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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Versuch, aber er könnte uns vielleicht, wirklich nur vielleicht, weiterhelfen.«
    Grace dachte nach. In den vergangenen Jahren war die Polizei zunehmend bürokratischer geworden, es gab für alles irgendwelche Richtlinien. Bei ihrer Zusammenarbeit mit Interpol hatten sie sich immer streng daran gehalten. Eine Abkürzung zu nehmen war riskant und konnte ihm Schwierigkeiten mit dem neuen Chief Constable eintragen. Andererseits hatte Norman recht. Es konnte Wochen dauern, bis Interpol sich meldete, und dann vermutlich mit einem negativen Ergebnis. Wie viele Leichen würden bis dahin noch gefunden?
    Außerdem beruhigte ihn die Tatsache, dass Ian Tilling ein ehemaliger Polizeibeamter war.
    »Ich werde das nirgendwo festhalten, Norman, und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn auch Sie diese Sache diskret behandelten. Vielen Dank für Ihren Einsatz.«
    Potting wirkte erfreut. »Ich lege sofort los, Chef. Der alte Hund wird ganz schön überrascht sein, von mir zu hören.« Er wollte aufstehen, setzte sich aber wieder hin. »Roy, dürfte ich Sie mal was fragen? Etwas Persönliches, von Mann zu Mann?«
    Grace warf einen Blick auf eine ganze Reihe neuer Mails, die auf dem Bildschirm erschienen war. »Nur zu.«
    »Es geht um meine Frau.«
    »Um Li? So heißt sie doch.«
    Potting nickte.
    »Aus Thailand?«
    »Ja, genau.«
    »Sie haben sie im Internet kennengelernt, oder?«
    »Sozusagen. Ich habe die Agentur im Internet entdeckt.« Potting kratzte sich am Kopf und prüfte mit seinen stummeligen, schmutzigen Fingern, ob die Haare noch ordentlich über die Glatze gekämmt waren.
    Grace schaute besorgt auf seinen Bildschirm. Ihm lief allmählich die Zeit weg. »Was kann ich für Sie tun?«
    Potting wirkte plötzlich niedergeschlagen. »Sie könnten mir einen Rat geben.« Er wühlte in seinen Taschen, als suchte er etwas. »Versetzen Sie sich einen Augenblick in meine Lage. In den letzten Monaten ist alles super gelaufen mit Li, doch jetzt stellt sie auf einmal Forderungen.«
    »Was für Forderungen?«, erkundigte sich Grace, der schon pikante Details aus Norman Pottings Sexualleben befürchtete.
    »Geld für ihre Familie. Ich muss ihnen jede Woche Geld schicken. Eigentlich hatte ich das für meinen Ruhestand gespart.«
    »Und warum müssen Sie das tun?«
    Potting sah ihn an, als hätte er sich selbst noch nie Gedanken darüber gemacht. »Warum? Li sagt, wenn ich sie wirklich liebe, muss ich auch ihren Eltern helfen.«
    Grace staunte über seine Naivität. »Das glauben Sie wirklich?«
    »Sie macht erst Sex mit mir, wenn ich ihr die Überweisung gezeigt habe. Ich mache das online«, fügte er hinzu, als wäre er stolz auf seine technische Versiertheit. »Ich meine, ich verstehe ja, dass ihr Land vergleichsweise arm ist und sie mich als reich empfinden müssen und so weiter. Aber …« Er zuckte die Achseln.
    »Soll ich Ihnen mal sagen, was ich denke, Norman?«
    »Ich weiß Ihre Meinung zu schätzen, Roy.«
    Grace betrachtete Potting, der einsam und verloren dasaß. Er begriff es einfach nicht.
    »Norman, Herrgott nochmal, Sie sind doch Polizist. Sie sind Kripobeamter, und zwar ein wirklich guter! Kapieren Sie es denn nicht? Sie macht sich über Sie lustig. Sie denken mit Ihrem Schwanz statt mit Ihrem Hirn. Die Frau wird Sie ausquetschen wie eine Zitrone und dann fallenlassen. Ich habe über solche Mädchen gelesen.«
    »Li ist anders.«
    »Ach ja? In welcher Hinsicht?«
    Potting zuckte wieder mit den Schultern und schaute seinen Vorgesetzten hilflos an. »Ich liebe sie. Ich kann nichts dagegen machen, Roy. Ich liebe sie einfach.«
    Roys Handy klingelte. Erleichtert meldete er sich.
    Es war Rob Leet von der Abteilung East Brighton, ein ausgesprochen kluger Kollege, den er sehr mochte.
    »Roy, ich weiß nicht, ob es etwas zu bedeuten hat. Es könnte mit deiner Ermittlung bezüglich der drei Leichen aus dem Kanal zu tun haben. Ich habe gerade jemanden aus meinem Team an den Strand östlich vom Yachthafen geschickt. Ein Mann, der mit seinem Hund spazieren ging, hat bei Ebbe auf den Felsen einen brandneuen Außenbordmotor gefunden.«
    Grace überlegte rasch. »Das könnte nützlich sein. Sorge dafür, dass niemand ihn anfasst. Kannst du ihn ordnungsgemäß verpacken und herbringen?«
    »Bin schon dabei.«
    Grace bedankte sich und hängte ein. Er machte eine entschuldigende Geste zu Norman Potting und wählte eine interne Nummer. Der Kollege meldete sich nach zweimaligem Klingen.
    »Mike Bloomfield.«
    »Mike, hier ist Roy Grace. Seid ihr in

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