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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Steinfeld mit diesen beiden Männern zu tun?«
    »Tausend Dollar auch?«
    »Die steckte ja bis zum Hals in der Affäre! Das wird ja immer schlimmer!«
    »Herr Aranda!«
    »Ja, Tausender auch.«
    »Nehmen Sie fünf Tausender-Schecks und schreiben Sie zum zweitenmal Ihre Unterschrift darauf. Ich habe Sie gerne. Wirklich. Ich wollte nur Traveller-Schecks haben, weil Sie die nicht mehr sperren lassen können, wenn ich sie einmal in der Hand halte und meiner Bank präsentiere …«
    »Unglaublich«, sagte Fedor Santarin. Er lachte bewundernd, während er seinen Brillantring an einem Ärmel rieb. »Nicht zu fassen. Nora, das Goldkind! Penkovic sagte mir, daß er ihr die Fotos für viertausend Dollar verkauft hat. Die erstaunlichste Frau, die ich kenne.«
    »Warum erledigt sie eigentlich solche Geschichten für Sie, Santarin?« fragte Jean Mercier.
    »Oh, aus reiner Gefälligkeit. Ich tue ihr auch eine, wissen Sie«, sagte der Russe lächelnd. Er saß mit dem Franzosen in dem Zimmer, das wie für ein kleines Mädchen eingerichtet war, zwischen Puppen, Baby-Doll-Hemdchen und Kinderunterwäsche.
    Ein Mikrophon an der Esse des Kamins in Noras Wohnzimmer übertrug das Gespräch von Manuel Aranda hierher, wo die Worte aus einem Lautsprecher kamen. Der Nagel, an dem er hing, hielt auch ein Bild Schneewittchens und der Sieben Zwerge. Das Bild befand sich am Kopfende des Bettes, auf dem Fedor Santarin wieder Platz genommen hatte.
    »Die Fotos haben mächtig gewirkt«, sagte Jean Mercier. Er saß auf einem kleinen roten Holzsessel. »Die geben ihm den Rest. Sollte er die Absicht gehabt haben, seinen Rückflug nur zu verschieben, dann wird ihn das jetzt dazu bringen, ganz in Wien zu bleiben. Santarin, Sie sind ein Schuft, aber Sie sind auch ein Genie.«
    »Ich weiß«, sagte der Russe. Er öffnete ein Märchenbuch, das auf dem Nachttisch neben dem Bettchen lag. Das Buch war eine Attrappe und hohl. Ein Sortiment der verschiedensten Kondome befand sich darin. Der Russe nahm eines, rollte es zwischen zwei Fingern ab und blies es wie einen Luftballon auf. Dann hielt er die Öffnung zu, damit die Luft nicht entweichen konnte und betrachtete die Inschrift auf dem Präservativ. Sie lautete: I LOVE YOU .
    »Niedlich«, sagte Santarin. Was sich in Noras Zimmer abspielte, entsprach genau seinem Plan, und Mercier und Grant wußten das. Santarin, der Penkovic seit langer Zeit kannte, hatte den Rumänen mit den Fotos zu Nora geschickt und ihm befohlen, viertausend Dollar für sie zu verlangen. Und Nora war von Santarin angewiesen worden, die Fotos zu diesem Preis zu kaufen, danach umgehend Manuel Aranda in Kenntnis zu setzen und ihm jene Geschichte zu erzählen, die sie gerade erzählt hatte.
    »Sie sagen Aranda, Sie hätten die Fotos für ihn gekauft und lassen sich das Geld zurückgeben. Ich schieße Ihnen die viertausend Dollar vor. Sie geben mir den Betrag zurück, sobald Sie ihn von Aranda haben.«
    »Und wenn er nicht kauft?«
    »Er kauft, seien Sie ganz beruhigt«, hatte Santarin gesagt.
    »Viertausend Dollar – so viel Geld?«
    »Die Fotos
müssen
so viel Geld kosten, damit sie Aranda besonders wichtig erscheinen. Menschen sind komisch.«
    »Wozu wurden die Bilder gemacht? Das sind doch Kopien. Warum haben Sie Penkovic vor zwei Jahren diese Valerie Steinfeld beschatten lassen? Und was versprechen Sie sich jetzt von der ganzen Sache?« hatte Nora gefragt.
    »Nicht«, hatte Santarin gesagt.
    »Was, nicht?«
    »Nicht so viele Fragen stellen, bitte. Penkovic stellt auch keine. Sie tun, was ich ihnen sage, und das ist alles. Verstehen wir uns?«
    »Wir verstehen uns«, hatte Nora geantwortet.
    »Madame, ich danke Ihnen.« Santarin hatte ihr die Hand geküßt …
    »Ja«, sagte der Russe jetzt, auf dem Kinderbett, während er langsam die Luft aus dem Schutzmittel entweichen ließ und es dann wegwarf, »ich denke, nun wird Aranda bleiben. Die Gefahr ist gebannt. Sie waren ganz hübsch aufgeregt bei dem Gedanken, er könnte Wien verlassen, wie, Mercier?«
    »Na, Sie und Grant vielleicht nicht?«
    »Grant und ich auch«, gab Santarin zu. Er holte die längliche Konfekt-Tüte aus seinem grauen Anzug und offerierte dem bleichen Mercier Bonbons. Der wählte umständlich.
    Der Russe sagte, während Mercier kaute: »Ganz am Anfang dieser Geschichte, als Aranda das Manuskript seines Vaters fand, da bestand natürlich
auch
die Gefahr einer sofortigen Abreise. Man hätte sie mit Gewalt unterbunden, nicht wahr, Mercier? Nanu, verschlucken Sie sich

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