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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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weiterarbeiten kann sie daran sowieso nicht mehr. Und eigentlich ist das alles auch gar nicht wichtig im Vergleich zu den Problemen, die sie gerade haben.
    »Maja hat das Sch-Wort gesagt!«, meint Elias. »Bekommt sie jetzt eine gelbe Karte?«
    »Nein«, sagt Lila müde. »Ich würde es auch gerne sagen, das Sch-Wort.«
    Maja steht auf, geht zur Tür, lauscht. »Frau Singerl guckt Fernsehen. Ziemlich laut auch. Ich glaube, wir könnten es jetzt alle mal sagen, wenn wir Lust haben.«
    Und dann brüllen sie alle zusammen »Scheiße!«, so laut sie können, und danach grinst Elias, Lila sieht nicht mehr so angespannt aus und Maja fühlt sich ein kleines bisschen besser.
    Sie stützt den Kopf in die Hände. Was würde Lorenzo ihr raten? Klare Sache: Er würde sagen Geh! , so schwer es ihm auch fallen würde. Lorenzo liebt sie, und er würde nicht wollen, dass sie verletzt oder getötet wird. Oder dass ihrer Familie etwas passiert. Aber würde sie es überleben, von ihm getrennt zu sein? Maja ist nicht sicher.
    Ihrer Mutter geht etwas ganz anderes durch den Kopf, wie es aussieht, denn plötzlich sagt sie: »Ich glaube, wenn wir noch mal neu anfangen müssen, dann will ich nicht mehr den gleichen Job machen wie bisher.«
    »Wieso nicht?« Maja ist verblüfft, bisher hat sie gedacht, dass ihre Mutter ihren Job mag. Zumindest hat sie sich nicht darüber beschwert, kein einziges Mal – aber sie ist auch nicht der Typ, der herumjammert. Vermutlich ist es nicht wahnsinnig spannend, bei einer Firma, die elektronische Bauteile herstellt, im Innendienst zu arbeiten, aber es hat sie ja niemand dazu gezwungen, oder? Oft genug hat Lila erzählt, dass es ihr in der Lehre Spaß gemacht hat, Fahrkartenautomaten auseinanderzunehmen und wieder zum Laufen zu bringen, sie mag Technik einfach.
    »Aber was willst du denn dann arbeiten, Mama?«, fragt Elias, der ebenso erstaunt wirkt.
    »Ich will schreiben. Autorin werden«, gibt Lila zurück. »Davon habe ich eigentlich immer geträumt, schon als Kind. Meine Eltern haben mir das dann ausgeredet. Vor ein paar Jahren habe ich schon mal einen Text an Verlage geschickt, da kamen leider nur jede Menge Ablehnungen. Aber ich glaube, inzwischen schreibe ich besser als damals ...«
    Maja ist sprachlos. Autorin? Hä? Das ist doch eine brotlose Kunst. Poeten leben in Dachstuben, in die es reinregnet. Kann Lila das ernst meinen?
    »Warum schaut ihr so?« Lila beginnt in ihrem Koffer zu kramen, zieht ein Bündel Papier hervor. »Das sind Kurzgeschichten, außerdem habe ich einen fast fertigen Roman.«
    Ja, natürlich hat Maja mitbekommen, dass ihre Mutter schreibt, aber das war doch nur ein Hobby! »Weiß Robert davon?«, fragt Maja, und auch Elias richtet die Augen fragend auf die Mutter. Maja ärgert sich selbst darüber, dass sie so reagieren müssen. Robert Barsch ist zum Maßstab ihres Lebens geworden, er hat Macht über sie, ob sie wollen oder nicht.
    »Nein«, sagt Lila knapp. »Ich habe nie mit ihm darüber gesprochen, zum Glück. Bücher sind nicht so sein Ding, außer es sind Fachbücher über Wirtschaftsthemen oder so was. Gelesen hat er auch nie etwas von mir. Klar, er hat früher unsere Wohnung durchwühlt, aber ich bin mir sicher, dass er die Geschichten nicht gefunden hat, die waren für ihn bestimmt nur Altpapier.«
    »Meinst du, wir können davon leben?«, fragt Maja müde. So viel Unsicherheit, so viele Zweifel. Dabei will sie doch einfach nur in Ruhe gelassen werden, sie alle wollen das.
    Lila zögert, ergreift dann wieder das Wort. »Als Oma gestorben ist ... da haben wir was geerbt. Das heißt jetzt nicht, dass wir reich sind, aber es ist genug, dass ich mal eine Auszeit nehmen könnte. Ein halbes Jahr oder so was in der Richtung. Wenn es in der Zeit nicht klappt ... dann suche ich mir wieder einen normalen Job.«
    Elias interessiert sich herzlich wenig dafür, er hat seinen Power Ranger aus dem Rucksack gefummelt und beginnt zu spielen.
    Die Besprechung ist praktisch vorbei und sie haben nichts entschieden.
    Eigentlich ist es für Elias längst Bettzeit, aber im Moment ist sowieso alles anders, er darf aufbleiben. Lila geht ins Bad, um zu duschen, das macht sie abends immer, besonders wenn es ihr nicht gut geht. Um sich abzulenken, schaut sich Maja die Bücher im Arbeitszimmer an, vielleicht findet sie dort irgendwas als Bettlektüre. Irgendwas komplett Harmloses, bloß kein Krimi oder Thriller, die erträgt sie nicht mehr – das Opfer des perfiden Serienkillers ist immer

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