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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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beinahe schwarz.
    Er hörte, wie hinter ihm Türen geöffnet und zugeschlagen wurden, dann sagte eine muntere Stimme: »Mensch, du wirst sie ganz schön draufkriegen von deiner Lady, wenn du zu spät kommst. Ich möchte nicht mit dir tauschen, Roy!«
    Er drehte sich um und entdeckte Walter Hordern, einen großen, eleganten Mann, der immer einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte trug. Offiziell war er Direktor des Friedhofswesens von Brighton and Hove, aber auch dafür zuständig, bei der Bergung von Leichen und dem daraus erwachsenden beträchtlichen Papierkram zu helfen. Trotz seines ernsten Berufs besaß Walter einen boshaften Sinn für Humor und konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als Roy auf den Arm zu nehmen.
    »Warum das denn, Walter?«
    »Sie hat heute ein Vermögen beim Friseur ausgegeben, nur für die Party. Sie wird ganz schön sauer sein, wenn du sie versetzt.«
    »Ich versetze sie nicht.«
    Walter schaute demonstrativ auf die Uhr und sah ihn skeptisch an.
    »Falls nötig, übertrage ich dir die verdammten Ermittlungen, Walter.«
    Dieser schüttelte den Kopf. »Nee, ich hab lieber mit den Steifen zu tun. Die geben wenigstens keine Widerworte. Goldrichtig sind die.«
    Grace grinste. »Ist Darren hier?«
    Darren war Cleos Assistent im Leichenschauhaus.
    Walter deutete auf den Lieferwagen. »Er sitzt da drinnen und telefoniert mit seiner Liebsten.« Er verdrehte die Augen. »Frauen, ich kann dir sagen.«
    Grace nickte und schrieb rasch eine SMS:
     
    Schiff nicht da. Wird später. Treffen uns besser bei Jim. XXX
     
    Als er das Handy wieder in die Tasche stecken wollte, piepste es scharf. Er warf einen Blick aufs Display. Cleo hatte geantwortet.
     
    Komm nicht zu spät. Muss dir was sagen.
     
    Er runzelte die Stirn, irgendwie gefiel ihm der Ton nicht, und es stand auch kein X am Ende. Er begab sich außer Hörweite und wählte ihre Nummer. Sie meldete sich sofort.
    »Ich kann jetzt nicht reden«, sagte sie knapp. »Hab eine Familie zur Identifizierung da.«
    »Was willst du mir denn sagen?« Er hörte die Sorge in seiner Stimme.
    »Das sage ich dir lieber persönlich, nicht am Telefon. Später, okay?« Sie hängte ein.
    Scheiße. Er starrte auf das Handy und steckte es wieder ein. Jetzt war er noch unruhiger.
    Ihr Tonfall hatte ihm ganz und gar nicht gefallen.

11
    SIMONA LERNTE, WIE MAN Aurolac-Dämpfe aus einer Plastiktüte inhalierte. Eine kleine Flasche Farbverdünner, die sie ohne weiteres im Baumarkt stehlen konnte, reichte für mehrere Tage. Romeo hatte ihr beigebracht, wie man klaute und in die Tüte blies, um den Farbverdünner mit Luft zu vermischen. Dann atmete man ein, blies den Atem in die Tüte und atmete wieder ein.
    Wenn sie inhalierte, verschwand der nagende Hunger.
    Wenn sie inhalierte, wurde das Leben in ihrem Zuhause erträglich. Dem Zuhause, in dem sie lebte, solange sie zurückdenken konnte. Oder, besser gesagt, solange sie zurückdenken wollte. Dem Zuhause, das sie entdeckt hatte, als sie durch eine Lücke im zerbrochenen Betongehweg geschlüpft und die Metalltreppe hinuntergeklettert war. Sie gelangten unter die vielbefahrene, ungepflasterte Straße und von dort aus in die unterirdische Höhle, die man zur Wartung des Dampfrohrs ausgehoben hatte. Das Rohr maß fast vier Meter im Durchmesser und war Teil des Fernwärmenetzes, das die meisten Gebäude der Stadt versorgte. Dadurch war es hier unten im Winter warm und trocken, im Frühling aber unerträglich heiß, bis das Heizsystem abgeschaltet wurde.
    In einem winzigen Teil dieses Raums, einem kleinen Spalt zwischen Rohr und Wand, hatte sie ihr Zuhause eingerichtet. Es bestand aus einem alten Federbett, das sie auf dem Müll gefunden hatte, und Gogu, der bei ihr war, solange sie denken konnte. Gogu war ein beigefarbener, formloser, schäbiger Streifen Kunstpelz, den sie jede Nacht im Schlaf an ihr Gesicht drückte. Sie besaß nichts außer Gogu und den Kleidern, die sie am Leib trug.
    Fünf von ihnen lebten ständig hier, sechs mit dem Baby. Manchmal kamen auch andere und blieben eine Weile, bevor sie weiterzogen. Der Raum war mit Kerzen beleuchtet, und wenn sie Batterien hatten, lief Tag und Nacht Musik. Westliche Popmusik, die Simona manchmal glücklich und dann wieder ganz verrückt machte, weil sie laut war und selten aufhörte. Sie stritten ständig deswegen, doch die Musik lief ununterbrochen. Gerade sang Beyoncé, die mochte sie. Ihr Aussehen. Eines Tages, so träumte sie, würde auch sie wie

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