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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Straßendekorationen abgenommen, und das Empire State Building schaltete die grünen Lichter ab. Alles war wieder in seinen normalen Zustand zurückgekehrt, und die Menschen in der Stadt erinnerten sich wieder daran, wie sehr sie sich eigentlich nicht ausstehen konnten. Für Mädchen wie mich, die ein gebrochenes Herz ernst nehmen, waren die Tage nach dem Fest wie eine warme Badewanne.
    »Der Weihnachtsmann hat dir also hundert Riesen mitgebracht«, sagte ich. »Du mußt aber letztes Jahr ein braver Junge gewesen sein.«
    »Ich meine Nick Vespucci. Den Zins-Hai. Alle nennen ihn Saint Nick.« Ich hatte noch nie von ihm gehört. Strom sagte: »Er hat mir das Geld letzten Dezember geliehen. Er erwartet, daß er am Sonntag alles zurückbekommt. Das Problem ist, wie ich bereits sagte, daß ich es nicht habe.«
    »Zinsen?«
    »Nein. Wir haben eine Vereinbarung.« Ich ließ das durchgehen. Fürs erste.
    »Und warum kommst du also zu mir? So viel Geld kriege ich nicht zusammen. Wenn ich dir ein anderes Süppchen kochen soll, könnten wir uns vielleicht drüber unterhalten.«
    »Ich brauche dich nicht, um das Geld zu verdienen. Ich brauche dich, um es zu finden. Es ist aus dem Bürosafe im Outhouse geklaut worden.« Strom lehnte sich vor und schien mich zu prüfen, fast so, als sollte ich auf eine bestimmte Art reagieren.
    Ich zuckte mit den Schultern und sagte: »Geldschränke knacken ist eigentlich auch nicht mein Spiel.«
    Stroms Augen wurden wolkig vor Wut und schickten mir Zorneswellen rüber, die dicker waren als ein 400-Gramm-Steak. »Vielleicht hast du die Zeit, den ganzen Tag mit dem Finger im Arsch herumzusitzen«, sagte er, »aber ich nicht. Ich bin hierhergekommen, weil ich Hilfe brauchte, aber wenn das hier der Eintrittspreis ist, zahle ich keinen Rotz dafür.« Er steckte sein Zigarettenetui mit knappen Bewegungen in die Tasche, schlüpfte in seine Jacke und stand auf, um zu gehen. Und damit verabschiedete sich der größte Spaß, den ich seit Wochen gehabt hatte.
    Ich sagte: »So früh schon im Aufbruch?«
    In demselben gleichbleibend wütenden Ton sagte er: »Ich hätte von vornherein nie zu einer Frau gehen sollen. Vor allem nicht zu einer, die so einsam ist und dermaßen nach einer Unterhaltung lechzt wie du.« Aua. Das saß. Entweder hatte Strom eine ungeheure Beobachtungsgabe, oder er hatte eine angeborene Fähigkeit, die schlimmsten Befürchtungen, die die Leute über sich selber haben könnten, im Vorbeigehen zu äußern.
    Ich kam also zur Sache und sagte: »Du bist hier aus einem Grund hergekommen, und wenn du kein Vollidiot bist, wirst du auch nicht Weggehen, ehe du dich nicht erklärt hast. Also setz dich wieder hin und spuck’s aus.«
    Ehe Strom antworten konnte, kam Lars aus dem Flur hereingeprescht. Er sagte: »Crip am Bikephone.« Bikephone? »Er meint, es ist wichtig. Hier, nimm mal.«
    Strom bekam seine Pistole von Lars zurück und zog seine Jacke an. Zu mir sagte er: »Komm jetzt mit, oder wir werden uns nie wieder begegnen.«
    Darüber mußte ich nicht lange nachdenken. Ich stand auf, zog meinen Mantel an, und weg war ich.
    Das letzte Mal, daß ich hinten auf irgendeiner Art Motorenmaschine gesessen hatte, war in der Unterstufe gewesen. Es war ein Honda-Moped. Der Typ, dem es gehörte — ich kann mich an seinen Namen nicht mehr erinnern gab gerne damit an, daß er schnelle Kurven auf dem frisch gemähten Footballfeld unserer High-School drehte. Das war eine Nacht zahlreicher erster Male für mich gewesen. Meine erste Zigarette und meine erste Fahrt auf Pferdestärken. Und nachdem er die Fifty-Yard-Linie zerstört hatte, nahm mich der Namenlose und entführte mich einige Meilen weiter weg in Bobby Shohorns Vorgarten, wo er mir meinen ersten richtigen Kuß gab — mit Zunge und dem dazugehörigen Rumfummeln. Es war Sommer. Einige Stunden später brachte er mich nach Hause, als ich ihn nicht zur zweiten Station kommen lassen wollte (unter den BH). Ich küßte ihn nie wieder, aber ich dachte die ganze Zeit darüber nach. Als ich meinen Freundinnen erzählte, was passiert war — sie waren alle schon einmal geküßt worden waren wir uns alle einig, daß absolut nichts schöner sein konnte.
    Aber hinten auf Stroms Triumph in Richtung Downtown zu sausen, meine Arme um seine Taille, meine Schenkel gegen ihn gepreßt, fühlte sich deutlich besser an. Wenn wir an roten Ampeln stehenblieben, rieb Strom seine behandschuhte Hand auf meinem Bein und drückte den Muskel, um mich zu entspannen. Es war

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