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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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hatte, piekste mir immer wieder ins Bewußtsein. Es schien mir eine halbwegs passable Gelegenheit, das Thema anzuschneiden. »Also, du behauptest, Crip wäre ein Spinner?« fragte ich. Alex schaute auf und nickte. »Als ich ihn über Flush ausfragte, sagte er, ich wäre für ihren Mord verantwortlich.«
    »Warum würde er so was behaupten?«
    »Ich dachte, da könntest du vielleicht eine Idee haben.«
    »Wie soll ich denn da was wissen?«
    »Crip sagte, er wüßte, wer ich in Wirklichkeit bin.«
    »Ich sehe immer noch nicht, was das mit mir zu tun haben soll.«
    »Vielleicht hast du Flush was über deine Vergangenheit als Privatschnüffler erzählt, und mein Name ist dabei auch gefallen.«
    »Das war vor drei Monaten. Meine Vergangenheit ist, als ich meine Jungfräulichkeit verlor.«
    »Eine weitere bezeichnende Verbindung.«
    »Ich bin nur deswegen in diese Sache hineingerutscht, weil ich für Do It Right arbeite.« Er brachte ein Lächeln zustande. Ich erwiderte es mit einem ausdruckslosen Anstarren. Er sagte: »Crip und ich kommen nicht gut miteinander aus. Er würde alles mögliche in die Welt setzen, um mich zu kriegen. Sogar über dich.«
    »Und alles, was du gemacht hast, war, Flush zu beschützen?« Er nickte. Ich glaubte ihm nicht — teils aufgrund meiner mißtrauischen Art, teils aus Eifersucht. Ich gab mir Mühe, professionell zu bleiben. Statt dessen sagte ich: »Schwöre mir, daß du nie mit ihr geschlafen hast.«
    Er schob etwas Haar aus dem Gesicht und kreuzte die Arme über seiner schmalen Brust. Er starrte mir über die Schulter, als er sagte: »Ich schwöre es.«
    Das war so offensichtlich gelogen, daß ich fast gekotzt hätte. Er war nie besonders gut gewesen, was Täuschungen anging. Vielleicht log er, um mich zu schonen, vielleicht weil er bis zur Arschritze in diesem Schlamassel drinsteckte und nicht wollte, daß ich es erfahre. Wie auch immer. Der Grund war nicht so wichtig. Die Wirkung war verheerend. Erst mein Kunde, und jetzt konnte ich meinem Partner auch nicht trauen. Selbst wenn die Männer mir zu beiden Seiten standen, war ich immer noch im Alleingang.
    Ich war zwanzig Minuten zu spät im B-&-I-H auptquartier. Riesen-Lars, in der Doppelrolle als Empfangschef und als Oberkellner, brachte mich eilig in Stroms Bibliothek. Ein romantisches Dinner für zwei war dort gedeckt — Kerzen, Kristallgläser, Rotwein, Porzellangeschirr. Volles Programm. Strom mußte noch seinen Auftritt bringen. Ich hatte angenommen, ich sei der einzige Gast, aber diese ledergebundenen Zehen, die unter dem Vorhang hervorlugten, mußten wohl auch geladen worden sein. Ich tat so, als würde ich sie nicht bemerken. Es gab ein kratzendes Geräusch, und dann ergoß sich Frank Sinatra mit »Night and Day« durch versteckte Lautsprecher. Ich hatte etwas eher Metallisches erwartet. Lars nahm meinen Mantel und zog einen Stuhl für mich heraus, mit dem Rücken zur durch den Vorhang verdeckten Wand. Dann ließ er mich mit den Schuhen allein. Ich nahm Mama aus meiner Handtasche, betätschelte sie, um mir mein Glück für den Abend zu sichern, und ließ sie in meinen Schoß fallen. Ich faltete meine Serviette aus und versteckte sie darunter.
    Strom erschien unter dem satanischen Türbogen. Er hatte sich herausgeputzt — Smokingjacke, schwarzes Hemd mit schwarzer Krawatte, ausgewaschene Jeans, Arbeitsstiefel — und trug ein ungezogenes Lächeln. Und ich Schlampinchen in meinem Riesenpulli und Doc Martens. Ich wünschte, ich hätte mich noch umgezogen. Er nahm platz und schenkte den Wein ein. Er bemerkte meinen verbundenen kleinen Finger. »Wie ist das denn passiert?« fragte er.
    »Bin auf dem Schnee ausgerutscht.« Er leckte sich suggestiv die Lippen. Ich sagte: »Warum habe ich nur das Gefühl, daß das hier kein Geschäftsessen ist?«
    »Wir können auch übers Geschäft reden.«
    »Dann kannst du’s vergessen.«
    »Das liebe ich einfach an dir, Wanda. Du steckst immer voller guter Ideen.« Ich fragte mich, ob damit auch meine Handschellenphantasie gemeint war.
    Er hob sein Glas. »Auf unseren ersten gemeinsamen Fall.« Ich ließ ihn zuerst einen Schluck nehmen. Er fiel nicht vom Stuhl, also trank ich auch.
    »Du bist ja ein Linkshänder«, sagte ich, während ich seine Tätowierung bewunderte. Alex war auch einer.
    »Ich bin Linkshänder, aber ich werd’s dir recht machen.«
    »Ich werde dich beim Wort nehmen.«
    »Nach heute abend wird das nicht mehr nötig sein.« Ich muß überrascht ausgesehen haben, denn er lachte:

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