Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
erzählt hat. Ich meine nicht meinen Stiefvater, sondern meinen richtigen Vater.«
    Lynn stand mit dem Wasserglas in der Hand da und wartete ungeduldig, dass sie es Caitlin bringen konnte. »Nein, hat sie nicht.«
    »Er ist bei einem Arbeitsunfall gestorben, auf einer Baustelle. Ein Kran stürzte über ihm zusammen. Meine Mutter bekam eine große Summe Schmerzensgeld und hat mir das meiste davon gegeben, damit es vor meinem Stiefvater sicher ist. Er ist spielsüchtig. Ich würde es gerne Caitlin geben.«
    »Das ist wirklich sehr nett von dir, Luke«, sagte sie aufrichtig gerührt. »Jeder Beitrag ist mehr als willkommen. Wie viel könntest du denn erübrigen?«
    »Ich habe 150000 Pfund. Die könnt ihr haben.«
    Lynn fiel das Glas aus der Hand.

75
    MANCHMAL, DACHTE ROY GRACE, wurde man unvorsichtig und vergaß absolut grundlegende Dinge. Dabei war es gut, sich gelegentlich an die Grundlagen zu erinnern.
    Er saß um Viertel vor sieben morgens im Büro und trank die zweite Tasse Kaffee. Er hatte sich das Handbuch der Mordermittlung aus dem Regal geholt, ein gewaltiges Standardwerk, das von der Vereinigung leitender Polizeibeamter herausgegeben wurde.
    Es wurde regelmäßig überarbeitet und aktualisiert und enthielt Ratschläge für jeden Aspekt einer Mordermittlung, darunter auch ein detailliertes Ermittlungsmodell, in das er sich jetzt vertiefte. Er überflog die wesentlichen zehn Punkte, die ein Ermittler nie vergessen durfte, aber gelegentlich übersah, eben weil sie ihm so vertraut waren.
    Der erste Punkt lautete Verdächtige ermitteln. Den konnte er abhaken, sie waren schon dabei.
    Dann folgte Informationsquellen ausschöpfen. Auch das war erledigt. Sie hatten Norman Pottings Verbindungsmann in Rumänien, Kriminalhauptkommissar Marcel Kullen in München, DS Moy und DC Nicholas, die die Bordelle durchkämmten, Guy Batchelor mit den Chirurgen, die ihre Approbation verloren hatten, und die HOLMES-Analystin.
    Spurensicherung. Der Grund des Ärmelkanals gab nicht viel her. Daher setzten sie ihre größten Hoffnungen in die Plastikplanen und die neue Fingerabdrucktechnologie. Hinzu kam die Idee mit den Zigarettenkippen, die Glenn ins Labor geschickt hatte.
    Dann folgte Tatortbewertung. Sie hatten die Fundstelle, aber noch keinen Tatort.
    Zeugensuche. Wer hatte die drei Teenager gesehen? Was war mit den Mitarbeitern der Krankenhäuser, in denen sie operiert worden waren? Hatte man sie auf einem Flughafen, Bahnhof oder in einem Seehafen gesehen, als sie nach Großbritannien einreisten? Vermutlich waren sie von den Überwachungskameras gefilmt worden, doch gab es keinen Hinweis darauf, wie lange sie sich schon im Land aufhielten. Es konnten Tage, Wochen oder Monate sein. Ohne eine ungefähre Zeitangabe war es unmöglich, die Aufnahmen zu überprüfen. Er notierte: Gibt es weitere Rumänen, die hier arbeiten und sie kennen? Die rekonstruierten Fotos waren überall verteilt und in der Presse abgedruckt worden, aber bislang hatten sich keine Zeugen gemeldet.
    Der sechste Punkt lautete Ermittlungen zu den Opfern. Die beste Quelle dafür war Pottings Bekannter in Bukarest. Vielleicht auch Interpol, aber darauf wollte er sich lieber nicht verlassen.
    Mögliche Motive. Darüber musste er gründlich nachdenken. Er erzählte seinen Mitarbeitern gerne, dass fast jede Ermittlungspanne auf bloße Annahmen zurückzuführen sei. Er hatte sich in der vergangenen Nacht den Kopf darüber zerbrochen, ob sie sich auf einen gefährlichen Weg begaben, wenn sie sich auf die Theorie des Organhandels festlegten. Handelte es sich vielleicht doch um einen kranken Einzeltäter, der gerne Menschen filetierte?
    Denkbar war das schon, aber nicht, wenn man das Prinzip von Occams Rasiermesser zugrunde legte. Es herrschte Mangel an menschlichen Organen. Das war eine Tatsache. Rumänien war ein Land, das für seine Verstrickung in den internationalen Organhandel bekannt war. Auch das war eine Tatsache. An allen drei Opfern fanden sich Spuren fachgerecht ausgeführter chirurgischer Eingriffe. Ebenfalls eine Tatsache. Ein bedeutender britischer Chirurg namens Raymond Crockett hatte seine Approbation verloren, weil er illegal vier Nieren in der Türkei erworben hatte. Allerdings gab es keine weiteren Belege für Organhandel in Großbritannien.
    Doch das musste nichts heißen.
    Dr. Crockett war erwischt worden. Handelte es sich bei ihm um einen Einzeltäter, oder war er nur einer von vielen, die in Großbritannien illegal erworbene Organe transplantierten

Weitere Kostenlose Bücher