Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
der Lage, Fingerabdrücke von einem Außenbordmotor zu nehmen, der im Meer gelegen hat?«
    »Komisch, dass du das gerade jetzt fragst. Wir haben eben ein neues Gerät zum Testen bekommen. Kostet schlappe 112000 Mäuse. Angeblich kann man damit auch Fingerabdrücke von Kunststoffen nehmen, die über längere Zeit im Wasser gelegen haben.«
    »Hört sich gut an. Dann habe ich vielleicht die erste Herausforderung für dich.«
    Norman stand auf und gab ihm ein Zeichen, er werde später noch einmal kommen. Dann ging er mit hängenden Schultern zur Tür. Auf einmal empfand Grace ungeheures Mitleid mit dem Mann.

51
    ZUSAMMEN MIT DEN üblichen Verwandten, Fahrern und Reiseleitern stand Vlad Cosmescu in der Ankunftshalle des Flughafens Gatwick und hielt ein kleines Schild in die Höhe. Die Maschine aus Bukarest war vor über einer Stunde gelandet, doch die Mädchen waren noch nicht herausgekommen.
    Gut.
    Er hatte die Kofferanhänger der meisten Passagiere gelesen, die durch den Zoll kamen, und wie es schien, waren alle Passagiere dieses Fluges inzwischen weg. Kurz darauf entdeckte er die ersten Anhänger von Alitalia, die vermutlich zu dem Flug aus Turin gehörten, der vor einer halben Stunde gelandet war. Dann kamen der Easyjet-Flug aus Nizza, SAS und KLM.
    Es war 11.35 Uhr. Er warf sich ein Nikotinkaugummi in den Mund und kaute. Die Mädchen, die er hier abholen sollte, hatten strikte Anweisungen, wie sie sich nach der Landung und beim Betreten des Kontrollbereichs verhalten sollten. Wie es aussah, hielten sie sich daran.
    Sie sollten eine Stunde warten, bevor sie sich in die Schlange vor der Passkontrolle einreihten. Obwohl Rumänien inzwischen Mitglied der EU war, wusste Cosmescu nur zu gut, dass es immer noch als Drehscheibe des internationalen Menschenhandels galt. Bei den Einwanderungsbehörden schrillten automatisch die Alarmglocken, wenn sie einen rumänischen Pass entdeckten.
    Jede Woche, manchmal noch häufiger, holte er hier Leute ab, und sie wurden stets angewiesen, ihre rumänischen Pässe zu zerreißen und in der Flugzeugtoilette hinunterzuspülen, eine Stunde nach der Landung abzuwarten und dann mit den falschen italienischen Pässen, mit denen man sie versorgt hatte, zur Passkontrolle zu gehen. Auf diese Weise wurden sie gar nicht erst als rumänische Passagiere identifiziert.
    Jetzt kamen zwei Mädchen heraus. Gutaussehende junge Dinger, ältere Teenager, in billiger Kleidung und mit billigen Koffern. Das könnten sie sein. Er hielt sein Schild mit der unverfänglichen Aufschrift GRUPPE JACKSON in die Höhe.
    Ein Mädchen, sehr sexy, schlank und mit langen dunklen Haaren, winkte ihm zu.
    »Habt ihr einen guten Flug gehabt?«, fragte er auf Rumänisch.
    »Ja, toll!«
    »Willkommen in England.«
    »Ja, toll!«, wiederholte sie.
    »Toll!«, fügte auch ihre Begleiterin hinzu.
    Die Erleichterung war ihnen deutlich anzusehen.
    *
     
    Zwanzig Minuten später saß Cosmescu auf dem Beifahrersitz eines schäbigen braunen E-Klasse-Mercedes, am Steuer der kleine schmuddelige Grigore mit den vorstehenden Zähnen, der Hakennase, dem billigen Anzug und dem fettigen Haar. Er hing über dem Lenkrad und schaute mehr in den Rückspiegel als auf die Straße. Bei jeder Gelegenheit warf er den Mädchen auf dem Rücksitz verstohlen begehrliche Blicke zu.
    Cosmescu arbeitete seit fünf Jahren mit Grigore zusammen und wusste praktisch immer noch nichts über den kleinen Freak. Der Mann tauchte stets pünktlich auf, holte Leute ab und brachte sie weg, sprach aber wenig, was Cosmescu durchaus recht war. Wenn man sich öfter unterhielt, musste man irgendwann auch über sich selbst sprechen. Und er wollte mit niemandem über sich selbst sprechen. Je weniger die anderen über einen wussten, desto besser. Je anonymer man blieb, desto sicherer war man auch. Das hatte ihm der sef eingeimpft.
    Grigore verstand sich darauf, Sachen zu reparieren. Er hatte ein Händchen für Installationsarbeiten, elektrische Anlagen und Isolierung von Gebäuden, was natürlich bedeutete, dass er sich in den vier Bordellen, die Cosmescu in der Stadt betreute, um alle undichten Rohre, verstopften Toiletten, losen Dielenbretter, kaputten Jalousien und anderen Schäden kümmern konnte. So musste sich Cosmescu nicht mit indiskreten Handwerkern herumschlagen und erlaubte seinem Mann, sich einmal in der Woche für eine Stunde ein Mädchen auszusuchen. Das und die großzügige Entlohnung reichten völlig aus, um sich Grigores unerschütterliche Loyalität zu

Weitere Kostenlose Bücher