Und immer wieder Liebe Roman
in Liebesdingen
ist vermutlich, dass wir Männer nicht die richtigen Bücher gelesen haben.«
»Dann gebe ich dir noch Elsa Ferrante mit, Tage des Verlassenwerdens: Ein Ehemann verlässt seine Frau, um mit einer Jüngeren zusammenzuleben. Es ist eine Geschichte vom Verschwinden und von der Wiedergeburt, und es tun sich Abgründe auf beim Lesen. Außerdem erfährst du viel über Frauen.«
»Komm schon, Emma, bestraf mich nicht, nur weil ich eine Frau kennengelernt habe. Gib mir etwas Fröhliches, eine Geschichte, die gut endet, die mich tröstet und die mir ein paar Denkanstöße gibt.«
Ich überlege, aber auf die Schnelle fällt mir nichts ein. Und Schokolade zum Frühstück, das Alice in schwindelerregendem Tempo unters Volk bringt, ist sicher nicht das richtige Buch für einen sentimental verwirrten Knappüberfünfzigjährigen.
Alberto beißt wie ein texanischer Cowboy in seine Wurst und klammert sich an sein Bier, das er direkt aus der Flasche trinkt. Er hat mir zugehört, ohne Einspruch zu erheben. Das Alter hat ihn verändert, er versteckt seine menschlichen Züge nicht mehr hinter der Maske des herzlosen Geschäftsmanns. Vielleicht wittert er aber auch eine geschäftsfördernde Idee.
Und tatsächlich sagt er wohlwollend: »Das könnte tatsächlich eine multifunktionale Einrichtung werden, Emma, wo man deine Romane verkauft, aber auch eine Menge anderes Zeug. Wir müssten natürlich zuerst den Markt sondieren, um zu sehen, was da für Möglichkeiten drinstecken. Du denkst nämlich nicht wie ein Buchhändlerin, sondern wie eine Bibliothekarin.«
»Es gibt Bibliothekarinnen, die das ganze Glück ihres Chefs waren. Belle da Costa zum Beispiel, eine legendäre Figur des zwanzigsten Jahrhunderts.«
»Nie gehört. Wer soll das sein?«
»Das ist eine lange Geschichte, vergiss es einfach. Ich brauche keine Marktrecherchen, um die Bedürfnisse meiner Kunden zu kennen, und meine Idee ist sowieso eine ganz andere. Ich möchte nicht mehr Platz für meine Bücher, ich möchte ein Café eröffnen.«
»Du hast doch ein Café, wo man seinen Kaffee praktisch umsonst bekommt. Warum sollten die Kunden plötzlich zahlen, nur weil du die Buchhandlung vergrößerst?«
»Ich möchte ein richtiges Café, das wie ein Salon eingerichtet ist und wo man zu seinem Getränk ein Stück Kuchen essen und Freundinnen treffen kann. Ich möchte einen Ort, wo man genauso Geschäftsbesprechungen abhalten halten kann wie in Ruhe lesen. Heutzutage geht niemand mehr zum Essen nach Hause. Man verschlingt Pappmaché-Sandwiches und farblose Salate, holt sich danach noch einen Kaffee auf die Hand und hastet schnell wieder zur Arbeit. Ich dachte an ›Gasthaus zur Lust und zur Liebe‹, was hältst du davon?«
»Ein Gasthaus ist ein Restaurant mit Übernachtungsmöglichkeit. Warum nicht ›Café der Liebe‹? Oder ›Love Tea Room‹, das ist international.«
»Ich biete müden Seelen und Füßen eine Übernachtungsmöglichkeit. Gasthaus ist doch vollkommen in Ordnung.«
»Mir gefällt das Wort ›Gasthaus‹, Alberto. Das hört sich gemütlich an«, rettet mich Gabriella.
»Ich glaube, dass der Moment gekommen ist, die Marke Lust&Liebe zu schützen. Man kann nie wissen, ob nicht mal jemand die Idee klaut. Und ich werde mal anrufen, wegen der Miete.«
»Der Hausverwalter erwartet dich morgen um vier.«
»Immer mit der Ruhe, Emma, wir müssen das erst durchrechnen.
Wir müssen schauen, was das alles kostet. Ein bisschen werden wir schon noch renovieren müssen. Na ja, aber alles in allem würde ich sagen: Kekse, Kuchen und frisch gepresste Säfte könnten sich rechnen. Im Gegensatz zu Büchern ist das ein sicheres Geschäft.«
»Braucht man dafür eine besondere Lizenz?«
»Ich glaube, dass man die von der Kommunalverwaltung bekommt.«
» Less is more , Emma. Übernimm dich nicht. Keinen Schnickschnack, nur die nötigsten Einrichtungsgegenstände und schlichtes Essen. Ich werde dir helfen«, fügt Gabriella hinzu und hebt ihr Glas zum Toast.
»Du willst die Möbel aber nicht bei Ikea kaufen, oder?«
»Nein, ich würde auf Altes setzen: gebrauchte, frisch abgebeizte Möbel. Und dann Atmosphäre – Emotionen, Kerzen, zarte Stoffe. Das Gasthaus soll ein romantischer, aber kitschfreier Ort sein. Die wichtigste Farbe ist Weiß.«
»Jungfräulich weiß, okay. Lass uns dem Purismus zu neuer Geltung verhelfen.«
»Hast du eine Ahnung, wie viele Weißtöne es gibt?«
»Nein, wie viele?«
»Mehr als zwanzig.«
Gabriella ist meine
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