Und morgen bist Du tot
Glück. Er erinnerte sich, wann er den Mercedes des Rumänen gesehen hatte, und sagte: »Der Mann ist ein Nachtschwärmer. Unter Umständen wirst du ganz schön lange auf ihn warten müssen.«
»Dann müssen wir es uns in der Zwischenzeit eben bei ihm bequem machen«, erwiderte Branson.
»Gott stehe seiner CD-Sammlung bei«, meinte Grace.
Branson besaß immerhin den Anstand, verlegen auszusehen.
»Wenn du ihn erwischst, dürfte er sich als harte Nuss erweisen. Er treibt sich seit einem Jahrzehnt in der Unterwelt der Stadt herum, ohne auch nur ein einziges Mal hinter Gittern zu landen. Das schafft man nur, wenn man ein echter Profi ist.«
Er warf einen Blick auf die Tagesordnung.
»Gestern haben wir eine Mrs Lynn Beckett ausfindig gemacht, deren Telefonnummer ich von unserem Kontaktmann bei der deutschen Polizei erhalten habe. Ihre Tochter leidet an Leberversagen.« Er tippte auf die kopierten Telefonunterlagen. »Das hier sind die Verbindungsnachweise der deutschen Firma, die ich heute besucht habe, sie nennt sich Transplantations-Zentrale. Die Sache ist heikel, da ich die Unterlagen offiziell nicht einsehen darf. Das soll uns aber nicht hindern.«
Er trank von seinem Kaffee und fuhr fort:
»In den vergangenen Tagen gab es neun Anrufe von ihrer Festnetznummer aus und vier eingegangene Anrufe. Dazu zwei ausgehende Anrufe von ihrem Handy.«
»Haben Sie irgendwelche Aufzeichnungen darüber, Roy?«, erkundigte sich Guy Batchelor.
»Leider nicht. Es gibt in Deutschland ähnliche Datenschutzgesetze wie bei uns. Aber sie arbeiten an einer Genehmigung, die jeden Moment erteilt werden müsste.«
»Das war zu Führers Zeiten aber anders«, knurrte Potting.
Grace warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Heute Morgen habe ich mich mit Marlene Hartmann in München getroffen. Sie ist Geschäftsführerin einer Firma namens Transplantations-Zentrale. Die machen vor unserer Nase in England Geschäfte! Wir müssen unbedingt herausfinden, wo sie hier aktiv sind. Die Geschichte mit Mrs Beckett lässt darauf schließen, dass etwas im Busch ist und –«
Pottings Handy meldete sich mit der Titelmelodie von Indiana Jones. Er errötete, schaute aufs Display und stand auf. »Rumänien, könnte wichtig sein«, murmelte er und ging hinaus.
»Vermutlich bleibt uns nur wenig Zeit, um herauszufinden, wo sie operieren«, fuhr Grace fort. »Ich habe ein bisschen herumtelefoniert, um mir erklären zu lassen, welche Art von Einrichtung man für eine Organtransplantation benötigt.«
»Auf jeden Fall ein großes Team, Roy«, sagte Guy Batchelor und blätterte in seinen Unterlagen. »Als wir Sir Roger Sirius befragt haben, erklärte er, man benötige mindestens drei Chirurgen, zwei Anästhesisten, drei Krankenschwestern und ein speziell ausgebildetes Team für die Intensivpflege, das rund um die Uhr vor Ort ist.«
»Also insgesamt fünfzehn bis zwanzig Leute. Außerdem braucht man einen voll ausgestatteten Operationssaal und eine Intensivstation.«
»Also suchen wir nach einem Krankenhaus«, sagte Nick Nicholas. »Einem staatlichen oder einem privaten.«
»Die staatlichen Krankenhäuser können wir ausschließen. Es dürfte praktisch unmöglich sein, ein illegal beschafftes Organ ins System einzuschleusen«, bemerkte DI Mantle.
»Wie sicher ist das?«, wollte Glenn Branson wissen.
»Sehr sicher. Das System ist ziemlich wasserdicht. Um ein Organ dort einzuschleusen, müssten sehr viele Leute darüber Bescheid wissen. Bei nur einer Person sähe es natürlich anders aus.«
Branson nickte nachdenklich.
»Meiner Ansicht nach haben wir es mit einer Privatklinik zu tun«, sagte Grace. »Es muss bestimmte Medikamente geben, die bei Transplantationen Verwendung finden. Wir müssen herausfinden, welche das sind, wer sie herstellt und liefert und uns dann die privaten Kliniken anschauen, an die sie verkauft werden.«
»Das braucht aber Zeit, Roy«, gab DI Mantle zu bedenken.
»So viele derartige Medikamente oder Lieferanten wird es nicht geben und auch nicht so viele Patienten, die sie benötigen.« Er wandte sich an die Recherchespezialistin Jacqui Phillips. »Könnten Sie sofort damit anfangen? Wenn nötig, bekommen Sie zusätzliche Unterstützung.«
Norman Potting kam wieder herein. »Entschuldigung. Das war mein Kontakt in Bukarest, Ian Tilling.«
Grace machte ihm ein Zeichen, er solle fortfahren.
»Er hat versucht, eine junge Rumänin namens Simona Irimia zu verfolgen, die seiner Ansicht nach gerade aus dem Land nach
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