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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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das ein gutes Zeichen? Vermutlich schon. Auf Socken wandert Maja ins Bad, stützt sich am Waschbecken ab und starrt in den Spiegel . Alissa, sagt sie lautlos, probiert den Klang aus, stellt sich vor, jemand würde dieses Mädchen rufen, das sie aus dem Spiegel heraus anblickt. Wer ist diese Alissa? Wer könnte sie sein? Ist sie irgendwie anders als Maja? Stärker? Schöner? Vielleicht – der Name klingt irgendwie edel. Bestimmt ist sie auch lebhafter, fröhlicher. Nicht so sehr ein Kopfmensch. Vielleicht hat sie nicht ganz so gute Noten und dafür endlich mal eine beste Freundin.
    Zögernd lächelt Maja sich an. Ein neuer Anfang ist auch eine neue Chance. Sie könnte vieles von Anfang an besser machen. Zum Beispiel vor dem ersten Waldlauf anfangen zu trainieren. Aufhören, sich mit Kuli irgendetwas auf die Hände zu notieren, denn eigentlich sieht das dämlich aus. Mehr lächeln, freundlicher zu anderen sein, damit die anderen sie von Anfang an sympathisch finden. Alle alten Fehler sind vergessen, alle Peinlichkeiten weg.
    »Maja, magst du eine Runde Uno mitspielen?« Lilas Stimme. Maja zuckt zusammen, wie lange hat sie hier gestanden, sich selbst im Spiegel angestarrt? Verlegen wäscht sie sich die Hände und ruft: »Komme schon!«
    Wird das neue Leben eine Katastrophe? Oder irgendwie erträglich?
    Ohne Lorenzo ist doch sowieso alles nichts , denkt Maja und muss die Zähne zusammenbeißen, um nicht schon wieder loszuheulen.
    Irgendetwas stimmt nicht, Lorenzo spürt es. Bei Maja geht keiner ran, weder auf dem Festnetz noch auf dem Handy. Sie antwortet weder auf Mails noch auf SMS, gepostet hat sie auch nichts mehr. Keiner ihrer Freunde weiß etwas.
    Die Unruhe frisst ihn auf, auf nichts kann er sich mehr konzentrieren. Sein Coach ist nicht begeistert, als er sich beim Basketballtraining entschuldigen lässt und eine Erkältung vorschiebt. Stattdessen hockt er vor dem Computer und scrollt sich durch eine Liste von Krankenhäusern. »Entschuldigen Sie, ist bei Ihnen jemand mit dem Namen Köttnitz eingeliefert worden? Nein? Vielen Dank.«
    Wahrscheinlich völlig albern. Aber was soll er denn sonst tun? Beleidigt in einer Ecke hocken, weil Maja sich nicht mehr meldet? Sie liebt ihn, da ist er sicher, so etwas spürt man doch, verdammter Mist. Sie fehlt ihm ganz furchtbar. Er kann ihr zwar in die Augen schauen, aber nur auf dem Bildschirm – dort hat er sein letztes Foto von ihr als neuen Hintergrund eingerichtet. Nachdenklich wirkt sie auf diesem Bild, fast traurig, irgendetwas beschäftigt sie. Ja, genau, und sie war auch vorher schon ziemlich fertig, als sie ihn beim Training abgeholt hat! Irgendetwas war passiert, aber sie wollte ihm nicht sagen, was.
    Er hält es nicht mehr aus, er muss etwas tun, jetzt. Zum Beispiel zu ihr fahren, wieso hatte er diese Idee nicht gleich? Lorenzo schwingt sich auf sein Mountainbike und radelt los, der kalte Wind schneidet in seine Wangen und die Reifen finden nur schwer Halt auf der vereisten Straße. Noch ist es hell, und zwanzig Minuten später sieht er das gelbe Mietshaus, in dem Maja wohnt, vor sich aufragen. Lorenzo klingelt, wartet, klingelt noch mal und noch mal. Keine Reaktion.
    Hinter der Tür rührt sich etwas, ein Nachbar kommt heraus, ein quadratisch gebauter Mann um die sechzig mit Schmalzhaaren. Das ist seine Chance. »Entschuldigen Sie ... ich versuche, Maja Köttnitz zu erreichen ...«
    Der Mann schaut ihn an wie einen Irren. »Dann besuch sie doch bei Fatzebuk oder so was, das macht ihr Teenies doch die ganze Zeit.«
    Mit Verspätung wird Lorenzo klar, dass er Facebook meint. »Äh, ja, aber jetzt bin ich nun mal hier ... die Familie scheint nicht da zu sein, wissen Sie, was bei denen los ist?«
    »In welchem Stock wohnen die?«, fragt der Mann, und Lorenzo geht auf, dass dieser Typ keine Ahnung hat, wen er meint.
    Zum Glück kommt kurz darauf noch eine Nachbarin mit Businesskostüm und Border-Collie vorbei. Doch auch sie zuckt die Schultern. »Ich glaube, die sind im Urlaub.«
    Im Urlaub? Das kann nicht sein. Es sind keine Ferien und außerdem hätte Maja ihm das doch gesagt!
    Durchgefroren und verwirrt gibt Lorenzo schließlich auf. Zu allem Übel rutscht ihm das Rad auf dem Rückweg unter dem Hintern weg, er findet sich mit fies schmerzendem Handgelenk auf der Straße wieder. Shit, hoffentlich ist das nicht gebrochen, sonst war’s das mit dem Fotografieren und Basketballspielen! Nein, zum Glück nicht, er kann die Hand noch bewegen. Doch als Lorenzo sich

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