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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot
Autoren: Peter James
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Insassen auf, zermalmten oder verbrannten sie in ihrem Inneren. Gerade noch fuhr man lässig durch die Gegend, hörte Musik oder quatschte mit dem Beifahrer, und im nächsten Bruchteil einer Sekunde waren Menschen in einem verschlungenen Metallhaufen gefangen, dessen Kanten scharf wie Rasierklingen waren, litten furchtbare Schmerzen, standen unter Schock und waren völlig hilflos. Er hasste Idioten im Straßenverkehr, unfähige und rücksichtslose Fahrer und jene Schwachsinnigen, die sich nicht anschnallten.
    Sie erreichten jetzt die Hügelkuppe. Dort befand sich die schwer einsehbare Kreuzung mit der Ditchling Road. Ein blauer Range Rover mit eingeschaltetem Warnblinker bildete den Anfang der Schlange. Ein Stück weiter stand ein altes 3er BMW Cabrio mit offener Fahrertür quer auf der Straße. Der Wagen war leer. Hinter der Tür befand sich eine breite V-förmige Delle, und das Hinterrad war nach innen gedrückt. Die Rückscheibe war zerschmettert. Kurz dahinter stand eine Gruppe Menschen auf der Straße. Mehrere drehten sich um, als der Streifenwagen sich näherte, und traten beiseite.
    Durch die Lücke sah Omotoso einen kleinen weißen Ford Lieferwagen. Daneben lag ein Motorradfahrer mit ausgestreckten Armen und Beinen. Unter dem schwarzen Helm sickerte ein rotes Rinnsal hervor und bildete eine Lache auf dem Asphalt. Zwei Männer und eine Frau knieten neben ihm. Ein Mann schien mit ihm zu sprechen. Ein Stück weiter lag ein rotes Motorrad.
    »Schon wieder eine Fireblade«, sagte Upperton grimmig, als er abbremste.
    Die Honda Fireblade war die klassische Maschine für Biker über vierzig, die zuletzt als Teenager gefahren waren. Jetzt hatten sie genügend Geld, um sich wieder ein Motorrad zu leisten, und wollten natürlich die schnellste Maschine auf der Straße haben, obwohl sie nicht wussten, wie viel schneller und schwieriger in der Handhabung die modernen Motorräder geworden waren. Die Statistik war deprimierend und wurde von den täglichen Erfahrungen der Verkehrspolizei untermauert. Die größte Risikogruppe waren nicht wilde Teenager, sondern Geschäftsleute mittleren Alters.
    Als sie anhielten, gab Omotoso über Funk durch, dass sie sich an der Unfallstelle befanden, und erfuhr, dass Krankenwagen und die Feuerwehr unterwegs waren. »Wir brauchen einen Inspektor der Verkehrspolizei, Hotel Tango Drei-Neun-Neun«, sagte er und gab das Rufzeichen für den diensthabenden Inspektor durch. Es schien schlimm zu sein. Selbst von hier aus konnte er erkennen, dass es nicht das hellrote Blut einer oberflächlichen Kopfverletzung war, sondern der dunkle Farbton innerer Blutungen.
    Sie stiegen aus und schauten sich an der Unfallstelle um. Tony Omotoso wusste aus Erfahrung, dass man in seinem Beruf niemals voreilig auf den Unfallhergang schließen durfte. Die Schleuderspuren und die Position von Auto und Motorrad deuteten darauf hin, dass der Wagen ausgeschert und frontal mit dem Motorrad zusammengestoßen war. Das Motorrad musste ein hohes Tempo gehabt haben, um solchen Schaden anzurichten und den Wagen ins Schleudern zu bringen.
    Das Wichtigste war, andere Straßenteilnehmer nicht zu gefährden. Der Verkehr in beiden Richtungen schien sicher zu stehen. In der Ferne war eine Sirene zu hören.
    »Die blöde Kuh ist einfach ausgeschert. Einfach so!«, rief eine Männerstimme. »Er hatte keine Chance!«
    Sie rannten zu dem Motorradfahrer, ohne auf den Ruf zu achten. Omotoso drängte sich zwischen den Leuten hindurch und kniete sich hin.
    »Er ist bewusstlos«, sagte die Frau.
    Das dunkle Visier des Helms war heruntergeklappt. Der Polizeibeamte wusste, dass man ihn so wenig wie möglich bewegen durfte. Ganz behutsam hob er das Visier und berührte das Gesicht des Mannes, drückte die Lippen auseinander und tastete im Mund nach der Zunge.
    »Können Sie mich hören, Sir? Können Sie mich hören?«
    Hinter ihm fragte Ian Upperton: »Wer ist der Fahrer des BMW?«
    Eine Frau kam auf ihn zu, das Handy umklammert, das Gesicht weiß wie ein Laken. Sie war Mitte vierzig und ziemlich aufgetakelt, mit blondiertem Haar, und trug eine pelzbesetzte Jeansjacke, Jeans und Wildlederstiefel.
    Sie sprach mit der rauen Stimme einer Kettenraucherin. »Ich«, sagte sie. »Scheiße, oh Scheiße, Scheiße, Scheiße. Ich habe ihn nicht gesehen. Er war so schnell. Ich habe ihn nicht gesehen. Die Straße war frei.« Sie zitterte, stand unter Schock.
    Der erfahrene Beamte näherte sich ihrem Gesicht. Er wollte ihren Atem riechen. Er hatte eine gute
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