Und Jimmy ging zum Regenbogen
hatte, richtig. Herr Flemming schickte mich, als ich fünfundzwanzig war, zum erstenmal ins Ausland. Nach Lissabon. Als Kurier. Da arbeitete seine Dienststelle noch in Berlin. Später wurde das alles dezentralisiert, und wir landeten in Wien. Aber damals, als wir noch so schön siegten, flog ich immer von Berlin aus.« Nora lachte heiser. »Nun ja, solange wir schön siegten, arbeitete ich für die Deutschen. Dann, als wir nicht mehr ganz so schön siegten, wurde ich Doppelagentin.«
»Und 1942 …«
»1942 traf ich Jack Cardiff. Wir verliebten uns. Von da an arbeitete ich nur noch für die Engländer und lieferte meinem Chef, Herrn Flemming, stets falsche Informationen oder wertlose richtige. Und Jack lieferte ich richtige und wichtige über Deutschland. Ich saß ja bei Flemming an der Quelle. Er war übrigens fast eine solche Kanone im Bett wie Jack, mein Chef. Ich dachte immer, wenn es danach ginge, müßten wir den Krieg doch noch gewinnen. Alle waren entzückt von meiner Tüchtigkeit – die Nazis
und
die Engländer. Jack gab mir sehr raffinierte falsche Informationen. Weil Flemming mich offiziell auf ihn angesetzt hatte, konnte ich mich mit meinem Geliebten überall in Lissabon sehen lassen …«
Hinter dem Paravent war Yvonne hervorgekommen, völlig nackt. Sie hüpfte in gebückter Haltung in das Zimmer hinein, wobei sie eine Henne nachahmte: »Gaaaa-gagagagaga-gaaaa! Gaaaa-gagagagagaga-gaaaa!« Manuel richtete sich auf.
Nun erschien der Holländer auf dem Bildschirm. Auch er war nackt, groß, massig, und in seinem Hintern steckte das ganze Büschel der prächtigsten Paradiesvogelfedern. Wie ein Hahn stampfte Willem de Brakeleer, stolz und mit den Armen rudernd, hinter Yvonne her, die ihm ihren Hintern hinhielt, mit den nackten Füßen auf dem Veloursboden scharrte und weiter gackerte.
»Kikeriki!« ließ de Brakeleer sich vernehmen. »Kikeriki!«
»Niedlich, wie?« sagte Nora. Sie drückte auf einen Knopf neben dem Fernsehgerät. Manuel bemerkte es nicht, denn sie stand vor dem Knopf, der den Video-Recorder in Tätigkeit setzte. Das Gerät würde nun fünfzehn Minuten laufen und aufzeichnen und sich dann von selbst abschalten. Nora Hill empfand ein Gefühl großer Befriedigung. Diese Aufzeichnung hat ein Kollege von euch bestellt, ihr Schweine, die ihr alles mitanhört, die ihr mich erpreßt, dachte sie. Das wißt ihr nicht. Ihr werdet es schon noch merken.
»Gaaaa-gagagagaga – gaaaa!« Yvonne scharrte und hüpfte mit herausgestrecktem Hintern. Hinter ihr her stolzierte Willem de Brakeleer, die herrlichen Federn am Steiß, heftig atmend, durchdringend krähend: »Kikeriki! Kikeriki!«
»Oft«, sagte Fedor Santarin versonnen, während er den Stimmen aus dem Lautsprecher lauschte, der über ihm hing, »möchte ich auch so pervers sein wie ihr im Westen. Es macht mich ganz nervös. Wir sind ein zu verflucht normales Volk, wir Russen.«
»Nicht traurig sein«, tröstete Grant. »Ihr habt doch einen internationalen Ruf im Vergewaltigen!«
»Ach, Vergewaltigen – das ist doch eine natürliche Sache!« Santarin seufzte.
Auf dem Fernsehschirm stelzte der Holländer weiter einher und stieß seine lauten Rufe aus. Yvonne, vor ihm, gackerte nun ununterbrochen. Jetzt kauerte sie sich auf ein Bett, den Rücken hoch in der Luft. De Brakeleer hüpfte an sie heran.
»Kikeriki!« schrie er, und es klang plötzlich unglücklich.
»Gaaaa-gagagagaga – gaaa!« antwortete Yvonne, hinter sich greifend.
Was sie in die Hand bekam, war nicht der Rede wert.
»Wieder nichts«, sagte Nora. »Warum trinkt er auch jedesmal vorher so viel!«
Auf dem Bildschirm sah Manuel, wie sich Yvonne mit Hand, Mund und Stimme bemühte, dem Holländer, der nun zornig stampfte, zu helfen. »Gaaa-gagagagaga – gaaa!!!«
»Kikeriki! Verflucht! Aber es muß doch einmal gehen! Mach weiter! Fester!«
»Gaaaa-gagagagaga – gaaa!«
Es ging nicht.
»Man kann verzweifeln«, sagte Nora. »Der arme Kerl. Ich weiß nicht, wie oft er es schon versucht hat. Und mit was für Federn! Er will immer neue, schönere. Erst einmal kriegen! Ein Vermögen kostet ihn das.«
»Und kein Erfolg.«
»Sehen Sie ja. Bei den Reiherfedern hatte er eine Erektion – für eine halbe Minute. Dann war da wieder Pudding.« Nora Hill trank. »Schauen Sie doch bloß – Yvonne gibt sich solche Mühe. Und mehr Mühe kann sich eine Frau doch wirklich nicht geben, oder?«
»Nein, wirklich nicht.«
»Gaaa-gagagagaga – gaaaa!« ließ sich Yvonne, heftig
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