel‹, sag lieber ›schwul‹. Oder ›homo‹.«
    »Emma, bitte, fang nicht mit ideologischen Diskussionen an. Dafür bin ich viel zu glücklich.«
    »Etwas genauer, Camillo. Gemeinplätze überwindet man durch Präzision.«
    Er macht es sich im Sessel bequem, schlägt die Beine übereinander und wartet, während ich ihm in einer SHHH... I’M READING-Tasse einen entkoffeinierten Kaffee zubereite.
    »Ich habe eine Frau kennengelernt. Ärztin. Auf der Station.«
    »Fachrichtung?«
    »Wieso interessiert dich die Fachrichtung?«
    »Es ist doch ein Unterschied, ob man sich in eine Kardiologin oder eine Zahnärztin verliebt. Die Fachrichtung ist total wichtig.«
    »Sie ist die neue Infektiologin aus dem Analyselabor.«
    »Eine Infektiologin kann heutzutage nützlich sein, bei all diesen mysteriösen Viren, die umgehen. Na ja, und die Umweltverschmutzung nicht zu vergessen und überhaupt...«
    »Sie schreibt mir total verrückte SMS. Hier, lies mal.«
    »Wir haben damals am Telefon geflirtet. Heute schreibt man sich degenerierte SMS, die wenig mehr als Standardphrasen enthalten und an jedermann geschickt werden könnten. Die Infektiologin scheint mir trotzdem eine gute Nachricht zu sein.«
    »Es gibt aber ein Problem.«

    »Was für ein Problem?«
    »Sie ist verheiratet, steinreich und hat bereits mehrere Liebhaber gehabt.«
    »Eine Expertin also. Camillo, jetzt fang bloß nicht mit der Anamnese an. Höre auf dein Inneres, beobachte dich. Am besten fängst du damit an, dass du dich fragst, wie du dich fühlst, wenn du sie siehst, wenn du sie gesehen hast und bevor du sie sehen wirst. Analysiere die Symptome: Fehlt sie dir? Hast du Lust, sie wiederzusehen? Was empfindest du, wenn du sie gesehen hast? Solche Sachen eben.«
    »So etwas passiert mir zum ersten Mal. Ich bin zweiundfünfzig geworden, ohne je eine Geliebte gehabt zu haben. Ich bin ein Anfänger.«
    »Du darfst nicht an die Sache rangehen wie an ein Rechenbrett: erst die gelbe, dann die blaue, dann die grüne Kugel. Du bist sympathisch, ziemlich gebildet und siehst gut aus. Du

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