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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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umkreiste das Zimmer. Ich schaute ihn flüchtig in seinen Boxershorts an. Man hätte meinen können, er hätte den Anstand besessen, Kleider anzuziehen. »Was ist neu?« fragte ich. Es hatte eine Veränderung gegeben, aber ich konnte nicht sagen, in welcher Hinsicht. Ich setzte mich in einen gemütlichen grünen Sechziger-Jahre-Sessel, wobei ich darauf achtete, nicht an meinen kaputten Finger zu stupsen.
    »Du meinst den Fußboden«, sagte er. Das war’s. Die schwarz-weißen Karofliesen waren verschwunden. »Ich hab’ die Fliesen vor ein paar Monaten herausgerissen. Langeweile, schätz’ ich mal. Das Holz müßte mal gebeizt werden. Ich hatte bislang noch keine Zeit, das zu erledigen.«
    »Vor ein paar Monaten. Du meinst um die Zeit, als wir Schluß gemacht haben.«
    »Ungefähr dann«, antwortete Alex.
    »Ich dachte, du wärst da in Kalifornien gewesen.«
    »Ich hab’s nie ganz bis dahin geschafft.«
    »Also hast du statt dessen deinen Fußboden auseinandergenommen.«
    »Nicht am selben Tag.«
    »Aber in der Woche.«
    »Macht das was aus?«
    »Welche anderen feindseligen, gewalttätigen Übertragungshandlungen hast du begangen? Ist das der neue Alex? Ein bösartiges Scheusal, dessen einzige Freude die Zerstörung ist?«
    »Jetzt geht das schon wieder los«, seufzte er.
    »Waren es Schuldgefühle, Alex?«
    »Herrgott.«
    »Oder war es Wut? Oder vielleicht konntest du es einfach nicht mehr aushalten, dich selber dafür zu treten, daß du mich nun verloren hattest.«
    »Ich hatte nur Lust, den Fußboden zu verändern.«
    »Alex, du Idiot. Nichts im Leben wird getan, nur um etwas zu verändern.«
    »Vielen Dank, daß du das mal richtigstellst.«
    »Ich meine nur, nichts ist so einfach.«
    »Was ist mit deinem Haar passiert? Biste von einem Teertransporter überfahren worden?«
    »Ich hatte Lust auf eine Veränderung.«
    »Ich dachte, nichts ist so einfach.«
    »Halt die Schnauze, Alex. Über mich weißt du null.« Das Wiedersehen ging reibungslos vonstatten. Ich schätze es würde den Sachverhalt treffen, wenn man sagte, daß ich es 'hm schwermachte. Mein Finger tat weh. Der Schraubstockgriff der lähmenden Schmerzensqualen war wieder da, in meinem Kopf auch. Alex sprang von seinem Hochbett herunter und kam zu mir herüber.
    »Laß mal sehen«, sagte er und bettete meine Hand in seine. »Ich habe ein paar Eis am Stiel im Gefrierfach. Bin gleich zurück.« Er tappte in seine Küche. Ich bemerkte, daß kein Dreck an seinen Füßen hängenblieb. Er ließ heißes Wasser in den Spülstein, den kein dreckiges Geschirr zierte, laufen und ließ das Eis bis auf die Stiele herunterschmelzen. Ich freute mich über die Gelegenheit, ihn zu beäugen, obwohl ich wußte, daß das viel zu viele schöne Erinnerungen wachrufen würde. Es spricht einiges dafür, mit traumhaft aussehenden Männern zu schlafen. Allein schon ihnen zuzusehen ist ein Genuß. Ich glaube nicht, daß ich das einmal aufgeben kann. Er machte die Stiele schnell fertig und kam zurück.
    Alex kniete sich vor mich hin und zerrte meinen kleinen Finger so gerade, wie es ging. Der körperliche Kontakt mit ihm war kein ausreichendes Gegengewicht gegen den Schmerz. Er befestigte die Stäbe mit Zahnseide. »Das sollte fürs erste reichen«, sagte er. »Aber laß Shlomo dir das später mal richtig machen.« Shlomo Zambini ist Santinas Verlobter. Er ist außerdem Orthopäde. Aus irgendeinem Grund störte es mich, daß Alex über andere Menschen in meinem Leben Bescheid wußte.
    »Was ist passiert?«
    »Du siehst wunderbar aus.« Ein miserabler Schachzug, etwas ehrlich und aus dem Herzen zu sagen.
    »Du auch.«
    »Du magst meine Haare?«
    »Die finde ich abscheulich, aber du siehst großartig aus. Hast du abgenommen?«
    »Sagst du etwa, ich war vorher dick?«
    »Natürlich nicht.«
    »Also, warum bist du bei mir eingezogen, wenn du fandest, daß ich dick bin?«
    »Glaubst du, wir könnten mal eine Unterhaltung führen, die nicht bei fünfhundert Dezibel endet?«
    »Ich bin nicht hergekommen, um mich gepflegt zu unterhalten.«
    »Warum bist du dann hier?«
    Gute Frage. Ich denke, es hatte etwas mit der Form seiner langen, unbekleideten Beine zu tun. »Ich bin geschäftlich hier. Ich arbeite für Strom Bismark. Ich brauche Informationen über Flush Royale. Deswegen war ich heute abend im Outhouse.«
    »Du machst Witze. Strom Bismark könnte dich bei lebendigem Leibe auffressen.«
    »Ich meine das vollkommen ernst. Und wenn irgend jemand bei lebendigem Leibe aufgefressen wird,

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