Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
Vom Netzwerk:
Smokingjacke.
    »Es tut mir unendlich leid, gnädige Frau. Ich hätte nie gewagt, zu stören, aber der Fliegende Holländer ist da.«
    Nora Hill legte ihre lange silberne Zigarettenspitze auf einen Aschenbecher, der am Rand des offenen Kamins stand.
    »Du meine Güte«, sagte sie. »Der Fliegende Holländer. Den habe ich ganz vergessen. Wieder betrunken, was?«
    »Und wie, gnädige Frau. Er randaliert. Ich habe alles versucht, um ihn …« Der Athlet im Smoking konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Er wurde von einem großen Mann beiseite gestoßen, der ins Zimmer geschossen kam. Stimmen, Musik und Gesang klangen herein. Der große, starke Mann hatte blondes Haar und ein rosiges, rundes Gesicht. Er war tatsächlich sehr betrunken. Manuel erwartete dauernd, daß er stürzen würde, aber er bewegte sich behende und graziös.
    »Madame, endlich!« Er hatte Nora erreicht, beugte sich vor und küßte ihr beide Hände. Selbst das warf ihn nicht um. Er schwankte bloß leise dabei. »Ich komme direkt aus Den Haag. Habe mich nur frisch gemacht und umgezogen. Und nun will dieser Kerl mich nicht zu Ihnen lassen, mich, einen so alten Stammgast …« Er richtete sich auf und warf Georg einen gehässigen Blick zu.
    »Sie dürfen ihm nicht böse sein, mein Lieber.« Nora streichelte eine seiner rosigen Patschhände. »Ich habe hier eine Besprechung.« Sie wies auf Manuel. »Herr Aranda, Herr De Brakeleer.«
    Der Mann, der De Brakeleer hieß, nahm von Manuel überhaupt keine Notiz.
    »Haben Sie die neuen Federn? Sie sagten mir, Sie würden sie heute haben. Um Gottes willen, Madame, enttäuschen Sie mich nicht! Ich habe vor Aufregung während des Fluges getrunken. Wenn Sie jetzt sagen, daß Sie nicht …«
    »Natürlich habe ich die neuen Federn.«
    »Von einem
Paradiesvogel?
«
    »Von einem Paradiesvogel. Die allerschönsten.«
    De Brakeleer konnte sich vor Entzücken nicht fassen. Er klatschte in die Hände und tanzte ein bißchen.
    »Paradiesvogel!« rief er. »Oh, oh, Paradiesvogel!«
    »Ein Freund von mir hat die Federn geschickt.«
    »Wo sind sie?« rief der rosige Holländer, außer sich.
    »Georg wird sie Ihnen geben.« Nora sagte zu dem Diener: »Unten in dem großen Maria-Theresien-Schrank.«
    De Brakeleer klatschte wieder in die Hände.
    »Ich fühle es«, rief er, »oh, ich fühle es, heute wird es wunderbar.«
    »Bestimmt«, sagte Nora. »Das Spiegelzimmer, wie immer?«
    »Wie immer, natürlich!«
    »Und Yvonne?«
    »Auch wie immer, selbstverständlich!«
    »Sagen Sie Yvonne Bescheid, Georg.«
    »Ja, gnädige Frau.«
    »Sie sind ein Engel, ein wahrer Engel, Madame. Tausend Dank.«
    Nora gab Georg ein Zeichen. Der verbeugte sich vor De Brakeleer und geleitete ihn aus dem Wohnzimmer.
    »Sie müssen die Störung entschuldigen.« Nora erhob sich und schwang, auf die beiden Krücken gestützt, zu der Bücherwand, in welche der Fernsehapparat eingebaut war. »Ich erzähle gleich weiter. Ich muß nur sehen, wie das abläuft. Einer meiner schwierigsten Kunden, dieser Fliegende Holländer.«
    »Warum heißt er Fliegender Holländer?«
    »Das werden Sie gleich verstehen«, sagte Nora, die kleinen Türen des Fernsehapparates öffnend. Manuel bemerkte, daß das Gerät sehr viele Knöpfe besaß.
    »Zum Teufel mit dem Holländer«, sagte in dem Kinderzimmer Gilbert Grant. »Nora war so schön im Zug.«
    »Sie darf ihr Geschäft nicht vernachlässigen«, meinte Fedor Santarin, der sich unter den Lautsprecher auf das Bett gelegt hatte. »Und wir haben Zeit. Wir müssen doch auf Mercier warten …«
    Nora hatte den Apparat eingeschaltet und gleichzeitig auf einen der vielen Knöpfe gedrückt. Zu Manuels Überraschung erschien das Bild des Spiegelzimmers in einer Totalen, aus mittlerer Höhe aufgenommen.
    »Sie haben … das ist ein Hausfernsehen?«
    Nora stellte das Bild scharf ein.
    »Was dachten Sie? Ein normaler Apparat? Meinen Sie, ich habe Zeit, mir ein Fernsehprogramm anzuschauen? In jedem Zimmer ist eine Ecke mit Dusche, Waschbecken und Bidet. Das haben Sie bemerkt, nicht wahr?« Sie sagte es nicht ohne Stolz.
    »Ja.«
    »Nun. Und genauso hat jedes Zimmer eine kleine Fernsehkamera eingebaut. Versteckt natürlich. Ziemlich komplizierte Anlage. Kostete auch eine Unsumme. Aber ich muß schließlich jederzeit wissen, was sich in den Zimmern abspielt, nicht wahr?« Sie dachte: Und einen Video-Recorder, hier, hinter dem Apparat, habe ich auch. Mit diesem tonbandähnlichen Gerät konnte jede Szene auf dem Schirm in Bild und Ton

Weitere Kostenlose Bücher