Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Welt.«

97
    IN ZYPERN FUHREN ALLE RECHTS. Deswegen war das Land auch ein bevorzugter Markt für gestohlene britische Autos. Natürlich gab es das auch in anderen Ländern, aber Zypern hatte die laschesten Kontrollen. Feilte man die Seriennummern an Fahrgestell und Motorblock sorgfältig ab und ersetzte sie und die Papiere durch gute Fälschungen, würde man keine Probleme bekommen.
    Vlad Cosmescu wusste nur zu gut, dass man einen Wagen am sichersten verschwinden ließ, indem man ihn nach Zypern schickte.
    Er war nicht sentimental, aber es tat ihm schon leid, als sein geliebter schwarzer Mercedes SL 55 AMG im grellen Schein der Bogenlampen am Kai des Hafens von Newhaven in einen Container verladen wurde. Er zog noch einmal an seiner Zigarette und warf sie dann achtlos weg. Nur wenige Meter entfernt hievte ein Kran einen Container in die Luft und hob ihn auf das Deck eines Schiffes. Eine Hupe ertönte, als ein Fahrer seinen Gabelstapler durch das Gewirr von Kisten, Containern, Menschen und Fahrzeugen steuerte.
    England hatte ihm Glück gebracht, die Zeit in Brighton war sehr angenehm gewesen. Um zu überleben, musste man jedoch, genau wie beim Glücksspiel, Selbstdisziplin üben und aussteigen, solange man die Nase vorn hatte. Nachdem das Wrack der Scoob-Eee und die Leiche von Jim Towers entdeckt worden waren, war sein Vorsprung auf ein Minimum geschrumpft.
    Noch ein Tag, dann wäre er weg. Noch eine letzte Aufgabe. Morgen Abend würde er in der Maschine nach Bukarest sitzen. Er hatte einen netten Haufen Geld beiseitegelegt, ihm standen viele Möglichkeiten offen. Vielleicht würde er in Europa bleiben, aber es gab auch andere Länder, die ihn lockten. Vor allem Brasilien, wo es angeblich wunderschöne Mädchen gab, die häufig einen Sexjob im Ausland suchten. Ein warmes Klima war durchaus reizvoll, dazu schöne Frauen und ansprechende Casinos.
    Die Engländer hatten einen Ausdruck dafür. Wie hieß es doch gleich? Die Welt ist meine Auster oder so ähnlich.
    Vielleicht aber waren derartige Meereskonnotationen momentan nicht angebracht.

98
    SPÄTER GINGEN SIE über die windige, fast verlassene Strandpromenade zum Parkhaus. Nach drei Whisky sour und einer halben Flasche Wein war Lynn ziemlich milde gestimmt. Und hatte Mitleid mit Okuma. Er hatte seinen Vater nie kennengelernt. Seine Mutter hatte er mit sieben Jahren durch eine Überdosis verloren und war danach bei Pflegeeltern aufgewachsen, die ihn sexuell missbrauchten. Später hatte er in Heimen gelebt. Mit vierzehn hatte er sich einer Straßengang in Brighton angeschlossen, die einzigen Menschen, wie er sagte, die ihm jemals Selbstvertrauen gegeben hatten.
    Eine Zeitlang war er Laufbursche eines Dealers gewesen, danach zur Schule gegangen und hatte sich für ein Wirtschaftsstudium an der University of Brighton eingeschrieben. Er hatte geheiratet, drei Kinder bekommen, doch wenige Monate nach seinem Examen verließ ihn seine Frau wegen eines reichen Immobilienmaklers. Seither war er der Ansicht, dass man nur durch viel Geld gesellschaftlichen Status gewinnen konnte. Genau das versuchte er, hatte bisher aber einen Fehlstart nach dem anderen hingelegt.
    Vor einigen Jahren war ihm klargeworden, dass er auf legale Weise kaum schnell zu Geld kommen würde, und war darauf verfallen, das System zu betrügen.
    »Geschäft ist doch immer ein Spiel, Lynn, nicht wahr?«
    »Na ja, ganz so weit würde ich nicht gehen.«
    »Nein? Mir ist klar, wie ein Inkassobüro funktioniert. Ihr verdient das große Geld mit den Schulden, die ihr eintreibt und die eigentlich schon abgeschrieben sind. Und das soll kein Spiel sein?«
    »Aber Schulden ruinieren Firmen, Reg. Dadurch verlieren Leute ihren Arbeitsplatz.«
    »Ohne Unternehmer wie mich würden die Firmen gar nicht erst gegründet.«
    Sie musste angesichts seiner Logik lächeln.
    »Aber wir wollten doch bei einer romantischen Verabredung nicht übers Geschäft reden, oder?«
    Obwohl sie angetrunken war, konzentrierte sie sich ganz auf ihre Mission. Morgen früh musste sie die zweite Hälfte an die Transplantations-Zentrale überweisen, koste es, was es wolle.
    Okuma hatte ihr den Arm um die Schultern gelegt, blieb abrupt stehen und wollte sie küssen.
    »Nicht hier!«, flüsterte sie eindringlich.
    »Sollen wir zu dir fahren?«
    »Ich habe eine bessere Idee.«
    Sie ließ ihre Hand zu seinem Reißverschluss wandern und presste sie provokativ auf seine Erektion.
    *
    Als sie im dunklen, halbleeren Parkhaus in seinem Wagen saßen, öffnete

Weitere Kostenlose Bücher