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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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unterschrieben! Wieso haben Sie mich nicht angerufen, um sich diese Vollmacht bestätigen zu lassen?« Jetzt schreit sie.
    Der Griff des Koffers gleitet Maja aus der Hand. Es fällt ihr schwer zu atmen, von einem Moment auf den anderen ist die Luft dick wie Sirup.
    Es macht keinen Sinn mehr, sich zu beeilen.
    Robert Barsch ist ihnen zuvorgekommen.

Schuld
    Es dauert eine Ewigkeit, bis sie auf der Polizeiwache erklärt haben, was es mit ihrer neuen Identität auf sich hat. Die Olchinger Polizisten können es nicht fassen, dass eine ganze Familie im Opferschutzprogramm hier gelebt hat und sie nicht davon informiert wurden.
    »Das ist jetzt überhaupt nicht wichtig – ich will, dass Sie meinen Sohn zurückbringen«, tobt Lila, und eine junge Polizistin mit blondem Pferdeschwanz sagt mitfühlend: »Wir tun, was wir können, aber bitte bleiben Sie ruhig, wir haben schon die Kriminalpolizei um Unterstützung gebeten. So, und könnten Sie uns jetzt noch Ihr Geburtsdatum nennen? Das Ihrer alten Identität?«
    »Wozu denn das Geburtsdatum? Was soll das denn bringen?«, fragt Lila hitzig, doch die Polizistin bleibt ruhig. »Wir brauchen Ihre Personalien, damit wir die Vorgänge einsehen und die Vorgeschichte dieses Falls rekonstruieren können, verstehen Sie? So, und jetzt noch mal von vorne ...«
    Maja sitzt dabei und fühlt sich noch immer wie erstarrt. So oft war sie schon auf Polizeiwachen, es sieht dort immer gleich nüchtern aus. Stella durfte bleiben, sie sitzt neben ihr und hält ihre Hand ganz fest. Das hilft ein bisschen. Aber jedes Mal, wenn sie an ihren kleinen Bruder denkt, der jetzt in den Händen von Robert Barsch ist, wird ihr schlecht. Was wird der Mistkerl ihm antun? Was hat er ihm schon angetan?
    »Sie haben keinen Festnetzanschluss, oder?«, fragt die Polizistin. »Kennt er Ihre Handynummer?«
    »Vermutlich hat er die auch schon rausgekriegt, so wie alles andere auch«, sagt Lila bitter.
    »Falls nicht, dann müssen wir hoffen, dass er sich auf andere Art meldet und seine Forderungen stellt.«
    »Aber was ist, wenn er gar keine Forderungen hat?«, meldet sich Maja zu Wort. »Er will sich an uns ... an Mama ... rächen. Vielleicht tut er Finn einfach etwas an, ohne sich vorher zu melden ...«
    Weitere Beamte sind in der Wache eingetroffen und besprechen sich leise. Ein drahtiger, grauhaariger Mann in weißem Hemd und dunklem Sakko kommt zu ihnen herüber und schüttelt Lila und Maja die Hand. In seinem Gesicht haben sich um Mund und Nase tiefe Falten eingegraben. »Bernd Tellkamp, Kripo Fürstenfeldbruck. Wir haben die Suche nach Finn schon eingeleitet, alle Einheiten sind alarmiert. Die Chancen stehen nicht schlecht, ihn zu finden.«
    Maja würde ihm so gerne glauben. Aber es geht nicht, diese Zuversicht erscheint ihr hohl. Er kennt Robert Barsch nicht und weiß nicht, wie raffiniert er ist, wie verschlagen und bösartig.
    »Ein Pluspunkt ist, dass er nicht viel Zeit gehabt haben kann, diese Entführung vorzubereiten«, sagt ein zweiter Kripo-Mann. »Wir haben inzwischen einen Zeugen ausfindig gemacht, der gesehen hat, wie Barsch noch vor einer Woche mit dem Foto herumgefragt hat. Die Entscheidung, Finn zu entführen, ist also vermutlich spontan gefallen. Wenn wir Glück haben, macht der Kerl bald einen Fehler, und wir können zugreifen.«
    »Außerdem«, mischt sich die junge blonde Polizeibeamtin ein, »ist der Täter nicht ortskundig. Er hat sich nicht viel Zeit genommen, hier alles auszukundschaften.«
    Maja schweigt. Was bedeutet das? Heißt das, dass er Elias gar nicht lange gefangen halten will ? Das klingt doch eher nach einem schlechten Zeichen! Wird er Elias töten und dann entsorgen wie eine kaputte Stoffpuppe, nur um Lila zu zerstören? Der Gedanke sprengt Maja beinahe das Herz. Sie umklammert Elias’ Stofftier, das sie aus seinem Zimmer mitgenommen hat. Nein, leider kann Superdrache Elias nicht wirklich gegen den bösen König helfen, er kann nicht mal ein Fünkchen spucken, geschweige denn eine ganze Flamme. Warum habe ich ihm nicht mehr vorgelesen? Mehr mit ihm gespielt? Mit ihm den Vulkan fertig gebastelt? Meistens habe ich ihn nur herumkommandiert!
    »Vielleicht ist es besser, Sie fahren jetzt wieder in Ihre Wohnung zurück«, sagt Tellkamp mitfühlend. »Sie können jetzt sowieso nicht viel machen außer warten.«
    Doch Lila und Maja schütteln beide instinktiv den Kopf. »Nicht dorthin«, sagt Lila. »Auf keinen Fall! Er kennt die Adresse!«
    »Natürlich bekommen Sie

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