Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
wussten, dass er ihr gerne etwas schenkte, was ihn nicht als langweiligen alten Knacker, sondern cool erscheinen ließ. Also schlugen sie ein Paar schwarze Ugg Boots aus Wildleder in Größe drei vor.
    Wo bekam man Ugg Boots?
    Ein Mensch würde ihm diese Frage definitiv beantworten können. Grace schaute zu einer grünen Kiste, der vierten im Stapel rechts vom Schreibtisch. Der Schuh-Dieb. Ein ungelöster Fall, der ihn seit langem faszinierte. Innerhalb von mehreren Jahren hatte der Schuh-Dieb in Sussex sechs Frauen vergewaltigt und eine von ihnen getötet. Vermutlich war es ein Versehen gewesen, weil er in Panik geraten war, das jedenfalls vermutete die Polizei. Irgendwann hatten die Vorfälle dann aufgehört. Möglicherweise lag es daran, dass sich das letzte Opfer energisch zur Wehr gesetzt und ihm die Maske teilweise heruntergerissen hatte. Nach den Angaben der Frau konnte ein Phantombild angefertigt werden, was den Täter unter Umständen abgeschreckt hatte. Vielleicht war er auch gestorben oder weggezogen.
    Drei Jahre zuvor hatte man in Yorkshire einen neunundvierzigjährigen Geschäftsmann verhaftet, der Mitte der achtziger Jahre mehrere Frauen vergewaltigt und danach ihre Schuhe mitgenommen hatte. Eine Zeitlang hatte die Sussex Police gehofft, er könne ihr Mann sein, doch die DNA-Untersuchungen schlossen das aus. Außerdem war die Vorgehensweise der Vergewaltiger ähnlich, aber nicht identisch. James Lloyd aus Yorkshire hatte den Opfern beide Schuhe abgenommen, der Schuh-Dieb aus Sussex hingegen nur einen, und zwar immer den linken, und dazu den Slip.
    Natürlich konnten es auch mehr als sechs Frauen gewesen sein. Vergewaltigte Frauen schämten sich oft zu sehr, um mit ihren Aussagen zur Polizei zu gehen. Von allen Verbrechern hasste Grace Pädophile und Vergewaltiger am meisten. Diese Männer zerstörten das Leben ihrer Opfer für immer. Von einem Missbrauch im Kindesalter oder einer Vergewaltigung erholten sich die Opfer nie so ganz. Sie konnten versuchen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, doch das Erlebte würden sie nicht vergessen.
    Er war nicht nur zur Polizei gegangen, weil sein Vater Polizist gewesen war, sondern hatte sich auch einen Beruf gewünscht, in dem er dazu beitragen konnte, die Welt ein bisschen besser zu machen. In den letzten Jahren richtete sich angesichts der technischen Entwicklungen sein ganzer Ehrgeiz darauf, die Täter, die sich hinter den Akten in den grünen Kisten verbargen, zur Rechenschaft zu ziehen. Jeden Einzelnen von ihnen. Und ganz oben auf seiner Liste stand der unheimliche Schuh-Dieb.
    Eines Tages.
    Eines Tages würde sich der Schuh-Dieb wünschen, er wäre nie geboren worden.

8
    WIE BETÄUBT VERLIESS Lynn die Arztpraxis. Sie ging zu ihrem klapprigen orangefarbenen Peugeot, an dem eine Radkappe fehlte, öffnete die Tür und stieg ein. Meist ließ sie den Wagen unverschlossen, weil sie – bisher leider vergeblich – hoffte, er werde gestohlen und sie könne Geld von der Versicherung kassieren.
    Letztes Jahr hatte man ihr in der Werkstatt gesagt, er werde die nächste Hauptuntersuchung und den Abgastest nur nach aufwendigen Reparaturen bestehen. Diese wiederum würden mehr kosten, als das Auto wert war. Die gefürchtete Untersuchung war in einer Woche fällig.
    Mal hätte den Wagen selbst reparieren können, er konnte alles reparieren. Mein Gott, das vermisste sie wirklich. Und jemanden, mit dem sie jetzt reden konnte. Jemanden, der sie unterstützte beim Gespräch mit ihrer Tochter, vor dem sie sich so fürchtete.
    Sie holte das Handy aus der Tasche und wählte die Nummer ihrer besten Freundin Sue Shackleton. Sie kämpfte mit den Tränen. Sue war auch geschieden und alleinerziehende Mutter von vier Kindern, vor allem aber war sie ein chronisch fröhlicher Mensch.
    Während Lynn mit ihr sprach, kam eine Politesse vorbei, doch sie hatte noch über eine Stunde Parkzeit. Sue reagierte wie immer mitfühlend, aber realistisch.
    »Manche Dinge geschehen einfach, Liebes. Ich kenne jemanden, der eine Nierentransplantation hatte, das ist jetzt schon sieben Jahre her, und es geht ihm prima.«
    »Ja, aber bei Caitlin ist es anders. Man kann jahrelang mit Dialyse überleben, solange man keine Transplantation bekommt, aber nicht mit Leberversagen. Es gibt keine andere Möglichkeit. Ich habe solche Angst um sie, Sue. Es ist eine sehr schwere Operation, bei der vieles schiefgehen kann. Und Dr. Hunter hat gesagt, er könne den Erfolg nicht garantieren. Ich meine, Scheiße,

Weitere Kostenlose Bücher