Und in der Hölle mach ich weiter
Sorte kennen wir doch alle. Ich fand echt lustig, dass er genau wie Chachi aus der Serie Happy Days aussah. Natürlich hielt er sich für was Besseres, weil ich besoffen war und mich wie ein Blödi aufführte, während er einen auf beherrscht und höflich machte. Na wart e …
Gönnerhaft fragte er mich, was ich denn so mache, und ich antwortete ihm, ich sei Schriftsteller. Jetzt wurde es lustig.
Er: »Hmm. Ich hab auch geschrieben, bis ich anfing, Jura zu studieren.« Treffer!
Ich: »Wirklich? Hätt ich nie gedacht. Wo hast du Jura studiert?«
Er: »An der Universität von Texas.«
Ich: »Na ja, nicht jeder kann an einer Topuni studieren. Und was hast du geschrieben?«
Er: »Meistens Kommentare, freischaffend für Zeitschriften und Zeitungen.«
Ich: »Du warst also ein arbeitsloser Redakteur?«
Er: »Ä h … nein. Mein letzter Text ist im Utne Reader [35] veröffentlicht worden.«
IST DER TYP NICHT STARK?
Ich: »Ich wette, da bist du ganz stolz drauf.« Ich lachte, aber er ignorierte das einfach. »Und was machst du jetzt?«
Er: »Na j a … ich bin halt Anwalt. Deswegen hab ich ja Jura studiert.« Ich: »Suuuper. Aber sag mal, Chachi, wo kommst du eigentlich her?« Er: »Aus Texas.«
Ich: »Da warst du bestimmt ziemlich bekannt.«
Keine Antwort! Mark und ich bestellten noch ein paar Biere. Da das Spiel so langweilig war, nahm ich Chachi noch weiter auf den Arm. Seine Verärgerung wuchs deutlich, aber da er zu denen gehörte, die ihre Unterschrift unter Aufrufe gegen ausbeuterische Unternehmen setzen, machte ich mir keine großen Gedanken über einen möglichen Gewaltausbruch. Weiter geht ’ s:
Ich: »Ich war auch mal in Texas. Gefiel mir. Aber ich hab ein paar seltsame Sachen über die Gesetze da unten gehört. Du bist ja Anwalt. Stimmt es, dass man offene Dosen mit sich herumkutschieren kann, solange es eine weniger ist als die Zahl der Personen, die im Auto sitzen?«
Er: »Puu h … keine Ahnung. Das haben wir an der Uni nicht so ausführlich behandelt.«
Ich: »Hast du dir je einen hinter die Binde gekippt?«
Er: »Na klar.«
Ich: »Und du hast dich danach nie ans Steuer gesetzt?«
Er: »Ä h … nein.«
Ich: »Du glaubst doch wohl nicht wirklich an all dieses Mütter-gegen-Trunkenheit-am-Steuer-Gefasel, oder?« Da er mich wieder ignorierte, legte ich noch einen drauf. »Stimmt es, dass ich in Texas jemanden erschießen kann, den ich beim Techtelmechtel mit meiner Frau erwische?«
Er: »Nein, das stimmt nicht. Das ist ein Mythos.«
Ich: »Ich weiß nicht, Chachi. Ich glaube, es stimmt. Stell dir vor, du kommst nach Hause, da lungert so ein Typ auf deiner Terrasse herum, und deine Frau drinnen ist nackt. Kannst du ihn dann erschießen?«
Er: »Nein.«
Ich: »Und deine Frau, kannst du die erschießen?« Er antwortete nicht. »Aber was, wenn da ein Typ in deinem Garten ist, splitternackt, und dich ganz komisch ansieht? Den könntest du doch bestimmt erschießen.«
Er: »Nein, kann man nicht.«
Ich: »Was ist, wenn sich ein Kerl auf deiner Veranda herumtreibt und so seltsame Tanzbewegungen macht wie ein Hippie und deine Frau ihn attraktiv findet? Kannst du dann einen von beiden erschießen? Heißt der Grundsatz zur Selbstverteidigung in Texas nicht › Den müsste man abknallen ‹ ?«
Er: »Was? Das ist doch wohl nicht dein Ernst?«
Ich: »Ich versuch doch nur die geltende Gesetzeslage auszuloten, Kumpel. Du weißt doch nie, wann du mal aufs Ganze gehen musst.«
Jetzt standen er und sein Freund auf und gingen, aber er ließ sein Bier in der Becherhalterung stehen. Sobald er außer Sichtweite war, kippte ich die Hälfte seines Biers in meins, trank es aus und machte mich auf den Weg zu den Toiletten. Dort angekommen, sah ich Chachi vor dem Pissbecken stehen, also sang ich drauflos:
»THE STARS AT NIGHT, ARE BIG AND BRIGHT (KLATSCH) (KLATSCH) (KLATSCH) (KLATSCH) DEEP IN THE HEART OF TEXAS!!« [36]
Er schaute nicht gerade erfreut zu mir rüber. Mit Daumen und Zeigefinger formte ich eine Pistole, zielte auf ihn und machte »PENG!«. Das fand er noch weniger lustig. Scheiß drauf, wenn er keinen Spaß versteht.
Als das zweite Drittel anfing und Chachi nicht an seinen Platz zurückkehrte, trank ich auch noch den Rest seines Biers aus. Er würde es wohl nicht mehr brauchen. Mark nuckelte eifrig an der Trinkflasche und wirkte so, als würde er gleich abtreten. Dann war er plötzlich da, der entscheidende Moment, auf den ich jedes Mal warte, wenn ich auf Sauftour gehe:
Kurz vor der zweiten Spielpause kam ein
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