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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot
Autoren: Peter James
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Nase und merkte oft noch am nächsten Morgen, ob jemand die Nacht durchgefeiert hatte. Möglich, dass da ein Hauch von Alkohol war, aber sie roch vor allem nach Pfefferminzkaugummi und Zigaretten.
    »Würden Sie bitte auf den Beifahrersitz meines Wagens kommen? Ich bin gleich da«, sagte er.
    »Sie ist einfach ausgeschert!«, sagte ein Mann im Anorak vollkommen fassungslos. »Ich war genau hinter ihm.«
    »Bitte geben Sie mir Ihren Namen und Ihre Adresse, Sir«, sagte der Beamte.
    »Natürlich. Sie ist einfach ausgeschert. Bedenken Sie, er war ja auch in Bewegung. Ich saß in meinem Range Rover.« Er deutete mit dem Daumen auf den Wagen. »Er ist praktisch an mir vorbeigeflogen.«
    Upperton sah den Krankenwagen kommen. »Ich bin gleich wieder da, Sir«, sagte er und eilte hinüber.
    Die erste Bewertung der Lage würde darüber entscheiden, wie weiter zu verfahren war. War der Motorradfahrer tot, würden sie die Straße sperren, bis die Spurensicherung ihre Arbeit erledigt hatte. Über Funk forderte er zunächst zwei weitere Einheiten an.

7
    DIE ZEIT DER Weihnachtsfeiern hatte in diesem Jahr schon früh begonnen. Um Viertel vor neun an einem Mittwochmorgen saß Detective Superintendent Roy Grace im Büro und pflegte seinen Kater. Normalerweise kam das selten vor, doch in letzter Zeit schienen sich die Kater zu häufen. Vielleicht hatte es etwas mit dem Alter zu tun – im August würde er vierzig. Oder vielleicht …
    Was genau?
    Eigentlich sollte er sich ruhiger fühlen, das war ihm klar. Zum ersten Mal, seit seine Frau Sandy vor fast zehn Jahren verschwunden war, hatte er eine feste Beziehung zu einer Frau, die er über alles liebte. Vor kurzem hatte man ihn zum Leiter der Abteilung Kapitalverbrechen befördert, und das größte Karrierehindernis in Gestalt von Assistant Chief Constable Alison Vosper, die ihn nie gemocht hatte, zog ans andere Ende des Landes, um dort eine Stelle als Deputy Chief Constable anzutreten.
    Warum also wachte er morgens oft mit einem so beschissenen Gefühl auf? Warum trank er plötzlich so hemmungslos?
    Hatte es damit zu tun, dass Cleo, die bald dreißig wurde, subtil und manchmal auch weniger subtil darauf hinwies, dass sie eine noch engere Bindung wünschte? Er war praktisch schon zu ihr und Humphrey, dem Mischlingswelpen, gezogen. Er wollte unbedingt mit ihr zusammen sein, und überdies war sein Freund und Kollege Detective Sergeant Glenn Branson, dessen Ehe in Trümmern lag, zu einem ständigen Gast in seinem Haus geworden. So viel ihm dieser Mann auch bedeutete, waren sie doch zu verschieden, um eine WG zu bilden. Es war einfacher, Glenn sich selbst zu überlassen, obwohl Roy die Unordnung, die sein Freund hinterließ, nur schwer ertragen konnte. Am schlimmsten war das Durcheinander, das er in Roys geliebter Schallplatten- und CD-Sammlung anrichtete.
    Er trank den zweiten Kaffee an diesem Morgen und schraubte die Mineralwasserflasche auf. Am Vorabend war er beim Weihnachtsessen des Leichenschauhauses von Brighton and Hove gewesen, das in einem chinesischen Restaurant am Yachthafen stattgefunden hatte. Statt vernünftig zu sein und danach ins Bett zu gehen, war er noch mit ein paar Leuten ins Rendezvous-Casino gezogen, wo er mehrere Brandys getrunken hatte. Die verursachten bei ihm den schlimmsten Kater überhaupt. Außerdem hatte er auf die Schnelle fünfzig Pfund beim Roulette und weitere hundert beim Blackjack verloren, bevor Cleo ihn glücklicherweise nach Hause schleppte.
    Normalerweise saß er um sieben Uhr morgens am Schreibtisch, war diesmal aber erst vor zehn Minuten eingetroffen. Bisher hatte er nichts geleistet, außer sich Kaffee zu besorgen und in seinen Computer einzuloggen. Am Abend stand die nächste Party an, ein Chief Superintendent namens Jim Wilkinson gab seinen Ausstand.
    Er schaute aus dem Fenster auf den Parkplatz und den Supermarkt gegenüber. Dahinter breitete sich die Stadt aus, die er so mochte. Es war ein schöner, frischer Morgen, und die Luft war so klar, dass er in der Ferne den hohen weißen Schornstein des Kraftwerks am Hafen von Shoreham erkennen konnte. Dahinter lag das blaue Band des Ärmelkanals, das ganz in der Ferne mit dem Horizont verschmolz. Er arbeitete erst seit wenigen Monaten in diesem Büro. Vorher hatte er auf das graue Untersuchungsgefängnis geblickt und genoss die Verbesserung noch immer. Aber nicht an diesem Tag.
    Entsetzt stellte er fest, dass seine Hände am Kaffeebecher zitterten. Scheiße, wie betrunken war er denn gewesen?
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