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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sprechen.
    »Würdest du mir bitte ein Glas Wasser holen?«
    »Ähm, ja, natürlich.« Er verschwand nach unten.
    »Lynn, wir müssen sie sofort ins Krankenhaus bringen. Ihr Zustand ist äußerst besorgniserregend.«
    »Bitte, Ross, können wir nicht bis morgen warten, bis morgen Nachmittag? Es geht auf und ab mit ihr, zwischendurch wirkt sie auch wieder ziemlich kräftig. Sie wird noch eine Weile durchhalten.«
    Er legte seine tadellos manikürten Hände auf ihre Schultern und schaute sie eindringlich an.
    »Ja, sie mag sich dann und wann ein bisschen erholen, aber davon dürfen Sie sich nicht täuschen lassen. Sie verbraucht ihre allerletzten Reserven, wann immer sie ihre Kräfte sammelt. Lynn, Sie müssen begreifen, dass sie ohne Notfallbehandlung vielleicht nicht bis morgen Nachmittag überlebt. Ihre Leber arbeitet fast gar nicht mehr. Ihr ganzer Körper wird von innen vergiftet.«
    Tränen strömten über ihr Gesicht. Ihr war schwindlig, und sie spürte seine kräftigen Hände, als sie ins Schwanken geriet. Ich muss stark sein, dachte sie. So weit haben wir es schon geschafft. Jetzt muss ich wirklich stark sein. Am Mittag würde die Deutsche sie abholen. Es waren nur noch wenige Stunden. Bis dahin müssen wir durchhalten.
    Sie schaute ihn entschlossen an. »Es geht nicht, Ross, nicht heute Nacht.«
    »Warum um Himmels willen nicht? Sind Sie verrückt geworden?«
    »Ich kann sie nicht im Krankenhaus sterben lassen. Und genau das wird passieren. Sie wird dorthin gehen, um zu sterben.«
    »Sie wird sterben, wenn sie nicht umgehend behandelt wird.«
    »Sie stirbt, wenn sie keine neue Leber bekommt, und ich glaube nicht mehr daran, dass sie dort eine bekommen wird.«
    »Es ist ihre einzige Chance, Lynn.«
    »Heute Nacht geht es nicht, Ross. Vielleicht morgen Nachmittag?«
    »Ich kann Ihr Zögern einfach nicht verstehen.«
    Luke kam mit dem Wasser die Treppe herauf. Sie nahm es dankbar entgegen. Jetzt konnte sie ihn nicht mehr wegschicken.
    »Ich möchte, dass Sie ihr etwas geben, Ross.«
    »Ich bin kein Leberspezialist.«
    »Verdammte Scheiße, Sie sind doch Arzt!«, schrie sie. Dann schüttelte sie über sich selbst den Kopf. »Es tut mir leid, Ross, ganz ehrlich. Aber Sie müssen ihr doch irgendetwas geben können. Irgendein Stärkungsmittel für die Leber, damit die verdammten Schmerzen aufhören. Etwas, das ihren Körper kräftigt, Vitamine oder so.«
    Er holte sein Handy aus der Tasche. »Lynn, ich rufe jetzt einen Krankenwagen.«
    »NEIN!«
    Ihr heftiger Schrei überraschte ihn. Einen Augenblick lang schauten sie einander an wie zwei Schützen beim Duell.
    Dann bedachte er sie mit einem sonderbaren Blick.
    »Hier ist etwas im Gange, nicht wahr? Etwas, von dem ich nichts weiß. Sie wollen mit ihr ins Ausland, stimmt’s? Zu einer Transplantation nach China?«
    Sie schaute ihn wortlos an und fragte sich, ob sie ihm vertrauen konnte. Mit einem Blick bedeutete sie Luke, er möge schweigen.
    »Nein«, antwortete sie.
    »Sie würde die Reise nicht überleben, Lynn.«
    »Ich – ich bringe sie nicht ins Ausland.«
    »Warum wollen Sie dann nicht, dass sie jetzt ins Krankenhaus kommt?«
    »Stellen Sie mir bitte keine Fragen, Ross.«
    Er runzelte die Stirn. »Sie sollten mir lieber sagen, was hier abläuft. Gehen Sie zu einem alternativen Arzt? Einem Geistheiler?«
    »Ja«, stieß sie hervor. Vor lauter Nervosität war sie völlig atemlos. »Ja – ich habe da jemanden –«
    »Der könnte sie doch auch im Krankenhaus aufsuchen.«
    Lynn schüttelte heftig den Kopf.
    »Ist Ihnen klar, in welche Gefahr Sie Caitlin damit bringen?«
    »Was zum Teufel hat Ihr verdammtes System denn bisher für sie getan?«, fragte Luke zornig. »Was hat der verfluchte staatliche Gesundheitsdienst für sie getan? Die haben sie doch jahrelang ins Krankenhaus geschleppt und wieder entlassen, auf die Transplantationsliste gesetzt und ihr große Hoffnungen gemacht, dass sie eine neue Leber bekommt. Dann haben sie sich entschieden, sie irgendeinem blöden Alkoholiker zu geben, damit der noch ein paar Jahre weitersaufen kann. Was wollen Sie denn? Sie wieder in dieses Höllenloch schicken, damit ihr noch mehr Leute eine neue Leber versprechen können, die sie doch nie bekommt?«
    Er wandte sich ab und drückte die Fäuste gegen die Augen.
    In der nachfolgenden Stille schauten Lynn und der Arzt einander trostlos an.
    »Er hat recht«, sagte sie schließlich.
    »Lynn, ich werde ihr ein starkes Antibiotikum spritzen und Tabletten dalassen, die Sie ihr

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