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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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fertig. Es ist gar nicht schön, wie das aussieht.«
    »Ein Glück, daß ich in der Partei bin«, sagte er grinsend. (Nur Valerie wieder Mut machen!) »Wenn ein Parteimitglied schwört, dann ist das ein ganz anderer Schwur, als wenn ein gewöhnlicher Volksgenosse die Finger hebt.«
    »Ich rede nicht von dir. Ich rede von unseren
Zeugen!
Deine Schwester …«
    »Die Tilly wird erklären, sie weiß von überhaupt nichts, hat sie doch selber gesagt! Na schön, wir haben es ja auch nicht an die große Glocke gehängt, unser Verhältnis!«
    »Aber eine Zeugin
für
uns ist sie damit auch nicht. Und bei der Agnes wissen wir noch nicht, was ihr Pfarrer sagen wird.«
    »Daß sie lügen darf, natürlich!«
    »Du bist ein Optimist, weil du einen sitzen hast! Vielleicht sagt er ihr, Meineid ist
in jedem Fall
eine Todsünde. Was dann?«
    Die Agnes Peintinger hatte ihren Hochwürdigen Herrn, den Pfarrer Ignaz Pankrater, noch nicht aufsuchen können, denn dieser war für fünf Tage verreist.
    Martin Landau setzte sich, betont forsch.
    »Dann muß es eben ohne Zeugen gehen! Wir können nicht warten, bis wir wissen, was die Agnes tun wird. Am Montag soll das hier beim Anwalt sein. Nimm dich zusammen. Wo sind wir stehengeblieben?«
    »… lebten damals …Miete …gewissen Lippowski …wo Martin Landau und ich uns unauffällig …«
    »… treffen konnten«, diktierte er. »Na los, schreib!«
    Sie schrieb.
    Er fuhr fort: »Als ich feststellte, daß ich von Martin Landau ein Kind erwartete, sagte ich es diesem sofort. Er war entschlossen, mit Paul Steinfeld zu reden und ihm die Wahrheit zu erzählen. Punkt. Hm. Er … er …« Landau trank wieder und polterte lauthals: »Himmelarschundzwirn, ist das kompliziert!«
    Valerie war wieder in Schwung gekommen, sie sprach, während sie stenographierte: »Er wollte unter allen Umständen erreichen, daß Steinfeld sich scheiden ließ und das Kind als das seine, Landaus, anerkannt wurde. Er liebte mich und wollte mich sofort heiraten, doch ein Anwalt belehrte uns, daß ein geschiedener Ehepartner nach österreichischem Recht nicht die Person heiraten dürfe, mit der er den Ehebruch begangen hatte …«
    »Woher weißt du denn das?« Landau horchte auf.
    »Das hat mir der Doktor Forster erklärt. Grundsätzlich hätte die Behörde dann doch noch einen Dispens erteilen können, und eine neue Eheschließung wäre möglich gewesen, aber davon, sagt der Doktor Forster, müssen wir ja nichts gewußt haben. Das alles hat er mir durch die Blume erklärt – indirekt natürlich …«
    »Natürlich. Prima Anwalt, den Paul uns da empfohlen hat«, sagte Landau, sehr beeindruckt.
    »Ich wäre also«, schrieb und sprach Valerie, »schuldhaft geschieden worden und hätte ein uneheliches Kind gehabt, ohne die Möglichkeit, dessen Vater zu heiraten. Vor dieser Situation schrak ich zurück. Mit meinen Eltern war ich inzwischen ganz zerfallen, ich hatte so viel Leid über die beiden alten Leute gebracht …«
    »… und mein eigenes Leben zerstört …«, assistierte Landau.
    »… zerstört und korrumpiert – Gedankenstrich –, nun sollte nicht auch noch das Kind unter meinen Verfehlungen leiden. Ich wollte an der Seite Paul Steinfelds ausharren und alles ertragen, was mir diese Verbindung an Leid bescherte, so entsetzlich bitter das auch war – Gedankenstrich –, um des Kindes willen … Paul Steinfeld nahm die Nachricht von einer Schwangerschaft verärgert auf, denn er wollte am liebsten kein Kind. Für eine Schwangerschaftsunterbrechung, die er vorschlug …«
    »Das ist hervorragend! Echt jüdisch!« kommentierte Landau. (Mut, Mut, Valerie Mut machen!)
    »… war es zu spät. Deshalb fand er sich mit den Tatsachen ab, kümmerte sich im Laufe der Jahre aber so wenig wie möglich um meinen Sohn und stand ihm stets ablehnend gegenüber. Dasselbe Gefühl der instinktmäßigen Abneigung brachte mein Sohn, als er älter wurde, in immer stärkerem Maße auch Paul Steinfeld entgegen, während er sich mehr und mehr zu Martin Landau hingezogen fühlte … den ich schon vor der Geburt des Kindes möglichst häufig einlud, um wenigstens so oft es ging in seiner Gesellschaft sein zu können …«
    »Paul muß natürlich Verdacht geschöpft haben!«
    »Das kommt jetzt … Paul Steinfeld akzeptierte Martin Landau nie ganz. Er war mißtrauisch und äußerte häufig den Verdacht, nicht der Vater von Heinz zu sein. Er machte mir unentwegt Eifersuchtsszenen, auch in Verbindung mit den verschiedensten

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