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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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den nur Grant, seine amerikanischen Angestellten und seine gelegentlichen Gäste betreten durften, alle Geschäftsunterlagen, Scheckbücher und viel Bargeld untergebracht waren. Die Arbeiter wurden gut bezahlt und behandelt, sie kümmerten sich um nichts, was sie nichts anging. Gilbert Grant hatte sie daraufhin ausgesucht.
    Zwei junge, schlaksige Amerikaner, welche den Sender bedienten, waren zur Seite getreten. Gilbert Grant saß vor dem Mikrophon. Elektrisches Licht einer starken Deckenlampe ließ sein pechschwarzes Haar glänzen. »Ist gut, Charlie Baker«, sagte er. »Fahr gleich raus zum Flughafen. Wann geht deine Maschine? Over.«
    »In etwa zwei Stunden«, erklang David Parkers Stimme aus dem Lautsprecher. »Over.«
    »Fein. Du läßt den Wagen auf dem dritten Parkplatz stehen, wie besprochen. Abgesperrt natürlich. Wir holen ihn abends ab. Vielen Dank und guten Flug! Das ist alles. Over.«
    »Okay. Ich danke auch. Bis zum nächsten Mal also. Ende.«
    »Ende«, sagte Gilbert Grant und lehnte sich auf einem elastischen Chromstahlstuhl zurück, wobei er diesen drehte. Seitlich neben ihm saß ein vierter Mann. Er war so groß wie Grant, etwas jünger, schlank und hatte ein aristokratisches Aussehen. Fedor Santarin war Präsident der ›Vereinigung für österreichisch-sowjetische Studentenfreundschaft‹, die ihren Sitz in einem alten Palais an der Wollzeile, nahe der Stephanskirche, im Stadtzentrum hatte. Grant und Santarin sprachen fließend Englisch, Französisch, Deutsch und Russisch. Höflicherweise in englischer Sprache sagte Santarin, der einen erstklassig geschnittenen Maßanzug trug – im Gegensatz zu dem leicht zerdrückten Konfektionsanzug Grants –, mit schiefem Lächeln: »Das war aber wirklich sehr knapp, lieber Freund.«
    »Tja, ohne ein wenig Glück wären wir glatt verloren in diesem Beruf«, antwortete Gilbert Grant, den Knoten seiner allzu bunten Krawatte, die er zu einem blau-weiß karierten Hemd trug, hochziehend. »Ich habe mich am Mikrophon mächtig zusammengenommen. Mir ist ganz schlecht. Ich muß ein Schlückchen haben.« Er ging zu einem Wandschrank. Der Russe lächelte trist. Gilbert Grant mußte in regelmäßigen, ziemlich kurzen Abständen immer wieder ein Schlückchen haben, Fedor Santarin wußte das natürlich. Gilbert Grant war in der Tat ein Säufer. Er hielt es aus. Noch hält er es aus, dachte der Russe. Früher oder später wird er seinen Zusammenbruch kriegen. Schade, ich mag ihn. Wie oft und wie gut haben wir schon zusammengearbeitet.
    »Ich brauche euch jetzt mal nicht, schaut euch draußen ein bißchen um«, sagte Grant, der so mächtig und aufgeschwemmt aussah wie Orson Welles, mit dem er große Ähnlichkeit aufwies, zu den beiden jungen Amerikanern.
    »Ist gut, Mister Grant.«
    Die beiden gingen zu der elektrisch gesteuerten Stahltür.
    »Moment!« Fedor Santarin lächelte wieder. Er holte mit einer eleganten Bewegung – alle seine Bewegungen waren elegant, im Gegensatz zu den schwerfälligen seines Kollegen – eine längliche, hohe Goldkartonpackung aus einer Innentasche der Jacke seines tadellosen Anzugs. (Er ließ in Wien nur bei ›Knize‹ am Graben arbeiten.) Die Packung enthielt Spezial-Konfekt der berühmten Konditorei Demel. Santarin trug stets solche Packungen mit sich herum, und er liebte es, Süßigkeiten anzubieten. Nun öffnete er den tütenförmigen Karton und hielt ihn den jungen Männern hin.
    »Darf ich mir erlauben?«
    Die beiden kannten das seit langem. Sie nahmen jeder zwei Stücke Konfekt, bedankten sich und verschwanden, nachdem sie die Stahltür durch Knopfdruck geöffnet hatten. Auf Schienen glitt die schwere Platte hinter ihnen wieder zurück und schloß sich lautlos. Grant hatte ein großes Glas gut zur Hälfte voll Bourbon geschüttet. Er nahm kein Wasser dazu, kippte das Glas, blies Luft aus und füllte es neuerlich halb. Dann setzte er sich auf eine Kiste, in der Autoscheinwerfer verpackt waren, und legte die Füße mit den klobigen Schuhen auf eine andere Kiste.
    Wie ein dickköpfiger Bauer aus der Ukraine sieht er aus, dachte Santarin, der wie ein englischer Aristokrat aussah.
    »Auf Clairon«, sagte Grant und hob sein Glas. »Er ruhe in Frieden.« Der Amerikaner nahm einen großen Schluck.
    »Amen«, sagte der Russe und steckte ein Stückchen Konfekt in den Mund. Er spielte mit der goldenen Tüte. An der linken Hand trug er einen kostbaren Brillantring.
    »Ich konnte es Parker natürlich nicht sagen. Auch den beiden Jungs nicht«,

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