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Und in der Hölle mach ich weiter

Und in der Hölle mach ich weiter

Titel: Und in der Hölle mach ich weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucker Max
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stellte den Motor ab und stieg auch aus. Sie schaute am Gebäude hoch (Fenwick erstreckt sich über ein zehnstöckiges Hochhaus in Palo Alto), sah mich dann an und sagte: »Sieht aus, als hätte ich in meinem Büro das Licht angelassen. Vielleicht sollte ich’s besser ausmachen. Was meinst du?« Mir entging wohl die Zweideutigkeit des Gesagten, also sah ich nach oben und meinte: »Egal. Das sind Halogenlampen, das kostet nicht mehr als drei Cent pro Nacht. Vergiss es.«
    Betty bekam einen mittelfrustrierten Gesichtsausdruck, starrte mich an und sagte eindringlich: »Ich muss hoch ins Büro und mein Licht abschalten. Vielleicht kommst du mi t … und hilfst mir?« Hab ich schon mal erwähnt, wie langsam ich ticke, wenn ich getrunken habe? Jedenfalls habe ich auch dieses Signal nicht verstanden. »Ach was, brauchst du nicht, mach dir keine Gedanken!« Sie machte eine kleine Pause, sah mir tief in die Augen und fragte: »KANNST DU MI R … bitt e … HELFE N … IN MEINEM BÜR O … das Licht auszuschalten?«
    Bingo. Diesmal hab ich’s geschnallt.
    Und was hab ich getan? Bin ich etwa mit ihr in ihr Büro gegangen und hab ihr die Seele aus dem Leib gefickt? Hab ich ihr auf dem Schreibtisch »voll einen ins Auge« gegeben? Hab ich ihr bewiesen, dass ein 24-Jähriger ziemlich genau weiß, was er mit einer 40-Jährigen anstellen muss?
    Nein. In der vielleicht blödsinnigsten Kurzschlussreaktion meines Lebens stieg ich ins Auto ein und raste vom Parkplatz. Die ganze Sache ist so deprimierend, dass es schon fast lächerlich ist. Es gibt keine Kategorie Frau, in die Betty fallen würde, mit der ich nicht schon mal geschlafen hätte. Ich hab Frauen in ihrem Alter flachgelegt, hässlichere, verheiratete, welche mit mehr Kindern, alle möglichen. Scheiße, ich kann mich nicht erinnern, dass ich je ein Sexangebot kategorisch abgelehnt hätte, es sei denn, das Mädchen war zu hässlich und meine Freunde waren in der Nähe.
    Also, warum hab ich mir das Huhn nicht geschnappt? Warum hab ich so eine sichere Nummer in den Sand gesetzt? ICH WEISS ES NICHT! Und das ist das Schlimmste. Ich komm nicht drauf, was da passiert ist. Es ist, als wäre ich für fünf Minuten in meinem Leben Puritaner gewesen.
    Am nächsten Wochenende veranstaltete die Firma eine Klausurtagung auf der Silverado Ranch in Nappa Valley. Mein Mitbewohner und ich fuhren am Freitagnachmittag mit meinem Auto hin, checkten ein und begaben uns dann zum allgemeinen Meeting in die Empfangshalle. Es startete um 19 Uhr mit ein paar Cocktails und Hors d’œuvres, und um 21 Uhr begann eine Wohlfahrtsauktion. Pünktlich um 18 Uhr 58 stand ich in der Empfangshalle, sah mehrere gut ausgestattete geöffnete Bars, aber nirgends etwas zu essen. Okay, es gab ein paar Shrimps, vielleicht ein wenig Baklava, vielleicht sogar ein Petit Four oder zwei, aber nichts Richtiges zu essen. HALLO, was glaubt ihr, wie das ausgeht? Hat keiner der an der Planung dieser Sache Beteiligten je etwas davon gehört, was passiert, wenn Alkohol auf einen leeren Magen trifft?
    Als die Auktion begann, war ich schon so betrunken, dass ich wirklich mit zwei Weinflaschen in der Hand durch die Gegend lief; den roten in der linken und den weißen in der rechten. Ich nahm immer abwechselnd einen Schluck daraus und saß, an meine Flaschen geklammert, an einem Tisch in der Nähe der Bühne, zusammen mit meinem Mitbewohner, vielleicht fünf oder sechs anderen Praktikanten und ein paar jungen Mitarbeitern.
    Die Wohltätigkeitsauktion war nur für die mehr als 400 ständigen Mitarbeiter der Firma (und ihre Ehepartner), und es ging nur um firmenspezifische Sachen. Der Geschäftsführende Gesellschafter kocht dir dein Abendessen, du darfst Sachen auf Vorgesetzte werfen, einen Stuhl aus dem Büro eines Teilhabers etc. Ich hab ver gessen, an wen der Erlös ging, vielleicht an unsere Schwestern vom Waisenhaus »Zum eiternden Mastdarm«, wen interessiert das schon? Das meiste Zeug war saublöd, also saß ich einfach da und schüttete mir Wein hinter die Binde. Dann wurde etwas versteigert, das ich in meiner besoffenen Umnachtung unbedingt haben wollte: Der Personalbeauftrage John Steele chauffiert dich einen Abend lang mit seinem Cadillac durch die Gegend. Klasse, dachte ich in meiner alkoholbedingten Benommenheit, wenn ich das ersteigere, MÜSSEN sie mir ein Angebot machen. So besoffen war ich.
    Die Gebote begannen bei 50 Dollar. Sie stiegen langsam auf 60, dann auf 80, dann 100, irgendwann hat mich das gelangweilt, und

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