Und keiner wird dich kennen
wir es hoch.«
Stella platziert das Video bei YouTube und verlinkt es dann mit ihrer Facebook-Seite. Etwas neidisch sieht Maja, dass sie 234 Freunde hat. Holla!
»Bin gespannt, wie viele Aufrufe und Likes wir bekommen«, meint Maja. »Meinst du wirklich, die Leute mögen unseren Act? Was ist, wenn sie ihn bescheuert finden?«
»Er ist absolut bescheuert – aber das ist gerade das Gute daran«, versichert ihr Stella.
Bis sich im Internet irgendetwas tut, schauen sie erst mal zwei Folgen Simpsons , von denen Stella gleich mehrere Staffeln auf DVD hat. Mit all der gelben Schminke, die noch immer in ihrem Gesicht klebt, fühlt sich Maja fast wie ein Teil von Homers Familie. Zum Glück nur kurz.
Später schauen sie ins Netz. »Bingo!«, sagt Stella. Schon nach diesen ersten zwei Stunden ist der Auftritt von HotPink & SunBurn 350-mal aufgerufen worden, anscheinend ist er ziemlich oft weiterempfohlen worden. Auf Stellas Facebook-Seite haben sie 18 Likes und auch die Zahl der Kommentare steigt ständig.
Echt schräg!!!
Top of the Pops XD
Ihr bringt’s! Hdl Johanna
Das pure Grauen – weiter so! :-) Ben
XD Bussi!
»Na, ich glaube, wir sollten bald über neue Folgen nachdenken«, sagt Stella, und zum Glück ist heute der Abend, an dem Majas Mutter nicht kellnert. Sie machen sich gleich daran, einen neuen Rap-Text zu entwickeln, und es ist wieder einmal nach Mitternacht, als sich Stella aufs Rad schwingt, um Maja nach Hause zu begleiten.
Am nächsten Tag in der Schule lächeln Maja Leute zu, die sie nicht einmal kennt. Ein Junge bleibt bei ihr stehen und meint: »Du warst das in dem Video, oder? Macht ihr noch mehr von der Sorte? Fänd ich cool!«
In der Pause geht Stella wie üblich am Kiosk eine Semmel kaufen, und Maja gesellt sich zu den Freunden, die sie in letzter Zeit viel zu sehr vernachlässigt hat – Ben, Johanna und Korbinian. »Cooler Auftritt!«, sagt Korbinian und zeigt ihr den erhobenen Daumen.
»Na, hast du die Schminke wieder abgekriegt?«, zieht Johanna sie auf.
»So einen leichten Gelbton habe ich heute schon noch«, gibt Maja zurück, und Johanna lacht. »Gelb! Pfui Deifi!«
Wie gut sich das anfühlt, kein Niemand mehr zu sein, allmählich hat sie wieder ein Leben.
»Den Text fand ich gut, wer von euch hat den geschrieben?«, will Ben wissen, zum ersten Mal seit dem missglückten Kuss spricht er überhaupt wieder mit Maja. »Den für den ersten Song Stella, den zweiten haben wir zusammen komponiert.«
Noch ein paar andere Jugendliche stellen sich zu ihnen und hören interessiert zu. »Welche von beiden warst du, die in Rosa oder die in Gelb?«, erkundigt sich einer, und ein Mädchen meint: »Vielleicht könntet ihr auf meiner nächsten Party auftreten, das wäre doch lustig, aber dann bräuchtet ihr natürlich noch zwei, drei Songs mehr.«
»Kein Problem«, versichert Stella und trinkt einen Schluck aus ihrer Limoflasche. »Wie steht’s mit dem Honorar?«
»All you can eat im Restaurant meiner Eltern«, bietet das Mädchen an.
Stella und Maja sehen sich an. »Gebongt«, sagt Maja.
Zum ersten Mal fühlt sie sich wirklich wohl in ihrer neuen Haut.
In dieser Nacht liegt Maja mit offenen Augen im Bett, lauscht auf Elias’ leisen Atem und denkt nicht mehr an den Rap-Song, sondern an Lorenzo. Soll sie das Risiko eingehen und sich mit ihm treffen? Es wäre so herrlich, ihn wiederzusehen. Ohne Liebe will ich nicht leben, und Lorenzo ist es, den ich liebe ...
Ja. Sie wird es tun. In ihrem Kopf formt sich ein Plan. Ihn hierher nach Olching zu dirigieren, wäre natürlich Wahnsinn, aber wenn er nach München kommen könnte ... dort kann ein einzelner Mensch leicht in der Menge untertauchen und niemand beachtet zwei Verliebte.
Leise kriecht Maja aus dem Bett, holt ihr Handy und schreibt Lorenzo eine SMS auf sein Prepaid, schlägt einen Treffpunkt im Netz vor. Fast sofort kommt eine Antwort und wenige Minuten später sind sie beide online.
Schwitzend beendet Robert seine zwanzig Liegestützen auf dem beigen Teppichboden des Hotelzimmers. Jetzt noch vierzig Sit-ups. Der Gedanke, dass sein Körper ausgerechnet in dieser Zeit, wo er Lila wieder für sich gewinnen will, verweichlichen könnte, ist schwer erträglich.
Draußen ist der Himmel nicht mehr schwarz, sondern perlgrau – bald geht die Sonne auf. Nach dem Duschen kehrt Robert an seinen Laptop zurück. Zufrieden sieht er, dass die Protokolle der Bots eingetroffen sind. Sieht so aus, als seien die kleinen Spionprogramme ihr Geld
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