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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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eiskalt, aber die Hitze der Maschine stieg nach oben und wärmte mich von oben bis unten. Zweimal, bei ruckartigem Halten, fiel ich nach vorne, wobei meine Brüste an seinen Rücken prallten. Er ignorierte es — an ihm war wohl schon einiges abgeprallt.
    Wir parkten auf der Blood-&-Iron -Seite der Straße, die illegal abgegrenzt worden war. Jeder Zivilist, der es wagte, dort zu parken, bereute es sein Leben lang. Eine alte Geschichte: Ein Nicht -Blood-&-Iron- Rocker, der all die anderen Maschinen dort stehen sah, ließ sein Motorrad dort für weniger als eine Stunde stehen. Er kam zurück, um es bis auf die letzte Schraube säuberlich zerlegt wiederzufinden; die Einzelteile lagen in ordentlichen Reihen auf der Mitte des Bürgersteigs. Wenige haben danach den Fehler wiederholt. Strom sprang von der Triumph hinunter, als hätte er es schon tausendmal gemacht — was er natürlich auch getan hatte. Ich schwang auf eine Art, die ich für feminin und damenhaft hielt, ein Bein hinüber, nur um prompt mein Hosenbein am Auspufftopf zu verbrennen.
    Strom lachte. Er sagte: »Jede Rockerbraut sollte einen Auspuffbrandfleck haben.«
    Ich fuhr mir durch die Haare. Meine Beine zitterten immer noch. Ich fragte: »Wie nennst du es?«
    »Einen Auspuffbrandfleck.«
    »Nein, ich meine deine Maschine.« Geliebte Objekte mit Namen zu versehen ist so natürlich, wie Kinder oder Haustiere zu taufen. Wie meine Pistole — ein 22-Kaliber-Revolver mit Perlmuttgriff. Man kann nicht sehr viel Schaden damit anrichten, aber das sagen die Leute auch von Kurzstreckenraketen. Ich nenne sie Mama. Meine tapfere Katze nenne ich Otis.
    Strom sagte: »Niemand weiß, wie ich meine Maschine nenne.«
    »Also sag’s mir.«
    Strom beobachtete Lars, wie er herankam und einparkte. Über das Donnern seines schmerzhaft genau einschätzbaren Harley-Straßenkreuzers (das Bikephone war übrigens in einem Fach über dem Hinterrad versteckt) sagte Strom: »Du bist der neugierigste Mensch, der mir je begegnet ist.« Ich wußte nicht, ob ich beleidigt sein sollte.
    Lars, nie graziös, stieg von seinem Metallroß ab. Er zeigte auf den Mann, der über die Straße auf uns zugetrottet kam. Lang und dünn, trug er Lederhosen, einen Cowboyhut und eine lila Wildlederjacke mit Brokatmuster, deren Fransen im Wind tanzten. Er hechelte eifrig auf Strom zu wie ein Hund zum Herrchen. Als er dichter herankam, bemerkte ich eine halbwegs frische Narbe, die ihm vom Ohr bis herunter zum Kiefer lief.
    Man sah seinen Atem in der Kälte, als er brüllte: »Ein Volltreffer. Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    Strom sagte: »Beruhige dich, Crip.«
    »Beruhige dich, ich scheiß’ drauf. Wir haben Ärger so groß wie Texas.«
    Sein Akzent war dick aufgetragen und lächerlich imitiert.
    »So schlimm kann’s doch nicht sein«, sagte Strom. »Laß uns mal sehen.« Wir starteten über die Straße, vermutlich zum Outhouse. Der Cowboy berührte Strom am Arm.
    »Moment mal«, sagte er. »Wer zum Teufel is’ die da?« Er zeigte auf mich.
    »Das ist meine neue Freundin.« Strom legte seinen Arm um mich. Es fühlte sich großartig an.
    »Stehst wohl auf eine neue Zucht, Strom. Ich dachte, du magst deine Mädels jünger als dieses Fohlen da. Freundin oder nicht, sie kann nicht mitkommen.« Fohlen'.? Ich konnte ihn schon jetzt nicht ausstehen.
    »Sie kommt mit, wo ich hingehe.« Crip stöhnte protestierend. Lars, der stille Riese, tippte ihm auf die Schulter und lächelte. Crip zog eine Grimasse.
    Er warf seine befransten Arme in die Luft und sagte: »Na fein. Aber wenn sie mit rüberkommt, wird sie die längste Zeit deine Freundin gewesen sein.«
    Wir überquerten die East 11th Street und gingen auf ein braunes Gebäude mit hochklappbaren rosa Fensterläden zu. Im Erdgeschoß war eine alte italienische Bäckerei mit Coffeeshop, im Fenster hingen Schokoladenherzen für den Valentinstag. Ich war einige Male dort gewesen. Leckere Teilchen machen sie da.
    Das Outhouse befand sich im zweiten Stock. Eine nackte Birne beleuchtete das schmuddelige Treppenhaus. Es roch nach verfaultem Holz. Die Tür oben war nicht gekennzeichnet. Crip machte sie auf, und wir folgten ihm hindurch. Das Zimmer, nahm das gesamte Stockwerk ein und war in einzelne Bereiche aufgeteilt. In einem gab es Tische mit weinfarbenen Tischtüchern, vermutlich zum Trinken und Pokern. Die Bar, bis an die Zähne ausgerüstet, befand sich zur Rechten, neben ihr ein riesiger Eisschrank. In den übrigen Ecken waren drei mit Filz bezogene

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