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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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da dem Heinz erzählt hat, das
kann
nicht wahr sein! Die gnä’ Frau und der gnä’ Herr haben die beste Ehe von der Welt geführt, ich weiß das, ich war doch dabei all die Jahr’! Nie werd ich das glauben!
Nie!
Und es
ist
auch nicht wahr!«
    »Nein«, antwortete Valerie, gleichfalls flüsternd, »nein, Agnes. Natürlich ist es nicht wahr.«

19
    Agnes Peintinger blinzelte. Sie schüttelte den Kopf. Sie kam näher. Sie fragte leise: »Aber warum haben gnä’ Frau es dann gesagt?«
    »Ja«, rief Landau unbeherrscht, »wenn du immerhin …«
    »Warte!«
    Er verstummte unter Valeries Blick.
    »Weil ich den Jungen retten will, Agnes, darum habe ich es gesagt. Weil ich den Jungen retten
muß!«
Sie wies nach dem Brief, der auf einem Tisch liegengeblieben war. »Schirach, der die geeigneten Schritte gegen meinen Sohn anordnen wird!« Ihre Gestalt krümmte sich. Sie zeigte einen Moment lang die Zähne wie die Tiermutter, die um ihr Junges kämpft. »Habt ihr das schon vergessen?«
    »Ich …«, begann Martin Landau und wurde wieder unterbrochen.
    »Dir danke ich, Martin. Sehr danke ich dir! Nie werde ich dir das vergessen.« Valerie sprach herzlich und sehr bewegt.
    »Der arme Junge«, stammelte Martin verlegen. »Was soll man denn …«
    »Ich muß diesen Prozeß jetzt führen, Agnes.« Valerie sprach schnell weiter: »Nur so schütze ich Heinz vor den Nazis, diesen Mördern, nur so bringe ich ihn noch durch! Glauben Sie, mir ist das eben leichtgefallen? Und glauben Sie, mir wird das leichtfallen, was ich jetzt noch alles tun und sagen muß? Aber es gibt keinen anderen Weg! Und mein Paul, Ihr verehrter gnädiger Herr, der ist einverstanden mit dem, was ich mache! Der will es sogar, schon lange will er es!«
    »Woher wissen gnä’ Frau das?« fragte die kleine Wirtschafterin sehr unruhig.
    »Ich habe Nachricht von ihm bekommen … aber nie darüber reden! Ich werde es tun, und ihr zwei, ihr müßt mir dabei helfen!«
    »Guter Gott«, murmelte Landau.
    »Warum hast du denn gesagt, ja, du bist der richtige Vater?«
    »Weil … wenn du schon … da gab es doch immerhin gar keine andere … Herrgott, was hätte ich
denn
sagen sollen?« rief er.
    »Unsinn! Du hast es gesagt, weil du ein guter Mensch bist. Und Sie, Agnes, Sie sind auch ein guter Mensch, das wissen wir alle. Sie werden mir helfen, nicht wahr?«
    »Freilich, gnä’ Frau, wenn gnä’ Frau glauben, es muß sein, natürlich helfe ich, nur …« Die Agnes brach ab, seufzte und sah zu Boden.
    »Nur was?«
    Den Blick gesenkt, flüsterte die Agnes: »Wenn gnä’ Frau einen Prozeß anfangen, werden die mich fragen vor Gericht?«
    »Natürlich. Sie werden eine ganz wichtige Zeugin sein.«
    »Und ich muß dann so antworten, daß es ausschaut, als ob die gnä’ Frau wirklich den gnä’ Herrn betrogen hat mit dem Herrn Landau?«
    »Selbstverständlich! So müssen Sie antworten. Wir überlegen uns das alles, ich weiß auch schon einen Anwalt, zu dem gehe ich so bald wie möglich, und der wird mir sagen, was wir tun müssen, was wir sagen müssen. Keine Angst, Agnes, ganz genau werden Sie wissen, was die besten Antworten sind, noch bevor Sie gefragt werden. Warum schauen Sie immer auf den Boden?«
    »Weil es nicht das ist«, flüsterte die Agnes.
    »Was ist es denn?«
    »Wenn ich das alles sag, dann sind das doch lauter Lügen!«
    »Aber Sie belügen die Nazis, Agnes, Sie belügen diese gottlosen Schweine, um den Heinz zu retten. Das ist doch nicht richtiges Lügen. Das ist doch …«
    Die Agnes hob langsam den Kopf, sie sagte sehr leise, sehr langsam und sehr ernst: »Ich bin nur ein dummer Trampel vom Land, gnä’ Frau, aber das weiß ich: Es gibt nicht solche und solche Lügen vor dem Allmächtigen. Es gibt nur
die
Lüge!«
    »Es gibt Notlügen!«
    »Die werden mich doch alles beschwören lassen, gnä’ Frau! Was war das? Die Tür vom Heinzi? Nein. Ich hör schon Gespenster. Die werden es mich doch beschwören lassen! Und
das
gibt es nicht, einen
Notmeineid!
Und ein Meineid ist eine Todsünde!«
    »Agnes, seien Sie vernünftig! Es geht hier um ein Menschenleben! Und da wollen Sie mir nun doch nicht helfen?«
    Die Agnes flüsterte betrübt: »Ich will! Ich will! Aber vorher muß ich mit meinem Geistlichen Herrn reden und ihm alles erzählen!«
    Valerie flüsterte: »Also gut, gehen Sie zu Ihrem Pfarrer. Erzählen Sie ihm alles. Natürlich müssen Sie sich mit ihm aussprechen, wenn Sie allein nicht fertig werden mit dieser Sache.«
    Die Agnes fuhr sich mit

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