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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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murmelte Grant.
    »Natürlich nicht.« Fedor Santarin wählte ein Stückchen Nougat.
    »Aber es ist schon eine verdammte Scheiße«, erklärte Grant zornig, »daß Parker den Clairon doch noch rechtzeitig gefunden hat und der nicht diesen Aranda erledigen konnte.«
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe, Gilbert. Wir haben Parker so spät losgeschickt, daß er nach menschlichem Ermessen keine Chance mehr hatte.«
    »Er ist aber eben ein so verflucht guter Mann«, sagte der Amerikaner trübe. »Leider. Kein anderer hätte das geschafft.« Er rülpste und trank wieder. »Den Mund habe ich mir fusselig geredet bei meinen Bonzen. Weg mit Aranda! Nichts wie weg mit ihm, habe ich gesagt. Laßt uns selig sein, wenn die Franzosen uns das abnehmen! Loswerden müssen wir ihn auf alle Fälle. Aber nein, nichts zu machen. Diese Hurensöhne!« sagte Gilbert Grant erbittert. »Alles wissen sie immer besser.«
    »Dasselbe bei mir«, sagte Santarin. »Angefleht habe ich meinen Führungsoffizier. Dieser Aranda ist eine ganz große Gefahr, sagte er mir. Nicht nur für die Franzosen. Für alle. Folge? Meine Bonzen haben sich mit Ihren Bonzen zusammengetan, Gilbert, und wir bekamen einen Anpfiff und die Order, Clairon zu erledigen, bevor er Aranda erledigt! Das nenne ich Logik, wie? Eine ganz große Gefahr – aber er muß um Himmels willen lebenbleiben!«
    »Stardust, ich rufe Stardust, hier ist Noble George …« erklang eine Stimme aus dem Lautsprecher des eingeschalteten Senders. Der Amerikaner glitt von seiner Kiste, ging mit dem Glas in der Hand zum Tisch und meldete sich.
    »Ein weiterer Wagen mit Kriminalbeamten ist zum ›Ritz‹ gekommen, Stardust. Die Männer sind alle ins Hotel gegangen.«
    »Wie viele Kriminalbeamte?«
    »Drei.«
    »Okay, fein. Bleibt auf Posten, Noble George. Ende.« Grant setzte sich auf den Tisch. »Da«, sagte er wütend. »Sie hören es! Alles läuft wie am Schnürchen. Genau wie gewünscht.«
    »Genauso, wie wir es eingefädelt haben.«
    »Ja,
wir!
« Grant stieß mit einem Zeigefinger nach dem Russen. »Wir zwei! Wir machen die Arbeit, nicht die Bonzen! War das vielleicht kein guter Plan? Die ganze Kripo ins Hotel. Alles fliegt auf. Und Clairon killt inzwischen Aranda. Hätten sie ihn bloß gelassen, die Scheißer! Dann nur noch eine kleine Vorsprache beim zuständigen hohen Herrn – von Ihrem und meinem Boß –, und die Österreicher hätten sich in die Hosen gemacht wie jedesmal, wenn unsere Bosse vorsprechen, und sie hätten das Zeug ausgeliefert oder vernichtet, und wir könnten den Fall abschließen. Aber nein, Gott verdamm’ mich, Manuel Aranda darf nichts zustoßen, um Himmels willen, der muß unbedingt beschützt werden!« Er ahmte eine Stimme nach. »Sie sind mir persönlich haftbar dafür, daß Clairon rechtzeitig beseitigt wird.« Er glitt vom Tisch und ging zum Schrank, wo er sein Glas neuerlich füllte. »Das ist ein Befehl!« äffte er die andere Stimme nach, zweifellos die eines Vorgesetzten, den er haßte. »Befehl, mein Arsch.«
    »Wenn wir uns bei einem B-Fall einem Befehl
direkt
widersetzt hätten, wäre das unser Ende gewesen, darauf können Sie Gift nehmen.«
    »Gift ist gut!« Grant lachte böse. »Ist das ein Leben?« Er neigte zu Depressionen.
    »Ein schönes nicht«, sagte Santarin, »aber ein ganz angenehmes. Wir kommen auch mit dem lebenden Aranda zurecht, Gilbert, Mut!« Er sah auf seine Schweizer Armbanduhr. »Noch Zeit. Aber bald werden wir zu mir in die Wollzeile fahren. Ich habe Nora Hill gebeten, hinzukommen. Wir müssen ihr genau erklären, was sie zu tun hat – jetzt, wo Aranda also weiterleben wird.«
    »Nora Hill«, wiederholte Grant träumerisch. »Das ist eine Frau. Wenn wir die nicht hätten …«
    »Wir haben sie aber, das Goldstück.« Santarin lächelte zufrieden.

14
    Es hatte wieder zu schneien begonnen.
    Das Licht verfiel.
    In dem blauen Mercedes, der zwischen den Gruppen 73 und 74 parkte, saßen Irene Waldegg und Manuel Aranda. Der Motor lief, die Heizung war eingeschaltet, warme Luft rauschte. Knappe hundert Meter entfernt lag Clairons Leichnam. Schneeflocken sanken auf ihn, behutsam, stetig, schwerelos. Bald würden sie ihn zugedeckt haben, ihn und das viele Blut um seinen zerschmetterten Kopf.
     
    In einem Hinterzimmer des französischen Reisebüros ›Bon Voyage‹ versuchten mehrere Männer, nun schon sehr unruhig, Sprechkontakt mit Clairon aufzunehmen. Es kam zu keiner Verständigung.
    »Etwas ist passiert«, sagte Jean Mercier, im Zustand

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