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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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nicht. Was haben Sie denn?«
    »Sie sind schon ein Schwein«, sagte Mercier. Natürlich hast du und Grant Clairon umlegen lassen, bevor der Aranda umlegen konnte, dachte er. »Ein kluges Schwein«, sagte Santarin. »Aber Aranda ist nicht abgeflogen. Er blieb. Er hat uns allen doch damals schon am Telefon gesagt, daß er bleibt, bis das Geheimnis enträtselt ist. Also habe ich den Plan gemacht, nach dem wir jetzt vorgehen. Und alles klappte glänzend.«
    »Bis Sonntagabend. Da bestellte Aranda plötzlich die Flugkarte. Was war da los?«
    »Tja, was?« Natürlich werde ich dir nicht erzählen, daß Aranda erst am Sonntag den Film sah, der zu dem Manuskript gehört, dachte Santarin. Der Film kann auch nicht ausschlaggebend gewesen sein. Keinesfalls. Es ist schon so, wie ich immer angenommen habe: Der junge Mann wußte am Anfang nicht, was in dem Manuskript stand. Erst am Sonntag offenbar, nach dem Besuch bei Yvonne, hatte er den Code-Schlüssel. Das Manuskript wurde dechiffriert. Gut, wollen wir einmal annehmen, daß das Gewissen des jungen Aranda sich daraufhin allzu stürmisch meldete, daß er kopflos heim wollte, um das Wichtigste zu retten, zu vernichten, zu verhindern – aber dann muß
noch etwas
geschehen sein, was ihn von diesem Entschluß wieder abgebracht hat. Und was das war, das weiß nicht einmal ich. Mir fiel sofort Penkovic ein. »Wir werden auch noch herausbekommen, was Aranda so durcheinandergebracht hat«, sagte Santarin zuversichtlich.
    »Wenn
Sie
sich dahinterklemmen«, sagte Mercier höflich. Man kann auch zu klug sein, dachte er, ebenfalls zuversichtlich. Du, mein Lieber, hast dafür gesorgt, daß der junge Herr nun mit größter Wahrscheinlichkeit in Wien bleiben wird. Das heißt, daß das Manuskript und der Film seines Vaters in dem Tresor des Anwalts bleiben werden. Herr De Brakeleer ist schon nach Bremen geflogen, um mit seinem Meisterschränker zu reden. Und heute vormittag hat der Inspektor Ulrich Schäfer die Annonce aufgegeben, die morgen im ›Kurier‹ erscheinen wird. Einer meiner Leute war in der Inseratenannahme und wartete, bis Schäfer kam. Der hat genau den Text über den Geigenlehrer aufgegeben, den wir ihm vorschrieben. Sobald das Inserat erschienen ist, werden wir uns mit ihm in Verbindung setzen. Haltet mich nur alle für einen Idioten, etwas Besseres kann mir gar nicht geschehen.
    »Nun den letzten Scheck, dann haben wir es überstanden«, ertönte Noras Stimme.
    »Das sind die tausend Dollar, die sie einsteckt«, sagte der Russe. »Noch ein Stückchen Konfekt? Zieren Sie sich nicht! Nougat ist am besten.« Und
ob
ich herausbekommen werde, was Aranda so durcheinandergebracht hat, dachte Santarin. Heute nacht noch. Wenn der Graf Romath zu Gilbert Grant kommt. Ich werde auch da sein, ich bleibe nur noch hier, um zu sehen, ob alles glatt läuft, dann verschwinde ich. Dieser Romath wird ausspucken, was er weiß, oder er wird tun, was ich ihm befehle. Aber was geht das dich an, du französisches Fünfgroschen-Hirn?
    »Bei Gelegenheit geben Sie mir übrigens zweitausend Dollar«, sagte der Russe. »Wir arbeiten doch jetzt zusammen. Unkosten werden geteilt.«
    »Natürlich«, sagte Mercier und dachte: So sieht also der einzige wirkliche Idealist unter uns Dreien aus. Der Franzose wußte einiges über Fedor Santarin. Der Russe hatte nicht nur während des ganzen Krieges gegen Hitler an der Front gestanden, er hatte auch seine Frau, seine Mutter, seine Kinder, er hatte alle Angehörigen verloren. Er war freiwillig Agent geworden. Ein einsamer Fanatiker, der sich zynisch und überlegen gab und in dessen Gehirn ein Gedanke brannte wie ein unauslöschliches Feuer:
Nie, nie, nie wieder soll mein Land überfallen werden können!
Voilà, ein anständiger Mensch, dachte Mercier. Man muß ihn eigentlich bewundern. Ach, zum Teufel mit anständigen Menschen in unserem Metier. Das sind die ärgsten!
    »Wenn dieser Meerswald Pflanzenschutzmittel herstellt – war er da auch auf dem Kongreß?« erklang die Stimme Manuels.
    »Danke für die Schecks, mein Freund. Auf dem Kongreß?« Noras Stimme hob sich zweifelnd. »Das weiß ich nicht. Sein Betrieb hat zwar Verbindungen in die ganze Welt, aber er ist nicht einer von den wirklich großen, wissen Sie. Ihnen war der Name ja auch unbekannt, nicht wahr?«
    »Ja. Madame, kann ich … darf ich …«
    »Was denn?«
    »Ich müßte telefonieren, aber …«
    »Aber Sie haben Angst, Ihr Gespräch könnte abgehört werden, wie?«
    »Nora! Nora!« sagte

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