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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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und nur noch nicht gefasst worden waren? Arbeitete er vielleicht wieder? Sie mussten dringend mit ihm sprechen, um ihn als Verdächtigen auszuschließen.
    Der nächste Punkt hieß Medien. Sie nutzten die Medien, so gut sie konnten, aber Crimewatch wurde erst in einigen Tagen ausgestrahlt.
    Dann folgte Autopsien. Im Augenblick hatten sie alle Informationen beisammen. Sollten jedoch die chirurgischen Instrumente gefunden werden, könnten die Ermittlungen in dieser Richtung weitergehen. Die drei Toten befanden sich noch im Leichenschauhaus.
    Er gähnte, schüttelte sich und trank einen großen Schluck Kaffee. Als er um halb sechs aufgewacht war, lief sein Gehirn schon auf Hochtouren. Er hätte joggen gehen sollen, weil es einen klaren Kopf machte, doch er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er am Vorabend seine Arbeit nicht zu Ende gebracht hatte. Also war er ins Büro gefahren.
    Andere wichtige Vorgänge. Er überlegte und fügte dann die Punkte Außenbordmotor? Vermisstes Boot? hinzu.
    Grace kippte den Stuhl zurück, bis er die Wand berührte. Draußen wurde es allmählich hell. Der Sturm hatte sich über Nacht gelegt, der Regen aufgehört, doch die Wettervorhersage war schlecht. Der dunkelgraue Himmel war von roten und rosa Streifen durchzogen. Wie hieß doch gleich das alte Sprichwort? Abendrot, Schönwetterbot! Morgenrot, Regen droht.
    Etwas machte ihm Sorgen.
    Was habe ich übersehen? Es muss irgendetwas geben. Aber was? Was zum Teufel soll das sein?, zermarterte er sich das Hirn.
    Er schaute nachdenklich in seine Kaffeetasse, als könnte er darin die Antwort finden.
    Und plötzlich war sie da.
    Sandy war gern zu Quizabenden ins Pub gegangen. Ihre Allgemeinbildung war ausgezeichnet, viel besser als seine. Er erinnerte sich an ein Quiz, an dem sie vor elf oder zwölf Jahren teilgenommen hatte. Bei einer Frage sollte man schätzen, wie groß der Ärmelkanal in Quadratkilometern sei. Sandy hatte mit der korrekten Antwort – 75000 – gewonnen.
    Er schnippte mit den Fingern.
    »Ja!«

76
    »WIR SUCHEN AN der falschen Stelle«, verkündete Roy Grace seinem Team. »Vielleicht auch bei den falschen Leuten. Das ist jedenfalls meine Meinung.«
    Sofort genoss er die volle Aufmerksamkeit seiner sechsundzwanzig Kollegen bei der Morgenbesprechung. Er tippte sich an den Kopf.
    »Das mit der falschen Stelle meine ich geistig, nicht geographisch.«
    Sechsundzwanzig neugierige Augenpaare richteten sich auf ihn.
    Es war der Punkt Tatortbewertung, der den Funken bei ihm gezündet hatte.
    »Ich möchte, dass Sie für einen Moment Ihre derzeitigen Ermittlungsansätze vergessen und sich ganz auf die Bewertung des Tatortes konzentrieren. Wir sind immer davon ausgegangen, dass die Täter die Leichen aus Versehen oder Dummheit dort versenkt haben. Betrachten Sie es mal so. Der Ärmelkanal ist 75000 Quadratkilometer groß. Das ausgewiesene Abbaugebiet hingegen ganze 260.«
    Er schaute in die Runde.
    »Wer kann gut rechnen?«
    Die HOLMES-Analystin hob die Hand.
    »Welcher Prozentsatz der gesamten Kanalfläche wäre das, Juliet?«
    »Etwa 0,34 Prozent.«
    »Also ein sehr geringer Teil, ein Drittel von einem Prozent. Wir reden hier von der Nadel im Heuhaufen. Wenn ich eine Leiche im Kanal entsorgen wollte, müsste ich schon verdammtes Pech haben, wenn sie ausgerechnet im Abbaugebiet landet. Die Chance, dass das passiert, ist so gering, dass ich mir darüber gar keine Gedanken machen würde. Außer natürlich, ich hätte das Gebiet mit voller Absicht ausgewählt.«
    Er ließ seine Worte wirken.
    »Mit Absicht?«, fragte Lizzie Mantle.
    »Ich werde es euch erklären. Wenn wir davon ausgehen, dass wir es mit internationalem Menschenhandel zu tun haben, bei dem es sich übrigens um die am schnellsten wachsende kriminelle Branche weltweit handelt, können wir eins mit Sicherheit annehmen: Wir haben es mit wirklichen Schwerverbrechern zu tun. Wenn sie ausreichend organisiert sind, um Jugendliche ins Land zu holen, und über eine Einrichtung verfügen, in der sie Organtransplantationen vornehmen, werden sie auch die Leichen professionell entsorgen. Sie würden nicht in irgendeinem Schlauchboot aufs Meer fahren und sie über Bord werfen.«
    Alle nickten.
    »Ich weiß, dass wir das schon besprochen haben und davon ausgegangen sind, dass die Leichen mit einem privaten Boot, Privatflugzeug oder Hubschrauber transportiert wurden. Welches Transportmittel die Täter auch benutzt haben, sie hätten dennoch einen professionellen Skipper oder Piloten

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