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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sie seinen Reißverschluss und schob ihre Finger hinein.
    Wenige Minuten später war alles vorbei.
    Brav wie ein Lamm fuhr er sie nach Hause.
    »Bald sehen wir uns wieder, meine Schöne«, verkündete er und legte ihr den Arm um die Schultern.
    Lynn tastete nach dem Türgriff und hielt den Stoffbeutel fest umklammert. »Danke für den netten Abend und das Essen.«
    »Ich glaube, ich liebe dich.«
    Aus sicherer Entfernung warf sie ihm eine Kusshand zu. Als sie ins Haus eilte, war ihr übel, und sie fühlte sich mehr als nur ein bisschen betrunken. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn. Sie rannte auf die Gästetoilette, schloss die Tür und kniete sich vors Klo. Ihr war, als müsste sie sich übergeben. Nach einer Weile ging es jedoch besser.
    In Caitlins Zimmer war es heiß und stickig und roch nach Schweiß. Ihre Tochter schlief, der Fernseher war ausgeschaltet. Bildete sie es sich nur ein oder lag es am Licht? Seit heute Morgen schien das Gesicht ihrer Tochter noch gelber geworden zu sein.
    Im Wohnzimmer war Luke fest eingeschlafen. Im Fernsehen lief eine Wiederholung der Wirtschaftsshow The Dragon’s Den. Sie stellte den Ton ab, damit Caitlin nicht gestört wurde, goss sich in der Küche ein großes Glas Chardonnay ein und trank es auf ex. Dann kehrte sie ins Wohnzimmer zurück.
    Luke erwachte mit einem Ruck. »Hi! Schönen Abend gehabt?«
    Lynn errötete. Gute Frage. War es ein schöner Abend gewesen?
    Sie kam sich schmutzig vor. Schuldig. Unehrlich. Doch in diesem Augenblick war es ihr egal. Sie schaute auf den Stoffbeutel mit dem Geld und sagte leise: »Alles in Ordnung. Mission erfüllt. Wie geht es Caitlin?«
    »Nicht gut. Sie ist schwach. Meinst du –?«
    Sie nickte.
    »Morgen?«
    »Das hoffe ich bei Gott.«
    Dann umarmte sie ihn zum ersten Mal. Drückte ihn an sich. Drückte ihn, als wäre er ihr Rettungsanker, und das stimmte auch. Sie spürte seine Tränen auf ihrem Gesicht. Da hörten sie von oben einen furchtbaren Schrei.

99
    KURZ NACH MITTERNACHT klingelte es an der Tür. Lynn schoss die Treppe hinunter und öffnete. Dr. Hunter stand mit seiner schwarzen Tasche davor und sah sehr müde aus.
    Einen Moment lang schaute sie seinen Anzug an und fragte sich absurderweise, ob er ihn eigens für diesen Besuch angezogen oder die ganze Nacht Bereitschaft gehabt hatte.
    »Ross, wie gut, dass Sie da sind. Gott sei Dank. Danke, dass Sie gekommen sind.«
    Am liebsten hätte sie ihn umarmt.
    »Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich hatte noch einen anderen Notfall, als Sie anriefen.«
    »Nein, schon gut, danke fürs Kommen. Das weiß ich wirklich zu schätzen.«
    »Wie geht es ihr jetzt?«
    »Sehr schlecht. Sie schreit vor lauter Bauchschmerzen und weint die ganze Zeit.«
    Er eilte die Treppe hinauf in Caitlins Zimmer. Dort stand Luke und hielt mit verwirrtem Gesicht Caitlins Hand. Im dämmrigen Licht der Nachttischlampe konnte man sehen, dass ihr der Schweiß übers Gesicht lief. Ihr ganzer Hals und die Arme waren mit Kratzspuren bedeckt.
    »Hallo, Caitlin«, sagte der Arzt. »Sag mir bitte, wo genau tut es weh?«
    »Es tut überall weh. Bitte, geben Sie mir etwas gegen das Jucken!«
    »Von wo genau kommen die Schmerzen, Caitlin?«
    »Ich will nach Hause« japste sie.
    Ross Hunter runzelte die Stirn. »Nach Hause? Du bist zu Hause«, sagt er sanft.
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie verstehen mich nicht.«
    »Schon gut«, warf Lynn ein. »Sie meint unser altes Haus, Winter Cottage. Es liegt auf dem Land, in der Nähe von Henfield.«
    »Warum möchtest du dorthin, Caitlin?«, fragte er.
    Sie starrte ihn an und öffnete den Mund, als wollte sie antworten. Sie japste nach Luft.
    »Ich glaube, ich sterbe«, keuchte sie, schloss die Augen und stieß ein langgezogenes, grauenhaftes Stöhnen aus.
    Ross Hunter ergriff ihr Handgelenk und fühlte ihren Puls. Dann sah er ihr in die Augen.
    Caitlins Gesicht und auch ihre weit aufgerissenen Augen hatten sich nikotingelb verfärbt.
    Lynn war, als hätte man eine Aderpresse um ihre Eingeweide gelegt.
    »Kannst du mir genau zeigen, wo’s weh tut?«, fragte Hunter.
    Sie öffnete ihr Nachthemd und deutete auf die Stelle. Ross Hunter legte die Hand darauf und schaute ihr prüfend in die Augen. Er sagte Caitlin, er werde gleich zurück sein, führte Lynn aus dem Zimmer und schloss die Tür.
    Luke wartete mit aschgrauem Gesicht auf dem Treppenabsatz.
    »Wird sie wieder gesund?«, fragte er.
    Lynn nickte ihm beruhigend zu, wollte aber kurz unter vier Augen mit dem Arzt

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