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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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auf einem Bein.
    »Ich höre kostenlos zu«, sagte ich und winkte ihm, sich mir gegenüber in den Sessel zu setzen, der immer für Kunden reserviert ist. Er paßte kaum hinein. Ich entschuldigte mich nicht für die Unordnung. Er sagte kein Wort. »Heute ist mein Geburtstag«, sagte ich. »Rauchen wir eine Zigarette zusammen.«
    Ich hatte tatsächlich Geburtstag. Eine nette Karte und einen nicht so netten Scheck hatte ich von meinen Eltern aus Florida bekommen. Ansonsten pleite. Der Tag war noch jung, und es sah aus, als würden sich die Dinge wenden. Immerhin war ich schon mal nicht mehr alleine. Ich kippte ein paar Zigaretten auf meinen Schreibtisch, und wir nahmen uns beide eine. Die Flamme aus dem Lauf meines Pistolenfeuerzeugs (eine Miniatur-38er-Chiefs-Special) stieg zu hoch auf und drohte seine Augenbrauen anzusengen. Er kippte den Kopf auf die Seite, nahm sich Feuer und beäugte mich durch den Rauch hindurch. Sein erster Zug erledigte die Kippe fast ganz. Ich lächelte und zündete meine eigene an. Ich hatte keine Angst vor ihm, auch wenn er mit seinem Gewicht die ganze Nachbarschaft ausstach.
    Ich blies Rauch gegen die Decke und sagte: »Ich werde heute achtundzwanzig, und der wichtigste Mann in meinem Leben ist Jose Cuervo. In letzter Zeit fühle ich mich mehr als nur ein bißchen selbstzerstörerisch; wenn du also hierhergekommen bist, um mich in lebensbedrohende Gefahr und Intrigen hineinzubugsieren, hast du dir einen guten Tag dafür ausgesucht. Du kannst schon mal anfangen, indem du mir deinen Namen sagst.«
    Er sagte: »Happy Birthday.«
    »Mit so einem Namen haben sie dich in der Grundschule wahrscheinlich ganz schön aufgezogen«, sagte ich. Er lächelte kurz und saugte an seinem Nikotinlolli. Er war gar nicht so ein übler Typ, dachte ich mir. Wahrscheinlich nur ein unverstandener Gangster, betrogen durch die schrecklichen Dinge, die ihm die Gesellschaft angetan hatte. Das Problem mit der Schilddrüse war dabei wahrscheinlich auch nicht gerade hilfreich gewesen. Vielleicht war die Ehe seiner Eltern geschieden worden, und er war dadurch unfähig, seine Gefühle ganz auszuleben. Wahrscheinlich war er nie richtig geliebt worden. Ich wollte ihn fragen, mit was für Frauen er schläft. Ob er zum Beispiel dafür zahlt oder nicht. Vielleicht konnte er gut jonglieren, oder vielleicht hatte er ein Talent dafür, Sachen aus dem Hut zu ziehen. Ich hatte seit Wochen nicht mehr als zehn Minuten auf einmal in der Gesellschaft eines anderen menschlichen Wesens verbracht. Einsamkeit in dieser Größenordnung kann einen nachlässig werden lassen.
    »Mein Boß sagte, er will dir alles persönlich erzählen. Wenn dir die Knete nicht reicht, können wir eine andere Puppe auftun.« Ich war seit geraumer Zeit nicht mehr Puppe genannt worden. Irgendwie gefiel mir das.
    »Meine Mutter hat mir immer gesagt, ich soll von fremden Männern keine Süßigkeiten annehmen«, sagte ich. »Wenn dein Boß mit mir reden will, kann er selber hier runterkommen. Oder sie selber. Aber ich gehe nirgendwohin, für kein Geld der Welt, ehe ich nicht weiß, worum es sich dreht. Okay, vielleicht für eine Million Dollar, aber nicht für weniger.«
    Der unbewegliche Berg seufzte. »Der Boß wird das nicht besonders toll finden.«
    Auf der anderen Seite des Zimmers klickte die Tür zu. Ich warf einen Blick auf den Mann, der sich gegen sie lehnte. Er füllte den Raum mehr aus als mein rauchender Kumpel, aber wog dabei garantiert kein Gramm mehr als 82 Kilo. Er nahm eine Zigarette aus einem schwarzen Etui und zündete sie sich mit knappen Bewegungen an. Der Rauch glitt über seine Zunge wie ein seidener Bademantel. Auf seiner linken Hand hatte er eine Tätowierung — einen Dolch, in lila Blut getaucht. Ich fragte mich, ob er noch mehr davon hätte und wo die wohl sein könnten. Er sagte: »Wanda Mallory, Privatdetektivin, Inhaberin der Detektivagentur Do It Right, Privatadresse: 115 A Flatbush Avenue, Brooklyn. 65 Kilogramm, ein Meter siebzig. Achtundzwanzig, rote Haare, grüne Augen, Ehestand«, lächelte er, »ledig.«
    »Morgens vor dem Aufstehen, eher 631/2«, sagte ich. Er war die Sorte Mann, die mich Männchen machen ließ. So einer bedeutete immer Ärger. Ich versuchte, ihn einzuschätzen. Er verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere, bereit, jederzeit loszustürzen, loszugehen oder stundenlang auf diesem Fleck stehenzubleiben. Jede dieser Möglichkeiten ginge in Ordnung. Er wirkte kontrolliert, aber so, als ob er zu allem

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