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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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ich mit ihm zur Botschaft und erstatte Strafanzeige gegen meinen Vater und das Werk. Die Botschaft
muß
das zur Kenntnis nehmen. Der Staat auch …« Manuels Stimme war immer leiser geworden.
    »Hoffentlich«, sagte Irene, noch leiser. Sie sahen sich an.
    »… daß unser beider Denken niemand erraten kann«, erklang die Stimme Ernst Seelenmachers. Er hatte das Lied ein zweites Mal gesungen, jetzt erst bemerkten sie es.

40
    Zu dieser Zeit – 21 Uhr 55 – übergab ein Inspektor des Sicherheitsbüros dem Anwalt Dr. Stein in der Halle von dessen Villa in Döbling einen schwarzen, flachen Karton.
    Der Inspektor Alfred Kernmayr war Dr. Stein telefonisch durch Groll angekündigt worden, als Manuel sich, wie täglich, bei dem Anwalt gemeldet hatte.
    »Da ist ein Karton, der muß unbedingt sofort in den Tresor, Doktor. Tut mir leid, daß ich Sie damit heute, am Sonntag, überfalle, aber es ist äußerst wichtig.«
    »Lieber Hofrat, ich bringe ihn gern in die Stadt. Nur im Moment geht es nicht. Wir haben Gäste. Ich fahre, sobald die weg sind.«
    »Gut«, hatte Groll gesagt. »Ich wollte Ihnen ja am liebsten wieder meinen alten Schäfer schicken, aber der ist heute bei seiner kranken Frau. So bringt Inspektor Kernmayr den Karton. Er wird sich ausweisen. Und ich danke Ihnen.«
    In der mit Kupferdraht gesicherten Schachtel lag auf der Filmrolle eine Durchschrift des dechiffrierten Manuskripts von Manuels Vater. Die andere Kopie hatte Groll verbrannt. Er hatte auch mit seinem Freund Hanseder von der Staatspolizei telefoniert. Der war nur zu einverstanden damit gewesen, daß der Film schnellstens in den Tresor Dr. Steins kam. »Wir haben den Klartext. Damit müssen wir vorsichtig genug sein. Der Film gehört dem jungen Mann«, sagte Hanseder. »Er wird jetzt hoffentlich nicht die Nerven verlieren und alles an die große Glocke hängen?«
    »Nein, davon habe ich ihn abgebracht. Schwer. Er ist völlig außer sich.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Der hat sich mächtig verändert in ein paar Stunden, Franz. Der ist in ein paar Stunden ein paar Jahre älter geworden! Wie besessen. Manisch. Er fliegt morgen nacht heim, um dort nach dem Rechten zu sehen, aber er wird mehr denn je versuchen, die ganze Wahrheit herauszubekommen.«
    »Wird er sie je herausbekommen?«
    »Ich weiß es nicht. Er spielt mit seinem Leben, das ist ihm klar.«
    »Und Jimmy ging zum Regenbogen«, murmelte Hanseder.
    »Tun wir das nicht alle?« fragte Groll. »Wollen wir nicht alle – für uns, für andere – das Unmögliche?«
    Nachdem der Inspektor Kernmayr den Karton übergeben hatte, fuhr der Anwalt Stein, gefolgt und bewacht von sechs Beamten in drei Autos des Sicherheitsbüros, durch das Schneetreiben zu seiner Kanzlei auf dem Kohlmarkt. Er verwahrte den Karton in dem riesigen Tresor seines Sprechzimmers, wo dieser in die Mauer eingebaut war und eine halbe Wandseite einnahm. Dreißig Minuten später war Stein wieder daheim. Seine Frau kannte ihn gut und lange. Er führte eine glückliche Ehe. Seine Frau fragte nicht, warum er fortgefahren war und was das alles zu bedeuten hatte. Sie wußte: Ihr Mann und der Hofrat Groll waren befreundet. Stein tat oft seltsame Dinge, nachdem er mit Groll gesprochen hatte.
    »Wenn das so weiterschneit, bricht morgen früh der ganze Verkehr im Land zusammen«, sagte der Anwalt.
    »Ja, Liebling, es schneit wirklich sehr stark«, antwortete seine Frau.

41
    »Was haben Sie?« Manuel starrte Irene an.
    »Einen Schwips. Endlich!«
    »Unsinn! Was haben Sie getan? Was sagten Sie eben?«
    »Nichts Besonderes …« Irene lehnte sich zurück. »Geben Sie mir eine Zigarette? Danke …« Sie blies eine Wolke Tabakrauch aus. »Ich hätte gar nichts davon erzählt. Aber da Sie mich nach meinem Verlobten fragten …«
    »Ja, ich fragte nach ihm, weil … weil … Ich dachte plötzlich, er könnte es ungehörig finden, daß wir hier zusammensitzen … Ich wollte nicht … und da sagten Sie …«
    »Ich sagte, daß ich ihn hinausgeworfen habe«, erklärte Irene ruhig.
    »Ich verstehe nicht … Sie sind verlobt …«
    »Nicht mehr. Ich war es, ja, fast ein Jahr. Und ich kannte diesen Mann fast drei Jahre. Ich
glaubte,
ihn zu kennen! Ich habe mich getäuscht.« Irene sog hastig an der Zigarette. Ihre Stimme zitterte jetzt etwas. »Ich war sehr verliebt in ihn … ich … ja, ich liebte ihn! Heuer wollten wir heiraten.« Irene hob eine Hand. »Schluß. Aus. Vorbei. Es tut schon gar nicht mehr weh …«
    »Was hat dieser Mann

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