Und keiner wird dich kennen
übersetzen? Um was handelt es sich bei Obazda, Radi, Reherl und Wammerl?«
Nachdem Korbinian ihr erklärt hat, dass es sich dabei um einen typisch bayerischen Käsematsch, um Rettich, Pfifferlinge und Speck handelt, fühlt sich Maja etwas schlauer, aber nicht sehr. »Okay, und was bitte sind Ausgezogene? Kann man hier zum Nachtisch ’ne Strip-Show ordern?«
»Ja, mei«, sagt Johanna lachend und beißt ein Stück von ihrer gigantischen Brezel ab. »Das wär goa ned so übel, aber des is leida nur a Krapfen.«
In der Schule klappt es immer besser. Das Projekt mit den Bakterien im alten, abgewetzten Teppich der Schule findet den Beifall ihres Biolehrers, in den letzten Klassenarbeiten hatte sie gute Noten, und Paloma – die sich als Sprachtalent herausstellt – lässt sie bei einem schwierigen Vokabeltest abschreiben. Nur zwischen Ben und ihr ist weiterhin Funkstille? Aber sonst wirft ihr niemand komische Blicke zu, niemand tuschelt. Stella hat dichtgehalten.
Auch bei Lila ist die Welt wieder in Ordnung. Der Verlag hat, wenn auch ohne Begeisterung, einem Kompromiss zugestimmt. Sie kann das Buch unter einem Pseudonym veröffentlichen, es wird kein Bild von ihr in der Verlagsvorschau abgedruckt, sämtliche Kommunikation mit der Presse wird über den Verlag laufen und Interviews wird es nur per Mail geben.
»Wenn das weiterhin so gut läuft, dann kann ich vielleicht das Kellnern wieder aufgeben«, verspricht Lila, und Maja ist begeistert. Das würde bedeuten, dass sie abends wieder öfter wegkann. »Cool! Wann fängst du deinen nächsten Roman an?«
»Ich hab schon angefangen«, kündigt Lila vergnügt an. »Aber bis ich dazu komme, damit richtig loszulegen, muss ich erst mal Ring aus Dornen überarbeiten, du solltest mal sehen, wie die Lektorin meinen Text verhackstückt hat.«
Und dann kommt der Anruf, der alles ändert.
Es ist früh am Donnerstagnachmittag, fast zwei Wochen sind seit dem Treffen mit Lorenzo vergangen. Stella ist am Apparat. »Wir müssen uns dringend treffen«, sagt sie, und am Klang ihrer Stimme hört Maja schon, dass es nicht um den geplanten Auftritt von HotPink & SunBurn geht.
»Äh, ja, wie wär’s im Café Basti?«, fragt Maja, die noch nicht lange von der Schule daheim ist. Stella sagt: »Okay. Halbe Stunde?«
»Bis gleich.«
Bis zum Café in der Nähe des Kreisels sind es nur ein paar Minuten, dann sitzen sie sich an einem kleinen Cafétischchen gegenüber. Stella sieht beunruhigt, nein, eher gequält aus.
Sie holt tief Luft, rückt endlich damit heraus. »Das, was du mir erzählt hast ... über diese Opferschutzsache ... stimmte das eigentlich?«
»Ja, natürlich!« Maja ist halb verwirrt, halb empört. »Denkst du etwa, ich habe dich angelogen?«
»Nein – ich bin sicher, dass ihr eigentlich anders heißt.« Stella spricht langsam, vorsichtig. »Als du mir das erzählt hast ... da habe ich irgendwie gespürt, dass es stimmt.«
Maja will das nicht hören, aber es muss sein. Alles muss auf den Tisch, und zwar jetzt. »Aber?«
»Aber es gibt ja viele Gründe, warum Menschen untertauchen.« Stella behält Maja genau im Auge. »Zum Beispiel, weil sie einen Fehler gemacht haben.«
»Einen Fehler?« Noch immer kapiert Maja gar nichts, worauf will ihre Freundin hinaus?
Verlegen dreht Stella einen ihrer Silberringe am Finger. »Am besten sage ich gleich dazu, dass ich das nicht schlimm finde, ich selber bin schließlich die wandelnde Straftat, das mit den Aufzügen ist ja nur der ...«
»Stella, jetzt sag mir verdammt noch mal, was los ist!«
Stella seufzt tief. »Okay. Klartext. Ich habe gehört, dass deine Mutter von der Polizei gesucht wird.«
»Was?« Maja kann sie einfach nur anstarren. »Wo hast du das gehört?«
»Ein Freund von mir war neulich in einer Kneipe, und irgendwann kam da ein Bulle rein und hat ein Foto von deiner Mutter rumgezeigt und gesagt, sie würde gesucht, ob jemand sie gesehen habe.« Stella hebt ihren Tee zum Mund, trinkt in großen Schlucken. Dann spricht sie endlich weiter. »Auf dem Bild hatte sie dunkle Locken, sie sah ziemlich anders aus, deshalb ist es meinem Freund erst nachher eingefallen, dass er sie aus dem Cookie’s kennt.«
Kälte überflutet Maja. »Wann war das genau? Wie sah der Typ aus?«
Jetzt ist es Stella, die verwirrt dreinblickt. »Der Polizist? Keine Ahnung. Wieso? Mein Freund hat nur gesagt, er war zwar nicht in Uniform, hatte aber einen Dienstausweis.«
»Das war garantiert kein Polizist«, sagt Maja, und sie
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