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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Zähnen auf. Bucky sah mich so drohend an, wie er es überhaupt nur schaffte. Ich gähnte. Sie verschwanden. Ich verbrachte ein wenig Zeit damit, Streichholzheftchen in einen Hut zu schnipsen. Ich trage den Hut nie. Ich bin kein Hutmensch.
    An dem Mittwoch bekam ich zwei Hochzeitsanzeigen. Auf der einen stand, Nikolaus Vespucci und Lila Blechman (von den Forest Hills Blechmans) hätten sich am Montag verheiratet. Der Gottesdienst hatte im Lemon Tree Convalescent Home stattgefunden. Diese Arsche, dachte ich. Sie hatten mich noch nicht einmal eingeladen. Die zweite Karte gab die erneute Versicherung des Hochzeitsgelübdes durch Morris Blechman und seine Frau, Sally Rosenstein (von den Flushing Rosensteins), bekannt. Dieser magische Moment war durch die Entdeckung, daß das glückliche Paar ein Kind erwartete, inspiriert worden. Die Mutter hoffte, auf einen Jungen. Das Paar würde demnächst bei seiner Mutter mit ihrem Mann einziehen, sobald ein Haus gefunden wäre, das groß genug für die ganze Familie sei.
    Sonny Vespucci hatte recht — Strom hatte allerdings bekommen, was ihm zustand. Sonny nahm fast augenblicklich Stroms Thron ein. Bis zum Donnerstag hatte er sich eine nette Freundin organisiert, und am Freitag wurde das Outhouse wiedereröffnet.
    Crip Beluga blieb einen ganzen Monat im Krankenhaus, auf Einladung des New York City Police Department. Er fing dort einen neuen Roman an — eine Romanze über das Erwachsenwerden in der Notaufnahme eines großstädtischen Krankenhauses. Ich sah Billy nie wieder, egal, wie oft ich das East Village auf der Suche nach einer Flasche und nach einem Typen durchkämmte — nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
    Ich mußte eingenickt sein. Ich wachte — mit meiner Nase im Hut — davon auf, daß ich zersplitterndes Glas hörte. Ich sah auf. Lola Lizanski, in meinem Designermantel, zertrat, was vom Fenster in meiner Bürotür übriggeblieben war, unter ihren billigen Schuhen. »Wo ist mein verdammtes Portemonnaie?« fragte sie und ließ ihre Kaugummiblase platzen.
    Ich bin nie so ganz wach vor den ersten drei Zigaretten und den ersten beiden Tassen Ingwertee. An diesem Sonntagmorgen war das anders. Ich war in Null Komma nichts hellwach. Es mag etwas mit mehreren Stunden tiefen Schlafs zu tun gehabt haben. Oder es könnten die Ohrfeigen sein, die Lola mir verpaßte. »Hör auf damit. Verdammt«, sagte ich groggy. »Es ist alles in meiner Handtasche.«
    Sie sprang auf meine Tasche wie Otis auf eine Kakerlake. Eigentlich sogar viel schneller. Nachdem sie deren Inhalt erst auf ihr eigenes Portemonnaie und dann auf das des Typen aus der Subway abgesucht hatte, sagte sie: »Scheiße.«
    »Ich habe nichts genommen«, sagte ich. »Ich hätte es getan, wenn da was Gutes gewesen wäre. Aber ich habe nichts genommen.«
    »Das weiß ich, verdammt noch mal. Es ist dieses Arschloch. Er ist verheiratet.«
    »Wie, du nimmst nur Junggesellenportemonnaies an?«
    »Du hast keine Ahnung, was ich mache. Scheiße.«
    »Es gibt da noch ein anderes Portemonnaie, das du vielleicht haben möchtest«, sagte ich. »Die schwarze Brieftasche.«
    Sie pflückte sich Sonnys Lederstreifchen aus meiner Tasche. Sie öffnete es und sah sich das Bild auf seinem Führerschein an. Sie lächelte, ließ ihr Kaugummi platzen und sagte »Danke.« Sie ließ meinen Kamelhaarmantel auf den Boden herabgleiten und schnappte sich ihren eigenen Mantel. Als sie ihn anzog, drückte ich die Daumen, aber sie bemerkte trotzdem den Riß. »Was ist das denn?« fragte sie. »Du solltest mir das verdammt noch mal lieber bezahlen.«
    Ich fand auf dem Schreibtisch eine Zigarette und zündete sie mir mit zur Seite gedrehtem Kopf an. Hochdramatisch. Ich zog den Rauch ein und sagte: »Erzähl mir, warum du klaust.«
    »Fick dich selbst«, sagte sie und steckte die Brieftaschen in ihre Handtasche.
    »Ich gebe dir fünfhundert Dollar.«
    »Bullshit.«
    »Probier’s mal.«
    Sie starrte mich an und versuchte herauszukriegen, ob ich wohl alle Tassen im Schrank hatte. Sie mußte entschieden haben, daß ich doch o.k. war, denn sie sagte: »Es ist schwierig, in dieser Stadt Typen zu treffen, weiß du?«
    »Ich weiß.« Ich zerrte mich aus dem Stuhl und zu meinem Registerschrank hinüber. Ich sagte ihr, sie solle sich umdrehen — was sie tat — , und pellte einige knisternde Scheine von einem meiner Stapel herunter. Ich zählte sie in ihre Hand hinein.
    »Sechs?« fragte sie.
    »Kauf dir mal’n Paar neue Schuhe«, sagte ich. »So,

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