Und in der Hölle mach ich weiter
Typ in unsere Ränge und fragte, ob irgendjemand Lust hätte, auf die Eisfläche zu kommen und zu versuchen, den Puck gegen das Maskottchen als Torwart in den Kasten zu befördern.
»OH, ICH, ICH, ICH!! ICH WILL ’ S VERSUCHEN!! ICH, ICH, ICH!!«
Der Typ schaute mich irgendwie zögernd an, aber da sonst nie mand in unserem gerade mal zu einem Viertel besetzten Abschnitt Anstalten machte, mich in meinem trunkenen Enthusiasmus herauszufordern, wurde ich ausgewählt. Ich ging also hinunter zum Sammelpunkt hinter der Strafbank, wo die anderen beiden Beteiligten warteten – ein Mädchen, das so dünn war, dass es aussah, als hätte es drei Wochen lang die 48-Stunden-Miami-Diät ausprobiert, und ein fetter Bursche, der eine beängstigende Ähnlichkeit mit dem Comicbuchhändler aus der Serie Simpsons hatte. Ich fragte ihn, ob er einen Comicbuchladen hätte, aber da er diesen Scherz wohl schon oft zu hören bekommen hatte, reagierte er ziemlich sauer. Unsicher, wie ich seinem erkennbaren Groll be gegnen sollte, sagte ich: »Das war – ’ ne ganz schön – beschissene – Bemerkung.« Nutzte aber nichts.
Der heimatlose Platzanweiser erklärte uns die Regeln: Wir bekamen einen Hockeyschläger und einen Puck und konnten mit einem Schuss gegen das Maskottchen antreten, ein dickes, zotteliges, hundeähnliches Etwas. Wer ins Tor traf, gewann Freikarten für das nächste Spiel. Ich warf den Puck ein.
Tucker: »Ich will aber nicht zum nächsten Spiel kommen. Ist doch öde hier.«
Platzanweiser (starrte mich eine Minute lang verächtlich an): »Ihr Bier können Sie nicht mit aufs Eis nehmen.«
Kaum auf der Eisfläche, ließ ich die anderen hinter mir und startete meinen Angriff auf das Maskottchen. Kurz bevor ich meinem Puck den entscheidenden Stoß gab, kam mir ein genialer Gedanke.
Ich schleuderte meinen Schläger auf das Maskottchen, um es zu verwirren, schoss den Puck mit dem Fuß ins Tor, rempelte das Maskottchen ins Netz, zog ihm das Kostüm über den Kopf und fing an, ihm gezielte Hiebe in die Rippen zu verpassen.
Ich hab keine Ahnung, wer dieses Foto gemacht hat. Irgendjemand hat es mir ungefähr eine Woche nach dem Spiel anonym zugeschickt. Danke dafür.
Hand hoch, wer jemals erlebt hat, dass das Maskottchen eines Pro fiteams zu ihm gesagt hat: »Was soll der Quatsch, du Arschloch?«
Ich weiß nicht, ob ich jemals so viel gelacht habe wie in dem Moment, als aus diesem dicken, wuscheligen, braunen Kopf heraus ein Schwall von Schimpfwörtern auf mich einprasselte. Ich war so aufgelöst vor Lachen, dass ich den Kerl kaum mehr mit Knüffen malträtieren konnte. Natürlich machte ihn mein Lachen nur noch wütender, und schließlich gewann er die Oberhand. Er schaffte es, mich zu überwältigen, und lag am Ende auf mir. Während er total in den Kampf vertieft war und auf mich einschlug, konnte ich nur hysterisch lachen.
Das Publikum tobte. Ehrlich – man muss sich die Szene doch nur mal vorstellen.
Die ganze Zeit über stand der Stadionsprecher völlig fassungslos drei, vier Meter von uns entfernt. Er hatte keinen Schimmer, was er unternehmen oder sagen sollte. Erst als mich das Maskottchen überwältigt hatte, kam er her und zog es von mir weg. Er brauchte allerdings ein paar Minuten, bis er das Maskottchen beruhigt hatte. Der Typ war inzwischen sein albernes Kostüm losgeworden und wollte weiter auf mich eindreschen, vor allem nachdem ich mich aufgerappelt und, begleitet vom frenetischen Gekreisch der Menge, die Arme in die Höhe gerissen hatte.
Als man mich unter dem anhaltenden Gejohle des Publikums von der Eisfläche herunterbegleitet hatte, stand ein Typ da – offenbar einer der Verantwortlichen –, der mit netten juristischen Begriffen wie »Tätlichkeit« und »Körperverletzung« um sich warf. Ich stockte kurz, sah ihn an, versuchte meine Gedanken zu sammeln und sagte:
Tucker: »Verzeihen Sie, aber ich stehe zu meiner Entscheidung. Ich bin jetzt Mitglied im Club jener Auserwählten, die den Kampf gegen das Maskottchen eines Profiteams aufgenommen haben. Sie, mein Herr, gehören nicht zu diesem Club.«
Er starrte mich gefühlte drei, vier Minuten an und sagte kein Wort. Dann drehte er sich nur um und ging. Schließlich schmiss man mich raus und warnte mich davor, jemals wiederzukommen.
Ich musste etwa eineinhalb Stunden am Auto warten, bis der Lahmarsch Mark endlich aus der Bude herausgewankt kam. Als ich ihn fragte, warum er mich so lange hatte hängen lassen und nach meinem Rauswurf nicht gleich
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