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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Santarin entzückt. Er blies noch ein Präservativ auf, mit dem Text CHERIE, JE T’AIME . Der Russe lachte. »Schauen Sie, Mercier! Ob die das in allen Sprachen haben? Was für ein Haus!« Er starrte in das Schachtel-Märchenbuch. »Wo sind wohl die für sowjetische Gäste? Ah, da hätten wir schon eines!«
    »Natürlich habe ich Angst«, erwiderte Manuels Stimme dazwischen. »Warum eigentlich? Es kann sich bestimmt jeder denken, wen ich anrufen will!«
    In ihrem großen Wohnzimmer streckte Nora Hill den zierlichen Körper auf dem bequemen Sessel.
    »Ihren Hofrat, natürlich.«
    »Ja. Also könnte ich doch eigentlich ruhig …«
    »Ruhig. Da steht der Apparat. 34 55 11.«
    »Was ist das?«
    »Die Nummer des Sicherheitsbüros. Oder wollten Sie ihn schon zu Hause anrufen? Es ist noch nicht einmal halb elf.«
    »Sie haben recht.«
    Eine halbe Minute später erklang Grolls Stimme aus dem Hörer: »Guten Abend, Manuel. Sie wollen mich sprechen?«
    »Dringend, Herr Hofrat. Kennen Sie einen gewissen Thomas Meerswald?«
    »Gewiß. Wie kommen Sie auf den?«
    »Und einen gewissen Vasiliu Penkovic?«
    »Diesen Dreckskerl, freilich! Sagen Sie, Manuel …«
    »Was wissen Sie über die beiden?«
    »Nicht am Telefon. Wo sind Sie überhaupt?«
    »Bei Frau Hill.«
    Nach einer kurzen Stille der Verblüffung lachte Groll.
    »Herr Hofrat ! Ich habe noch eine Entdeckung gemacht! Wann können wir uns sehen?« fragte Manuel. Die sechs Fotos lagen vor ihm auf dem Rauchtischchen. Das Telefon stand daneben. »Ich komme sofort zu Ihnen. Ich …«
    »Das geht nicht. Wir haben seit heute früh einen Liebespaar-Mörder im Verhör. Ich kann noch nicht weg. Aber bis zwölf bricht der garantiert zusammen. Wenn es wirklich so dringend ist …«
    »Das ist es!«
    »… dann kommen Sie nach Mitternacht in meine Wohnung. Porzellangasse, Nummer …«
    »Ich weiß, ich komme. Und ich danke Ihnen, Herr Hofrat.«
    »Aber rufen Sie vorher aus einer Zelle an. Ich muß die Haustür für Sie aufsperren.«
    »Ich rufe noch einmal an.« Manuel legte auf und nahm seine Brieftasche, um die sechs Fotografien hineinzulegen. Dabei glitt der gefaltete Bogen, den er in Valerie Steinfelds Schatulle gefunden hatte, auf das Tischchen.
    Er griff schnell danach, doch Nora war schneller.
    »Was ist denn das für ein altes Papier?«
    »Geben Sie es sofort zurück!«
    Nora öffnete den Bogen halb und las laut: »Pasteur 1870: Seidenraupenseuche …«
    In dem Kleinmädchenzimmer fuhr Santarin aus dem Bett hoch.
    »
Da!
Ich habe Nora gesagt, sie sollte auf alles achten, was Aranda bei sich trägt!«
    »
Bitte,
Madame, geben Sie es mir zurück!« klang Manuels Stimme, laut und heftig. Danach ertönten Schritte.
    »Au! Was haben Sie denn? Ich gebe es Ihnen ja schon. Sie waren sehr grob zu mir …«
    »Entschuldigen Sie. Es tut mir leid.«
    Wieder erklangen Schritte.
    »Pasteur 1870, Seidenraupenseuche … altes Papier … ob es
das
ist?« fragte Mercier, der aufgesprungen war.
    »Durchaus möglich.« Santarin nickte. »Wenn Nora nachher zu Ihnen kommt, lassen Sie sich dieses Papier genau schildern.«
    »Natürlich.«
    »Heute bewacht ihr Aranda. Sie gehen dann sofort zu einem Ihrer Streifenwagen draußen. Ihre Leute sollen zu Grants Wohnung fahren und ihm alle Einzelheiten bekanntgeben.«
    »Wieso zu Grants Wohnung?«
    »Weil ich auch da sein werde. Ich muß schnellstens Bescheid wissen über alles. Ich habe noch eine kleine Unterredung heute nacht.«
    »Mit wem?«
    »Das erzähle ich Ihnen morgen. Tun Sie, was ich sage!«
    »Ja, freilich, gewiß«, stammelte Mercier, erschrocken über Santarins ungewöhnliche Schärfe. Idealisten, dachte er. Das Ärgste! In Noras Zimmer erhob sich Manuel.
    »Sie wollen doch nicht schon gehen?«
    »Ich …«
    »Wohin? Gerade erst halb elf. Was machen Sie bis Mitternacht?«
    »Ich weiß nicht, ich … Das alles regt mich so auf … Sie verstehen gewiß … Diese Valerie Steinfeld … Mehr und mehr rückt diese Frau in den Mittelpunkt …«
    »Dann werde ich Ihnen am besten ein Stück meiner Geschichte weitererzählen – und damit ein Stück weiter in Valerie Steinfelds Geschichte. Was halten Sie davon? Wenn Sie schon da sind … Und ich sagte Ihnen doch, daß ich Ihnen alles berichten will, was ich mit Valerie Steinfeld erlebt habe, was ich von ihr weiß …«
    Manuel setzte sich wieder.
    »Bitte, erzählen Sie.«
    »Gut.« Nora lächelte. »Allerdings habe ich nur bis halb zwölf Zeit. Dann kommt dringender Besuch, und Sie

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