Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
Vom Netzwerk:
fällen und würden uns in einem Anfall vulkanhafter Leidenschaft verzehren. Er würde wieder in meine Wohnung ziehen, und innerhalb kürzester Zeit hätte ich ihn wieder geangelt. Unter Kontrolle.
    Wie üblich versagte mein Plan jämmerlich. Ich kam mit zwanzig Minuten Verspätung in Do It Right an. Mein Mund war trocken und meine Lippen rissig von dem Dauerlauf über die 42nd Street. Alex wartete schon, offensichtlich genervt. »Du bist verspätet«, sagte er. »Ich habe Abzüge gemacht.«
    Er trug 501s, weiße Basketballstiefel und ein T-Shirt. Seine Haare schwangen auf einer Seite. Er schob sie weg, und seine klaren braunen Perlenaugen trafen meine in Stereo. Mein Herz wurde davon in Aufregung versetzt. Ich platzte heraus: »Ich liebe dich und will dich zurückhaben.« Meinetwegen habe ich also Probleme damit, dezent vorzugehen.
    »Und ich dachte, Flush sei eins über den Kopf gehauen worden.«
    »Vergiß das bitte«, sagte ich völlig aufgelöst. »Ich habe keine Ahnung, wo das plötzlich herkam. Also, gib mal die Abzüge rüber und halt’s Maul.«
    Alex schraubte seine Mundwinkel zu einem hinreißenden Lächeln hoch. Es galt mehr meiner Verwirrung als meinem Angebot. Ich ging den Stapel durch, nur um irgend etwas anzufangen. Alex hatte mit den Bildern eine neue Richtung eingeschlagen. Früher machte er nur Porträts und Großaufnahmen. Ich hatte ihm das nie gesagt, aber ich hatte sie immer flach gefunden. Dies hier waren Gruppenbilder von Fremden. Gefährliche Gesichter und Körper in Bewegung. Ihre Qualität war roh und wütend. Besessen. Sie waren sensationell gut.
    »Alex, die sind toll.« Ich war stolz auf ihn.
    »Findest du?«
    »Wieviel Geld wirst du für dieses Buch bekommen?«
    »Sie will über Geld nicht reden, ehe ich nicht einen Agenten habe.«
    »Hast du denn keinen?«
    »Da bin ich noch dran.« Er wurde langsam nervös.
    »Keins dieser Bilder ist im B-&-I -Hauptquartier.«
    »Ich hab’s noch nicht reingeschafft. Ich muß von Smith Jones erst einmal eine Genehmigung kriegen.«
    »Smith Jones?«
    »Nummer zwei. Er ist Stroms Vollstrecker.«
    »Nicht Lars?«
    »Lars ist Stroms persönlicher Vollstrecker. Smith macht die Gang.«
    Alex fand ein Bild von ihm im Stapel. Smith befand sich mit drei anderen Männern, alle größer und dümmer, vor dem B-&-I-Ge bäude. Er war sehnig und steckte stramm wie eine Knackwurst in Overalls, einer Lederjacke und Cowboystiefeln mit Sporen. Er hatte lange blonde Haare, in einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und den Mund offen, als brüllte er gerade Befehle. Alex sagte: »Diese anderen Typen kenne ich nicht mit Namen. Das ist nur Fußvolk.«
    »Und was machen die?«
    Er sagte: »Was glaubst du wohl?« Ich zuckte mit den Achseln. »Sie schlagen die Leute blutig und klauen Autos.«
    »Soviel weiß ich auch.« Ich holte ein anderes Bild hervor. »Könnte ein Soldat Flush umgebracht haben? Auf Befehl?«
    »Crip Beluga war’s.«
    »Keine Chance. Er ist viel zu eitel, um jemanden umzubringen.«
    »Darin liegt der Beweis — sein unerwidertes Begehren ist fehlgegangen.«
    »Bitte führen Sie das doch weiter aus, Watson.«
    »Flush war seit einem Monat im Outhouse, als ich sie kennenlernte. Crip hatte sich an sie herangemacht wie Nachbars Lumpi, aber sie wollte nichts mit ihm zu tun haben. Aber je öfter sie ihm sagte, er solle sie in Ruhe lassen, desto mehr wollte er sie haben. Sie sagte mir, daß er ihr langsam angst machte, also sagte ich Crip, er solle die Finger von ihr lassen. Deswegen denkt er, daß wir was miteinander hatten. Sie hat es ein bißchen hochgejubelt, und ich glaube, sie hat sich sogar eingeredet, sie sei in mich verliebt.«
    »Ich bin sicher, du hast nichts getan, was sie darin bestärken könnte. Sie war ja wirklich auch ein häßliches Entlein.«
    Darüber ging er hinweg. »Crip ließ sie für ein paar Tage in Ruhe. Aber am ersten Abend, an dem ich nicht da auftauchte, hat er Flush in seinem Büro angemacht. Ich kann mir vorstellen, daß eine ältere Frau etwas eleganter damit hätte umgehen können. Aber Flush war jung und erregbar. Er hat sie gegriffen, und sie hat ihm mit einer Nagelfeile eins über die Wange gezogen. Er drohte, sie umzubringen, aber sie ist abgehauen. Sie kam zu mir und hat mir erzählt, was passiert ist. Das war das letzte Mal, daß ich sie gesehen habe.« Und Crip hatte mir erzählt, die Narbe habe er von seiner Mutter. Und außerdem ist er die Königin von Saba.
    Ich sagte: »Eine Woche später liegt sie tot in Crips Büro?

Weitere Kostenlose Bücher