Und Jimmy ging zum Regenbogen
auf Lehnstühlen, auf Couches, an kleinen Tischen, vor Gläsern, Flaschen und Sektkübeln. Manuel sah wenig mehr als Silhouetten. Es waren junge und ältere Männer, in Abendkleidung, in Straßenanzügen. Manuel erkannte, daß die Mädchen alle jung und hübsch waren. Neben sehr hellhäutigen gab es auch dunklere Typen, ja eine Negerin. Die Mädchen saßen bei den Männern, auf ihren Knien. Wenige waren komplett angezogen. Die meisten befanden sich in verschiedenen Stadien der Entblößung, sie trugen nur Schuhe und mehr oder weniger Unterwäsche.
Nora Hill balancierte geschickt und mit langer Übung ihr Gleichgewicht auf dem einen Krückstock aus und schlug dem rothaarigen Mädchen dann die Riemen der Peitsche über den weißen Bauch. Yvonne hatte eine sehr helle Haut. Sie schrie wieder und krümmte sich. Sofort schlug Nora neuerlich zu, auf das Gesäß. Die Riemen knallten. Die Schläge klatschten. »Na, was ist denn, meine Herren? Das macht doch Spaß! Was haben Sie bloß?« Nora Hill sprach ein sehr reines Deutsch, ohne jeden österreichischen Akzent, fiel Manuel plötzlich auf. »Will denn wirklich keiner von Ihnen Yvonne auspeitschen? Keiner?«
Es blieb still in der Halle. Manuel hörte jemanden in seiner Nähe hastig atmen.
»Dann muß Gloria es tun«, entschied Nora Hill. Sie sagte heiser und nicht eine Spur lauter: »Gloria!«
»Ja, Madame.«
Aus der Dunkelheit tauchte – Manuel sah nicht, woher – ein zweites Mädchen auf. Es war gleichfalls vollkommen nackt bis auf ein Paar weicher, eng anliegender Lederstiefel, die bis über die Knie reichten. Dieses Mädchen war ein dunkler Typ mit schwarzblauem Haar.
»Du wirst Yvonne peitschen, Gloria!«
»Ja, Madame.« Gloria knickste.
Nora Hill ließ sich in das Fauteuil gleiten. Ihre Bewegungen waren sehr geschickt. Die zweite Krücke behielt sie in der Hand. »Daß du mir richtig zuschlägst! Sonst bekommst du selbst deine Tracht! Zwölf Schläge!«
»Ja, Madame.«
»Yvonne zählt mit, verstanden?«
»Ja, Madame«, flüsterte das rothaarige Mädchen. Die Warzen seiner großen Brüste hatten breite, rosige Höfe.
Nora Hill stieß mit dem Krückstock heftig gegen den Boden.
»Das Seil!«
Von oben, aus der Dunkelheit der Hallenkuppel, kam ein Seil herabgeschwebt.
»Die Hände in die Höhe!« kommandierte die Frau in dem silbernen Kleid. Gloria fesselte Yvonnes emporgestreckte Hände so, daß diese sie hoch über dem Kopf halten mußte. Das Seil wurde mit einem Ruck angezogen. Yvonne stand nun auf Zehenspitzen.
Nora Hill stampfte mit dem Krückstock auf. »Zuerst den Rücken!«
Die Peitsche sauste durch die Luft.
Das gefesselte Mädchen schrie. Sein Körper schwankte und drehte sich leicht.
Zählen!«
»Eins …«
»Lauter!«
Der Stock klopfte auf den Boden.
»Eins!«
rief das blonde Mädchen.
»Weiter!« sagte Nora Hill. »Jetzt den Hintern!«
Iiii! pfiffen die Peitschenschnüre.
Yvonne schrie wieder.
In der Halle wurde es unruhig.
Der Stock klopfte befehlend.
»
Zählen!
Noch einmal sage ich es nicht!«
»Zwei …«, schluchzte Yvonne.
»Die Backen! Dazwischen! In die Ritze!«
Die Peitschenenden klatschten. Yvonne wand sich.
»Drei …«
Der Stock klopfte.
»Die Brüste!« kommandierte Nora Hill.
Der Schlag kam.
Yvonne schrie gellend auf.
»Na?«
»Vi … vier …«
»Noch einmal die Brüste!«
»Aaahhh!« Yvonne pendelte hin und her. Sie ächzte: »Fünf …«
»Und jetzt die Fut. Aber fest!« sagte Nora Hill.
Yvonne heulte auf. Die roten Haare flogen. Der Körper zuckte. Manuel sah, daß der Athlet im Smoking zu Nora Hill getreten war und mit ihr flüsterte. Sie nickte kurz. Die Auspeitschung nahm ihren Fortgang.
»Der Bauch!«
»O Gott! Sechs …«
Manuel setzte sich. Diese Bestrafung rief in ihm ein Gemisch von Abscheu und Erregung hervor. Er ärgerte sich über die Erregung. Er starrte die offensichtlich an beiden Beinen gelähmte Nora Hill an. In was für einen Alptraum gerate ich hier? dachte er.
»Die Schenkel, vorne!«
»Ooooh!« schrie Yvonne.
Dieses Haus mußte von einem verrückten Architekten gebaut oder von einem verrückten reichen Mann in Auftrag gegeben worden sein. Es war nicht nur innen kreisrund, sondern auch außen. Zwei Stock hoch, sah es aus wie ein kunstvoller Turm. Alle Mauern waren, soweit Manuel das in dem Licht der Laternen, die in dem verschneiten Garten leuchteten, hatte erkennen können, mit gewundenen Jugendstil-Ornamenten aus Stein, aber auch mit blauen, roten und gelben
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