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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Verschwommen erinnerte er sich, dass Cleo gar nichts getrunken hatte und noch gefahren war. Verdammt, er wusste nicht einmal mehr, ob sie Sex gehabt hatten.
    Er hätte heute Morgen nicht herkommen sollen. Vermutlich lag er immer noch über der Promillegrenze. Sein Magen rotierte wie ein Betonmischer, und er bezweifelte, ob die beiden gebratenen Eier, die Cleo ihm aufgedrängt hatte, wirklich eine gute Idee gewesen waren. Er fror und zog das Jackett wieder über. Dann überprüfte er im Computer die Meldungen der letzten Nacht. Alle polizeilich gemeldeten Vorfälle in der Stadt wurden hier registriert, es kamen ständig neue hinzu, und die alten wurden aktualisiert.
    Unter den schwereren Vergehen waren ein Übergriff auf Homosexuelle in Kemp Town und ein Überfall in der King’s Road. Dann ein Verkehrsunfall in der Coldean Lane, die Meldung war soeben aktualisiert worden. Es hatte eine Kollision zwischen einem Pkw und einem Motorrad gegeben. Die erste Meldung stammte von 8.32 Uhr, um 9.00 Uhr war ein Polizeihubschrauber mit Sanitätern an Bord angefordert worden.
    Das klang nicht gut, dachte er, wobei ihn ein leichter Schauer überlief. Er mochte Motorräder, hatte früher selbst eins gefahren, bis er zur Polizei ging und Sandy kennenlernte. Sein ehemaliger Kollege Dave Gaylor, der kürzlich in den Ruhestand gegangen war, hatte sich eine coole schwarze Harley mit roten Rädern gekauft. Nun, da Roy im Zuge seiner Beförderung seinen Dienstwagen frei wählen konnte, war er versucht, den Alfa Romeo, der kürzlich bei einer Verfolgungsjagd schwer gelitten hatte, gegen ein Motorrad einzutauschen. Vorausgesetzt, die Idioten von der Versicherung spuckten etwas aus. Als er Cleo davon erzählt hatte, war sie völlig ausgerastet, obwohl sie selbst gern sportlich fuhr.
    Cleo, die als leitende Leichenbeschauerin im städtischen Leichenschauhaus von Brighton and Hove arbeitete, hatte eine ganze Litanei tödlicher Verletzungen heruntergebetet, die sie bei glücklosen Gästen, die Motorradunfällen zum Opfer gefallen waren, erlebt hatte. Und er wusste, dass Motorradfahrer in Medizinerkreisen, in denen schwarzer Humor an der Tagesordnung war, als Organspender auf Rädern bekannt waren.
    Dennoch stapelten sich auf seinem gnadenlos überfüllten Schreibtisch Motorradzeitschriften mit Testberichten und Anzeigen für gebrauchte Maschinen.
    Neben den Akten, die er in seiner neuen Funktion zu bearbeiten hatte, und den Bergen von Unterlagen zu schwebenden Gerichtsverfahren hatte er auch die Herrschaft über sämtliche ungelösten Fälle der Sussex Police geerbt. Der Kollege, der dafür zuständig gewesen war, hatte sehr plötzlich die Stelle gewechselt. Die Akten lagerten in grünen Plastikkisten und machten den Raum, in dem sich sein Schreibtisch, der kleine runde Besprechungstisch mit den vier Stühlen und die schwarze Einsatztasche befanden, noch enger als üblich.
    Die Arbeit an den ungelösten Fällen ging unerträglich langsam voran. Niemand hatte genügend Zeit, sich wirklich darum zu kümmern, außerdem gab es meist auch nichts zu tun. Die Polizei musste auf Fortschritte in der forensischen Wissenschaft wie neue Entwicklungen in der DNA-Analyse hoffen, um neue Verdächtige zu ermitteln, oder abwarten, bis eine Ehefrau, die früher gelogen hatte, um ihren Mann zu schützen, ihre Meinung änderte und gegen ihn aussagte. Allerdings würde sich die Situation bald ändern, da man ihm ein neues Team genehmigt hatte, das alle alten Fälle überprüfen sollte.
    Grace hatte ein schlechtes Gewissen, und die Kisten erinnerten ihn daran, dass dies die letzte Gelegenheit war, dass den Opfern Gerechtigkeit widerfuhr und die Familien einen Schlussstrich ziehen konnten.
    Die meisten Fälle kannte er auswendig. In einem ging es um einen schwulen Tierarzt namens Richard Ventnor, den man vor zwölf Jahren erschlagen in seiner Praxis aufgefunden hatte. Tief berührt hatte ihn der Fall von Tommy Lytle, sein ältester Fall. Vor siebenundzwanzig Jahren war der elfjährige Junge an einem Februarnachmittag nicht von der Schule heimgekommen und nie wiedergesehen worden.
    Sein Blick wanderte zu den Gerichtsakten. Die Bürokratie des Justizsystems war schier unglaublich. Er trank einen Schluck Wasser und fragte sich, wo er anfangen sollte. Dann lenkte ihn die Liste mit Weihnachtsgeschenken ab, die er gerade zusammenstellte. Er kam aber nur bis zum ersten Gegenstand, den die Eltern seiner neunjährigen Patentochter Jaye Somers vorgeschlagen hatten. Sie

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